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Samurai in Japan: die 12 berühmtesten Krieger | Teil 1

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Japanische Samurai – die Kriegerklasse des japanischen Mittelalters – sind oftmals der Stoff von Filmen und anderen Werken der japanischen Kultur. Selbst im Ausland faszinieren die japanischen Ritter. Von diesen zwölf Samurai sollten Sie gehört haben. | Teil 1

Holzschnitt japanischer Samurai im Kampf

Die zwölf berühmtesten Samurai Japans stammen aus Zeiten der beiden bedeutendsten Konflikte der japanischen Geschichte: der Gempei-Krieg (1180-1185) und die Zeit der Streitenden Reiche (Sengoku-Zeit, 1467-1590). Aus dem ersten entstand das Kamakura-Shōgunat (1185-1333); die Reihe der Konflikte der Sengoku-Zeit brachte das Tokugawa-Shōgunat hervor, das Japan von 1603 bis 1868 regieren sollte.

Hier finden Sie die Plätze 12 bis 7. Die Plätze 6 werden in Teil 2 vorgestellt:

Holzschnitt japanischer Samurai im KampfSamurai in Japan: die 12 berühmtesten Krieger | Teil 2Japanische Samurai – die Kriegerklasse des japanischen Mittelalters – sind oftmals der Stoff von Filmen und anderen Werken der japanischen K...14.08.2019

sengoku-zeitSengoku-Zeit (1467-1603): Die streitenden ReicheUnter der Sengoku-Zeit versteht man eine über 100-jährige Phase der japanischen Geschichte, in der auf den japanischen Hauptinseln Honshū, S...02.08.2016

12. Tomoe Gozen (巴 御前)

Holzschnitt von Tomoe Gozen auf einem Pferd

Bild: Wikipedia

Tomoe Gozen (ca. 1157-1247) war eine onna bugeisha (weibliche Kampfkünstlerin), die während des Gempei-Kriegs unter Minamoto no Yoshinaka diente. Bevor die Samurai in der Edo-Zeit (1603-1868) zu einer anerkannten Gesellschaftsklasse erhoben wurden, wurden Frauen zum Kampf mit naginata (Stangenwaffe) und kaiken (Dolch) trainiert, um Gemeinden mit wenigen männlichen Kriegern zu beschützen. Tatsächlich sagt man der legendären Kaiserin Jingu nach, sie habe im Jahr 200 eine Invasion Koreas geführt, nachdem ihr Mann, der Kaiser, im Kampf gefallen war. Ob das jedoch wirklich passiert ist, wird bis heute debattiert.

Der Gempei-Krieg wurde zwischen den mächtigen Klans der Minamoto (Genji) und Taira (Heike) ausgetragen, beides Sprösslinge der kaiserlichen Linie. Tomoe errang einige Erfolge im Krieg: Sie führte eine 1.000-Mann starke Kavallerie an, überlebte eine Schlacht von 300 gegen 6.000 Krieger und sammelte die Köpfe ihrer Gegner wie Briefmarken. In der Geschichte der Heike, einem epischen Gedicht über den Krieg (kompiliert bis 1309), wird neben Tomoes Schönheit auch ihre kriegerische Fähigkeit gerühmt: „Sie war eine bemerkenswerte Bogenschützin und als Schwertkämpferin war sie mehr wert als 1.000, jederzeit bereit, einem Dämonen oder einem Gott – beritten oder zu Fuß – entgegenzutreten.“

Als der Gempei-Krieg sich dem Ende neigte, konkurrierte sie mit Yoshinaka um die Macht über den gesamten Minamoto-Klan. Während Yoshinaka von seinem Cousin Yoritomo (Begründer des Kamakura-Shōgunats) besiegt wurde, berichten Aufzeichnungen von Tomoe, die 1184 bei der Schlacht von Awazu Yoritomos stärksten Krieger vom Pferd stieß, ihn festnagelte und ihm den Kopf abschlug. Was anschließend mit ihr geschah ist unklar und die Bedeutung der onna bugeisha verblasste bis zur Edo-Zeit. Doch Tomoe ist als beliebtes Motiv in Ukioyo-e-Drucken und in Kabuki-Stücken wieder aufgetaucht.

11. Kusunoki Masashige (楠木 正成)

Statue von Kusunoki Masashige

Bild: Wikipedia

Kusonoki Masashige (ca. 1294-1336) ist für seine militärischen Strategien sowie seine unermüdliche Loyalität bekannt. 1331 schloss er sich Kaiser Go-Daigo (1288-1339) an, um dem Kamakura-Shōgunat die Macht zu entreißen. Unter diesem war die Rolle des Kaisers zum bloßen Symbol geworden. Kusonokis größter Triumph kam 1332, als er mit nur 2.000 Mann die Burg Chihaya (südlich von Ōsaka) gegen die 100.000 Kopf starke Armee des Shōgunats verteidigte.

Kusonoki wurde nach dem Krieg die Kontrolle über zahlreiche Gebiete in Kansai übertragen. Doch die sogenannte Kemmu-Restauration war kurzlebig, denn Kusunoki wurde vom Ashikaga-Klan betrogen, als dieser 1336 zwei Mal seine Armeen gegen den Kaiserhof in Kyōto marschieren ließ. Beim zweiten Aufmarsch riet Kusonoki dem Kaiser, die Ashikaga-Armee die Hauptstadt einnehmen zu lassen, während der Kaiser und seine Unterstützer bei den Mönchen am Berg Hiei Unterschlupf suchten. Anschließend sollten die kaiserlichen Streitkräfte vom Berg hinab die Gegner in der Stadt einfangen. Go-Daigo jedoch befahl Kusonoki, vorzudringen. Der erfahrene Stratege erkannte darin sein Todesurteil und folgte dennoch dem Befehl. Als seine Truppen schließlich bei der Schlacht von Minatogawa (nahe dem heutigen Kōbe) überwältigt wurde, beging Kusunoki Suizid, anstatt sich gefangen nehmen zu lassen. Bis heute ist er ein Symbol für Mut und Kaiserliebe und eine Statue von ihm wurde vor dem kaiserlichen Palast in Tōkyō errichtet.

10. Sanada Yukimura (真田 幸村)

Holzschnitt von Sanada Yukimura auf Pferd vor Samurai-Kriegern

Bild: Wikipedia

Seiner Tage wurde Sanada Yukimura (1567-1615) als größter Kriegsheld in Japan gefeiert, der zu Beginn tapfer die tumultöse Regierung der Tokugawa über das Land anfocht. Seine geniale Verteidigung der Burg Ueda (Nagano) verhinderte, dass Tokugawa Hidetadas 40.000-Mann-Armee rechtzeitig zur Unterstützung seines Vaters Ieyasu die Schlacht von Sekigahara 1600 erreichte. Ieyasu gewann die Schlacht dennoch und obwohl er bald darauf die Kontrolle über ganz Japan erlangte, führte Sanada den letzten Widerstand gegen die Tokugawa bei der Belagerung von Ōsaka 1614-1615 an. Seine Truppen kämpften so verbissen, dass Tokugawa sich gezwungen sah, nach dem Winter-Feldzug einen Waffenstillstand zu akzeptieren. Einige Monate später kehrte Ieyasu mit 150.000 Männern zurück und besiegte letztlich die erschöpften 60.000 Mann Sanadas, der getötet wurde.

9. Yasuke (弥助)

Yasuke war ein afrikanischer Sklave, den der Jesuitenmissionar Alessandro Valignano 1579 nach Japan brachte. Niemand in Japan hatte je zuvor einen Menschen mit dunkler Hautfarbe gesehen, weshalb seine Anwesenheit zu einer Sensation wurde. Er wurde zu einer Audienz mit dem damals mächtigsten Kriegsherrn Oda Nobunaga gerufen, der verblüfft ob Yasukes äußerlicher Erscheinung war. Er gebot ihm, seinen Oberkörper zu entkleiden und seine Haut zu schrubben, um zu beweisen, dass er nicht mit Tinte eingefärbt war.

Nobunaga war so beeindruckt von Yasukes Stärke und Statur – Aufzeichnungen zufolge war er rund 188 cm groß –, dass er ihn in seine persönliche Leibgarde aufnahm. 1581 wurde Yasuke in die Klasse der Samurai erhoben und auf der Burg Azuchi stationiert. Als Krönung Nobunagas Gefolgsleute dinierte er dort mit dem Kriegsherrn selbst und fungierte als sein persönlicher Schwertträger.

Als Nobunaga 1582 von Akechi Mitsuhide betrogen und am Honno-ji-Tempel zum Suizid gezwungen wurde, bekämpfte Yasuke Akechis Streitkräfte. Er floh zur Burg Azuchi, wo er kurz unter Nobunagas Sohn diente, bis auch dieser von Akechi angegriffen wurde und Selbstmord beging.

Yasuke legte daraufhin sein Schwert vor Akechi nieder, der nicht daran gewöhnt war, dass ein Samurai die Ergebung dem Selbstmord vorzieht. Er schickte Yasuke zurück zur Jesuitenmission nach Kyōto. Ob dies aus Geringschätzung des „Biests“, wie Akechi ihn nannte, geschah, oder um einen Akt der Güte zu verhüllen, wird weiter debattiert. Über das folgende Schicksal Yasukes ist nichts Weiteres bekannt, obwohl es möglich ist, dass 1584 seine Anwesenheit in Kyūshū aufgezeichnet wurde.

Es gibt keine sicheren Quellen zum Geburtstort Yasukes, doch möglicherweise stammte er aus Mosambik, Angola oder Äthiopien oder war vielleicht ein in Europa geborener Sklave aus Portugal. Auch sein wahrer Name ist unbekannt. Es wird jedoch vermutet, dass Yasuke das Äquivalent dazu auf Japanisch ist.

8. Uesugi Kenshin (上杉 謙信)

Holzschnit von Uesuge Kenshin in Samurai-Rüstung

Bild: Wikipedia

Uesugi Kenshin (1530-1578) war der vierte Sohn eines mächtigen Kriegsherrn. Er trat aus einem Nachfolgestreit und internen Konflikten mit Bauern und Mönchskriegern in der Provinz Echigo (heutige Präfektur Niigata) während der Sengoku-Zeit hervor.

Sein Spitzname ist der Drache von Echigo und er war nicht nur bekannt für sein militärisches Geschick, sondern auch seine Konkurrenz mit Takeda Shingen. Während Uesugi die Provinz Echigo sicherte, drang Takeda direkt hinter der Grenze im nördlichen Shinano (heutige Präfektur Nagano) vor.

Zwischen 1553 und 1564 standen sich die beiden Samurai fünf Mal bei Schlachten in Kawanakajima (heute südlicher Teil der Stadt Nagano) gegenüber. Bei den meisten dieser handelte es sich zwar um kleinere Auseinandersetzungen, doch bei der vierten Schlacht im Oktober 1561 fehlte Uesugi nicht mehr viel bis zum Sieg über Takeda, als er persönlich bis in dessen Kommandozentrale vordrang. Gänzlich unvorbereitet konnte Takeda sich Uesugi mit einem Eisenfächer vom Leib halten, bis einer seiner Gefolgsleute das Pferd Uesugis mit einem Speer durchbohrte und Uesugi selbst in die Flucht getrieben wurde.

Als der Hōjō-Klan aus Kantō Takedas Festung in der Provinz Kai (heutige Präfektur Yamanashi) von der Zufuhr zum Salzhandel abschnitt, schickte Uesugi Salz aus Echigo mit der angeblichen Begründung, dass er nicht mit Salz, sondern mit dem Schwert kämpfe. Er soll sogar geweint haben, als er 1573 von Takedas Tod erfuhr und gesagt haben: „Ich habe meinen guten Rivalen verloren. Wir werden keinen Helden mehr wie ihn sehen!“

Uesugi kämpfte später gegen die wachsende Macht Oda Nobunagas, und erteilte ihm 1577 gar eine große Niederlage bei der Schlacht von Tedorigawa (heutige Präfektur Ishikawa). Er sammelte Truppen um sich – nun sogar in Verbündung mit den Takedas – um seine Angriffe auf Nobunagas Territorium 1577 und 1578 fortzuführen. Doch er erlag schlechter Gesundheit bevor der Angriff stattfinden konnte. Sein Grabstein steht am Rinsen-ji-Tempel in Jōetsu (Niigata), wo er als junger Mann Zen und Kampfkunst gelernt hatte.

7. Minamoto no Yoshitsune (源 義経)

Holzschnitt von Minamoto no Yoshitsune unter einem Baum

Bild: Wikipedia

Minamoto no Yoshitsune (1159-1189) war einer der Anführer im Gempei-Krieg zwischen den Minamoto und den Taira. Als Kind wurde ein Großteil seiner unmittelbaren Famillie bei der Heiji-Rebellion 1160 getötet. Sein Halbbruder Yoritomo wurde auf die Izu-Halbinsel verbannt und Yohitsune wurde in die Obhut der Mönche vom Kurama-Tempel in den Bergen nördlich von Kyōto gegeben. 1174 zog er nach Hiraizumi in der Provinz Mutsu (heutiger östlicher Teil der Tōhoku-Region), wo er über Jahre unter dem Schutz von Fujiwara no Hidehara stand, dem Kopf des im Norden mächtigen Fujiwara-Klans.

Manpukuji-Tempel in KoshigoeDas japanische Rechtswesen | Teil 7: Yoshitsune und das Mitleid mit dem SchwächerenVerglichen mit seinem Bruder Yoritomo, war Minamoto no Yoshitsune zwar ein exzellenter militärischer Stratege, hatte jedoch keinen Sinn für...24.07.2019

Yoshitsune schloss sich mit Yoritomo zusammen, als dieser 1180 eine Armee aufbaute, um die Taira zu bekämpfen. Yoshitsune führte seinen Klan zu einer Reihe von Siegen, die in die Schlacht von Dan-no-ura (heutige Präfektur Yamanashi) mündeten. Nach dem erfolgreichen Ende des Kriegs und der Gründung des Kamakura-Shōgunats durch Yoritomo, beschlichen diesen Zweifel an seinem Halbbruder. Er hob alle Titel Yoshitsunes auf und drängte ihn 1185 zurück ins Exil in Hiraizumi. Nachdem Hidehara 1187 gestorben war, wurde Yoshitsune von Hideharas Sohn im Auftrag Yoritomos betrogen, umzingelt und zum Suizid gezwungen.

Der Vorfall ist insbesondere für den Stehenden Tod von Benkei bekannt, einem furchteinflößendem Mönchskrieger, der zu Yoshitsunes Gefolge gehörte, seit dieser ihn auf einer Brücke in Kyōto besiegt hatte. Ihm wird nachgesagt, an seinem letzten Tag ganz alleine bei der Verteidigung der Brücke zu Yoshitsunes Residenz 300 Gegner erschlagen zu haben. Daraufhin wurde er aus der Ferne mit Pfeil und Boden angegriffen, ging jedoch nicht zu Boden. Nachdem er sich eine Zeit nicht gerührt hatte und seine Gegner sich ihm näherten, stellte sich heraus, dass er im Stehen gestorben war.

Yoshitsune steht in Japan symbolisch für tragische Helden. Er ist eine beliebte Figur im Kabuki-Theater und ein zentraler Charakter im dritten Teil des epischen Gedichts Die Geschichte der Heike.


Dieser Artikel wurde ursprünglich auf Englisch bei All About Japan veröffentlicht und von JAPANDIGEST übersetzt und nachbearbeitet. Teil 2 folgt demnächst.

Titelbild: Wikipedia

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