Im Jahr 1600 war Japan ein Land der Kriege. Mehr als ein Jahrhundert lang hatten sich die Kriegsherren um die Kontrolle ihrer Gebiete bekämpft. In der zentralen Region Japans, die sich von Ōsaka und Kyōto bis zur Präfektur Aichi erstreckte, traten einige mächtige Männer auf den Plan, die das Land vereinigen wollten.
Der erste „große Reichseiniger“ war Oda Nobunaga (1534-1582), ein mächtiger regionaler Feudalherr, der sein Gebiet von der heutigen Präfektur Aichi auf einen großen Teil der heutigen Chūbu- und Kansai-Regionen ausdehnte. Die jahrzehntelange Unterwerfung seiner Rivalen fand ein Ende, als einer seiner Gefolgsleute ihn in einen Hinterhalt lockte und ihn zwang, Selbstmord zu begehen anstelle sich töten zu lassen.

Nobunagas Nachfolger war ein anderer seiner Gefolgsmänner, Toyotomi Hideyoshi (1537-1598) – ein ehemaliger Bauer, der weitere Provinzen eroberte und sogar zwei Invasionen in Korea anordnete. Als er starb, hinterließ er einen minderjährigen Sohn – der zu schwach war, um in seine Fußstapfen zu treten – und somit gab es keinen wirklichen Nachfolger von Toyotomi.
Allianzen und Konflikte im Machtvakuum

Dies öffnete die Tür für die Ambitionen von Tokugawa Ieyasu (1543-1616), einem Feudalherren, der in Zentraljapan geboren wurde, dessen Herrschaftsgebiet sich jedoch im Osten gelegenen Edo (dem heutigen Tōkyō) befand. Tokugawa war ein Meister der Strategie und der Manipulation, dessen Aufstieg zur Macht von wechselnden Allianzen und Verhandlungen mit Feinden geprägt war. Er verbrachte die zwei Jahre nach Toyotomis Tod damit, Bündnisse mit einer Reihe von Feudalherren in ganz Japan zu schließen.
In der Opposition wurden die Kämpfe von einem anderen ehemaligen Gefolgsmann Toyotomis angeführt, Ishida Mitsunari, der sich als Beschützer von Toyotomis Familie, seines jungen Erben und seines Vermächtnisses betrachtete. Eine Reihe von Zusammenstößen führte schließlich zu einem Kräftemessen, bei dem sich Tokugawas östliche und Ishidas westliche Armeen in Sekigahara gegenüberstanden.
Die Schlacht beginnt

Fast alle Kriegsherren Japans ergriffen entweder die eine oder andere Seite und beteiligten sich an den Schlachtvorbereitungen. Tatsächlich ist die Schlacht von Sekigahara als die größte in der feudalen Geschichte des Landes bekannt, an der schätzungsweise 150.000 Samurai-Krieger teilnahmen. Trotz dieses Ausmaßes dauerte sie jedoch nicht einmal einen Tag. Viele der Kriegsherren, die Ishidas Lager angehörten, hatten nämlich geheime Vereinbarungen mit Tokugawa getroffen. Andere, die glaubten, dass Ishida verlieren würde, wechselten mitten in der Schlacht die Seiten und bescherten Tokugawa einen grandiosen Sieg.
Obwohl es noch einige Jahre dauerte, bis Tokugawa seine Kontrolle über ganz Japan festigen konnte, wird diese denkwürdige Schlacht als der Beginn des Tokugawa-Shōgunats angesehen, da Tokugawas Nachkommen das Land schließlich über 260 Jahre lang regieren würden.
Überrest der Schlacht

Heute ist Sekigahara eine kleine Stadt auf dem Land in der Präfektur Gifu, die sich das Ambiente des alten Japan bewahrt hat. Bei einem Spaziergang oder einer Radtour durch die Region werden Sie eine Reihe von vertikalen Fahnen sehen, die auf Hügeln und an anderen Stellen angebracht sind. Diese markieren die Orte, an denen sich einige der berühmten Kriegsherren während der Schlacht aufgehalten haben sollen.
Das Gifu Sekigahara Battlefield Memorial Museum

Ein Muss für alle, die sich für diese historische Schlacht interessieren, ist das Gifu Sekigahara Battlefield Memorial Museum, das nur 10 Gehminuten vom Bahnhof Sekigahara entfernt liegt. Dieses 2020 eröffnete, hochmoderne Museum umfasst digitale Displays, die die Gäste auf virtuelle Schlachtfelder führen, wo sie alle wichtigen strategischen Bewegungen der Truppen nachvollziehen können. Außerdem gibt es Ausstellungen mit Nachbildungen jener Rüstungen, die die Samurai-Krieger in der Schlacht trugen, sowie mit Schwertern, Briefkopien und anderen Gegenständen, die den Kriegsherren gehörten. Es gibt auch einen Cosplay-Bereich, in dem man eine Samurai-Rüstung anprobieren und sich mit Requisiten wie einem Waffen-Imitat oder einem japanischen Schwert fotografieren lassen kann.
Das oberste Stockwerk bietet einen 360-Grad-Panoramablick auf das ehemalige Schlachtfeld. Es heißt sogar, dass es sich genau an der Stelle befindet, an der Tokugawa Ieyasu seinen Sieg beobachtete.
Die Burg Hikone

Nach der Schlacht teilte Tokugawa Ieyasu die regionalen Ländereien unter den Feudalherren auf, wobei er die wichtigsten an seine treuesten Gefolgsleute übergab. In der Zwischenzeit blieb Ōsaka mit seiner gewaltigen Burg im Besitz der Familie Toyotomi. Um zu verhindern, dass der Toyotomi-Clan seine Position ausnutzte, um seine Herrschaft herauszufordern, befahl Tokugawa seinen Anhängern, eine Reihe von weiteren Burgen zu bauen, die Ōsaka umschließen sollten.
Ii Naomasa war einer von Tokugawas treuesten Dienern und hatte in der Schlacht von Sekigahara einen wichtigen Beitrag geleistet. Im Gegenzug erhielt er die ehemalige Domäne des besiegten Kriegsherren Ishida Mitsunari, welche sich auf der Ostseite des Biwa-Sees befand (wo sich heute die Stadt Hikone, Präfektur Shiga, befindet). Es war ein strategisch wichtiger Ort, um den Toyotomi-Clan im Auge zu behalten. Tokugawa ordnete den Bau einer neuen Burg an, um sich für letzte Schlachten zu rüsten.
Nach jahrelangen Verhandlungen und einer andauernden Belagerung fiel die Burg Ōsaka im Jahre 1615, und die Herrschaft der Toyotomi fand ein Ende. Die Burg Hikone (ca. 30 km südwestlich von Sekigahara entfernt) wurde nie im Rahmen einer Schlacht eingesetzt. Heute ist sie eine der fünf Burgen, die über die Jahrhunderte hinweg weitgehend intakt geblieben sind und zum nationalen Kulturgut erklärt wurden.
Entwickelt für eine starke Verteidigung

Die Burg Hikone wurde erbaut, als Krieg noch eine realistische Sorge war, was sich im Bau diverser Verteidigungsanlagen sowie in der äußeren und inneren Architektur widerspiegelt. Die massiven Steinfundamente sollten Feinde daran hindern, den Hügel zu erklimmen, auf dem sich der Hauptturm befindet. Geschütztürme sollten auf sich nähernden Krieger schießen. Die Außenseite des dreistöckigen Hauptturms ist mit einer Reihe von dekorativen Dächern und Fenstern bedeckt, um eine Präsenz der Stärke auszustrahlen. Diese Merkmale sowie das Erscheinungsbild sollten Feinde davon überzeugen, kampflos bzw. eine Belagerung aufzugeben.
Nach Beendigung des Konflikts der Clans diente die Burg weiter als Wohnsitz der herrschenden Feudalherren, aber auch als Verwaltungssitz für politische und andere administrative Aufgaben. Die Palasträume wurden sorgfältig rekonstruiert und sind heute Teil des Schlossmuseums von Hikone.
Das Hikone Castle Museum

Zu den Ausstellungsstücken des Hikone Castle Museum gehören eine hervorragende Sammlung von Kunsthandwerk, Rüstungen und Waffen sowie Gegenstände im Zusammenhang mit der Teezeremonie, die alle über mehrere Generationen des Ii-Clans weitergegeben wurden. Das traditionelle Nō-Theater und die Teezeremonie dienten dazu, die Beziehungen zwischen den Feudalherren zu vertiefen, und daher bewahrt das Museum noch immer ein Theater und damit verbundene Gegenstände wie Masken, Kostüme und Requisiten auf.
Glücklicherweise hat die Loyalität des Ii-Clans gegenüber den Tokugawa über die Jahre hinweg dazu beigetragen, diese großartige Sammlung zu erhalten. Während andere Feudalherren manchmal gezwungen wurden, ihren Clan-Sitz zu verlegen, um sie daran zu hindern, sich gegen das Shōgunat aufzulehnen, durfte der Ii-Clan während der gesamten Edo-Zeit (1603-1868) in diesem strategisch wichtigen Gebiet bleiben. 260 Jahre lang unterstützte er das Tokugawa-Shōgunat, und die Clanführer gehörten stets zu den ranghöchsten Feudalherren.
Der Genkyūen-Garten und Bootsfahrt durch den Graben

Neben der Burg Hikone liegt der Genkyūen-Garten, ein traditioneller Landschaftsgarten, der von den Feudalherren zur Unterhaltung genutzt wurde. Das Gelände umgibt einen zentralen Teich und umfasst ein Teehaus, das Matcha-Tee mit traditionellen Süßigkeiten serviert.
Besucher:innen können den umliegenden Wassergraben mit einem Boot befahren. Dessen Design ist jenen aus der Zeit der Samurai nachempfunden. Die Decke ist so niedrig, dass man in das Boot hineinkriechen muss, so wie es die Feudalherren, ihre Frauen und Kinder vor Jahrhunderten taten. Die 45-minütige Bootsfahrt ist ein beliebtes Ausflugsmöglichkeiten, vor allem wenn die Kirschblüte in voller Blüte steht (in der Regel Ende März bis Anfang April).

Anfahrt
Sekigahara ist mit der Regionalbahn in etwa 50 Minuten von Nagoya (eine Haltestelle des Shinkansen-Hochgeschwindigkeitszuges) zu erreichen. Hikone liegt etwa 40 Minuten mit dem Zug von Kyōto oder Nagoya entfernt. Die Zugfahrt zwischen Sekigahara und Hikone dauert ca. eine halbe Stunde.
Dieser Artikel wurde ursprünglich auf Englisch bei All About Japan veröffentlicht und von JAPANDIGEST übersetzt und nachbearbeitet.
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