1. Daruma Otoshi
Daruma Otoshi (auf Deutsch: den Daruma umschmeißen) ist ein traditionelles Spielzeug aus Holz. Daruma sind beliebte Glücksbringer und sollen den buddhistischen Mönch Bodhidharma darstellen. Bei dem Spielzeug liegen unter einem Daruma-Kopf aufgestapelt mehrere bunte, runde Holzscheiben (sogenannte tsumiki), die mit einem kleinen Hammer herausgehauen werden müssen, ohne den Turm dabei umzuwerfen. Das Spiel wird zum Neujahr oder zu anderen festlichen Anlässen gespielt, denn es heißt, wer es schafft, alle Steine aus dem Stapel zu schlagen, ohne den Daruma zum Umfallen zu bringen, der hat das ganze nächste Jahr über Glück.
Neben dem allgemeinen Spaß, den Daruma Otoshi bringen soll, ist es auch ein beliebtes Spiel, um Kindern etwas über das Thema Gleichgewicht und das Trial-and-Error-Konzept beizubringen.

2. Hanetsuki
Wie beim Badminton spielen sich bei Hanetsuki die Spielenden einen Ball (der traditionell aus einer Seifenbeere und Federn gemacht wird) mit künstlerisch verzierten Schlägern (den sogenannten hagoita) hin und her. Hanetsuki wird ohne ein Netz und auf keinem speziellen Feld gespielt, sondern einfach überall, wo gerade Platz ist. Während es in der traditionellen Version keine Gewinner oder Verlierer gibt und das Ziel nur darin besteht, den Ball so lange wie möglich in der Luft zu halten, gibt es heute Regeln, nach denen man auch verlieren kann.
Das Spiel kann man das ganze Jahr über auch allein spielen, wird aber traditionell mit einem/einer Mitspieler:in zum Neujahr gespielt – weil die Bewegung, die man beim Schlagen macht, das Böse wegwedeln soll. Es gibt aber auch die Theorie, dass Kinder das Spiel spielen, um im nächsten Jahr nicht von Mücken gestochen zu werden, denn der verwendete Ball erinnert entfernt an eine Moskito fressende Libelle.
Die Schläger kamen in der Muromachi-Epoche (1336-1573) von China das erste Mal nach Japan, waren da aber noch recht schlicht gehalten. Ab der Edo-Zeit wurden diese dann mit Bildern von Kabuki-Schauspielern aufwändig dekoriert. Heute werden sie insbesondere in der Zeit vor Neujahr auf Festen an diversen religiösen Stätten verkauft. Der bekannteste Markt ist hierbei der am Sensō-ji-Tempel in Tōkyō. Dort verkaufen jedes Jahr Händler:innen an mehr als 20 Ständen über 10.000 verschiedene Schläger. Die dort verkauften hagoita sind zwar, aufgrund ihres prachtvollen Designs, zum Hanetsuki spielen etwas ungeeignet, dafür machen sie sich aber als Dekoration in der eigenen Wohnung sehr gut und beschützen dabei auch noch das Haus vor ungewolltem Bösen.

3. Kendama
Wohl eines der auch international bekanntesten japanischen Spielzeuge: das Kendama. Das Geschicklichkeits-Spielzeug besteht aus einem hölzernen (in modernen Versionen auch aus Kunststoff gefertigten) Griff (dem ken, Japanisch für Schwert) und einem daran an einem Seil befestigten Ball, dem tama, in dem ein Loch ist. Ziel des Spiels ist es, in einer Bewegung den Ball in die Luft zu katapultieren und ihn dann präzise mit dem Loch auf der Spitze des ken landen zu lassen. Das sieht nicht nur beeindruckend aus, wenn man dies erfolgreich schafft, sondern trainiert nebenbei auch die Augen-Hand-Koordination. Wer diese Basistechnik gemeistert hat, der kann sich an weiteren, herausfordernden Tricks versuchen. In Japan gibt es ganze Meisterschaften, in denen Kendama-Meister:innen ihre neuesten Tricks zur Schau stellen.

4. Kemari
Kemari ist ein Ballspiel, ähnlich Hacky-Sack oder Footbag, wo die Spielenden versuchen, sich gegenseitig einen Ball zuzuspielen und ihn so lange wie möglich nicht den Boden berühren zu lassen. Gewinner:innen und Verlierer:innen gibt es dabei nicht.
Kemari soll vor bereits über 1.400 Jahren von China den Weg nach Japan gefunden haben, erlebte seine Blütezeit aber erst in der Heian-Zeit (794-1185), wo Kemari ein beliebtes Spiel am japanischen Kaiserhof wurde – gespielt wurde, wohlgemerkt, in voller höfischer Montur: mit allen Lagen, welche die Kimonos zu der Zeit aufzuweisen hatten. Ganz traditionell war das Spielfeld ein Garten, wo in den vier Ecken Kirschbäume, Weiden, Ahornbäume und Kiefern gepflanzt waren. Der Ball wurde aus Rehleder gefertigt, aber laut Erzählungen sollen nach und nach die Hofdamen damit begonnen haben, edlere Varianten herzustellen.
Dafür verwendeten sie Kimono-Stoffreste, die mit filigranen Seiden-Stickereien verziert wurden, um Reichtum und Handfertigkeit zu demonstrieren. Die kleinen Kunstwerke wurden dann sehr schnell nicht mehr zum Spielen verwendet, sondern als Kunstgegenstände ausgestellt. Diese sogenannten Temari kann man heutzutage in vielen Orten in Japan kaufen – ganz besondere Schätze findet man aber in Kanazawa (Präfektur Ishikawa), der Hauptstadt des Kunsthandwerks.

Uta-Garuta
Das Kartenspiel Uta-Garuta verbindet Geschwindigkeit mit Gedichts-Wissen: Vor den Spielenden (hierbei gibt es Variationen, sei es nur ein Eins gegen Eins, Team gegen Team, oder alle gegen jeden) werden hundert Karten ausgebreitet, auf denen die letzten Sätze von Waka-Gedichten des Hyakunin Isshu (eine Anthologie aus einhundert Waka-Gedichten von einhundert Poet:innen) stehen. Der Vorleser hat einen Kartenstapel mit den vollständigen Gedichten in der Hand und liest ein zufällig Gezogenes vor. Die Spielenden müssen dann so schnell es geht die dazugehörige Karte mit dem letzten Satz finden und sich schnappen, bevor es ein anderer tut. Während für Anfänger:innen diese Suche etwas länger dauern kann, erkennen geübte Uta-Garuta-Spieler:innen bereits an den ersten Silben des Gedichts, welches Ende dazu gehört.
Die Spielkarten sowie viele Kartenspiele kamen erst Mitte des 16. Jahrhunderts durch die Portugiesen nach Japan. Daher auch das japanische Wort karuta (manchmal auch garuta) für Karte: Das stammt nämlich vom portugiesischen carta. Vor dieser Zeit wurden viele Kartenspiele, die wir in ähnlicher Form auch in Deutschland kennen (wie beispielsweise Memory) mit Muscheln gespielt: Bereits im 12. Jahrhundert wurden kleine Bilder unter Muscheln gemalt, deren Paare man aus einer Schar Muschelhälften finden musste.

Ein Tipp für alle, die lieber anderen beim Spielen zugucken, als selbst zu spielen: Manche Uta-Garuta-Meisterschaften werden im japanischen Fernsehen übertragen und es gibt sogar einen populären Manga (sowie dazugehöriger Anime) mit dem Titel „Chihayafuru“, der sich rund um das Uta-Garuta-Spiel dreht.
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