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Alternative zur Goldenen Route: Neue Ecken Japans erkunden mit dem Tōkaidō-Shinkansen

Diana Casanova
Diana Casanova

Die Tōkaidō-Linie ist die am häufigsten genutzte Shinkansen-Linie, denn mit Tōkyō, Yokohama, Nagoya, Ōsaka und Kyōto verbindet sie vier der fünf größten Städte Japans. Statt direkt von Tōkyō nach Kyōto zu fahren, lohnt es sich, unterwegs Halt zu machen.

Teeplantagen in der Präfektur Shizuoka
Teeplantagen in der Präfektur Shizuoka. © Photo AC / たー坊

Der Tōkaidō-Shinkansen ist womöglich die wichtigste Shinkansen-Linie Japans. Nicht nur verbindet sie die äußerst beliebte und entsprechend vielbefahrene Strecke zwischen Tōkyō und Kyōto, sie ist auch die erste Strecke des Shinkansen-Netzes, die am 1. Oktober 1964 – kurz vor den Olympischen Sommerspielen in Tōkyō – in Betrieb genommen wurde. Gleichzeitig war die Tōkaidō-Linie mit einer Höchstgeschwindigkeit von damals 210 km/h auch der erste Hochgeschwindigkeitsstrecke weltweit. Pro Jahr befördert dieser Shinkansen bis zu 500.000 Passagiere täglich. 

Heute verbindet der Tōkaidō-Shinkansen mit Tōkyō, Yokohama, Shizuoka, Nagoya, Kyōto und Ōsaka sechs wichtige wirtschaftliche und touristische Metropolen miteinander und ist in drei Zug-Kategorien unterteilt: Der schnellste Zug, der Nozomi, erreicht die Endhaltestelle Shin-Ōsaka in gerade einmal 2 1/2 Stunden. Das macht ihn zu den beliebteren Verbindungen, entsprechend teuer ist ein Zugticket und auch JR Pass-Inhaber:innen müssen in der Regel einen Aufschlag bezahlen. Der Hikari hingegen braucht etwa drei Stunden bis Shin-Ōsaka und hält an einigen Stationen mehr als der Nozomi (insgesamt bedient die Tōkaidō-Strecke 16 Bahnhöfe). Mit insgesamt vier Stunden Fahrtzeit ist der Kodama die langsamste Verbindung. Alle drei Züge fahren mehrmals stündlich ab. 

Der Tōkaidō-Shinkansen.
Der Tōkaidō-Shinkansen. © Photo AC / 末広がり

Seinen Namen hat der Hochgeschwindigkeitszug übrigens von der gleichnamigen Post- und Handelsroute, welche in der Edo-Zeit (1603-1868) den Regierungssitz Edo (das heutige Tōkyō) mit der kaiserlichen Hauptstadt Kyōto verband. Heute ist ihr Verlauf der meistbefahrene Verkehrsweg Japans. 

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Erster Stopp: Yokohama, die Metropole am Meer

Japans zweitgrößte Stadt ist nur einen Katzensprung von Tōkyō entfernt. Mit einer der vielen Direktverbindungen kann man Yokohama in etwa 30 Minuten erreichen, was die Stadt auch zu einem beliebten Tagesausflugziel macht. Als wichtige und historische Hafenstadt gibt besonders an der Wasserfront rund um das futuristische Neubaugebiet Minato Mirai viel zu entdecken. Die dortige Skyline gehört sicherlich zu den beeindruckendsten des Landes. Moderne Einkaufszentren machen Yokohama zu einem wahren Shoppingparadies, aber auch die ansprechende Museumslandschaft, wie etwa das Yokohama Museum of Art oder das bei Kindern sehr beliebte Cup Noodles Museum, werten einen Besuch auf. Der kleine Freizeitpark Cosmo World befindet sich in Gehweite zu Yokohama Chinatown, wo man authentische chinesische Küche genießen kann.

Minato Mirai bei Nacht.
Minato Mirai bei Nacht. © Tunafish / Unsplash

Zweiter Stopp: Shizuoka, Fuji und Tee

Die Präfektur Shizuoka ist vor allem für zwei Dinge berühmt: Grüntee-Plantagen und szenische Fuji-Panoramen. Die gleichnamige Präfekturhauptstadt blickt zudem auf eine lange Geschichte zurück. Sie ist die Heimatstadt des Shōguns Tokugawa Ieyasu, der Anfang des 17. Jahrhunderts das bis dahin von Machtkämpfen zersplitterte Japan wiedervereinte. Das Gelände seines ehemaligen Sitzes, die Burg Sumpu, kann man besichtigen. Als Teil der Tōkaidō-Handelsroute machten viele Reisende in Shizuoka Halt. Heutzutage rühmt sich die Präfektur mit der Tatsache, dass sie Japans größter Grünteeproduzent ist. Entsprechend viele lokale Delikatessen mit den Teeblättern gibt es, etwa Buchweizennudeln oder Eiscreme. Vom Nihondaira-Felsplateau kann man bei gutem Wetter über die weitläufigen Teeplantagen und sogar den Fuji staunen

Teeplantagen in Shizuoka.
Teeplantagen in Shizuoka. © Photo AC / sin10

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Dritter Stopp: Nagoya, ein modernes Shopping-Paradies

Im Herzen Japans gelegen, ist diese kosmopolitische Stadt reich an vollmundigen Köstlichkeiten und interessanter Geschichte. Mit über zwei Millionen Einwohnern ist sie Japans viertgrößte Stadt und zudem Hauptstadt der Präfektur Aichi. Als Wahrzeichen gilt die im Zentrum gelegene Burg Nagoya, welche 1610 von Tokugawa Ieyasu als Residenz für seinen Sohn errichtet wurde. Eine weitere berühmte Sehenswürdigkeit ist der Atsuta-Schrein, den jährlich bis zu sieben Millionen Menschen besuchen. Er ist nach dem Ise-Schrein (die wichtigste religiöse Stätte des Shintoismus) der zweitgrößte Schrein des Landes und soll eines der drei kaiserlichen Regalien beherbergen. Vor allem Shopping-Wütige werden in den Einkaufsstraßen von Sakae oder den historischen Markthallen von Osu auf ihre Kosten kommen. 

Die Burg Nagoya.
Die Burg Nagoya. © Photo AC / 十倉十市

Vierter Stopp: Maibara, Entspannung am Biwa-See

Viele Ausländer:innen verschlägt es nicht in die Präfektur Shiga – dabei beeindruckt sie mit wunderschöner Natur und köstlichen lokalen Gerichten. Die Stadt Maibara kennt man in erster Linie aufgrund ihres Shinkansen-Bahnhofs und befindet sich am Ostufer des Biwa-Sees. Japans größter See ist die Hauptattraktion der Region, an dem vor allem Wassersportler:innen auf ihre Kosten kommen. Am Westufer befindet sich die kleine Burg Hikone, die seit 1622 nahezu im Originalzustand erhalten ist. 

Der Biwa-See.
Der Biwa-See. © Takeshi Yu / Unsplash

Dieser Artikel erschien in gekürzter Form in der JAPANDIGEST Oktober 2023-Ausgabe und wurde für die Veröffentlichung auf der Website nachbearbeitet. 

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