Tōkyōs Handwerk & Kultur: 11 einzigartige Workshops & Erlebnisse zum Mitmachen

Diana Casanova
Diana Casanova

Viele ausländische Reisende möchten nicht mehr nur von Ort zu Ort reisen, sondern die Kultur und Traditionen Japans hautnah erleben. Dazu eignen sich Workshops unter der Anleitung professioneller Künstler:innen hervorragend. Diese Kurse und Erlebnisse in Tōkyō sollten sich Japan-Fans nicht entgehen lassen!

Amezaiku-Workshop bei Ameshin in Tōkyō
Amezaiku-Workshop bei Ameshin in Tōkyō. © TCVB

Im Jahre 2023 besuchten 25 Millionen Menschen aus aller Welt das Land der aufgehenden Sonne, Tendenz steigend. Seit dem Ende der Corona-Pandemie und der Aufhebung aller Einreisebeschränkungen erlebt Japan einen riesigen Reiseboom. Allem voran steht die Hauptstadt Tōkyō auf der To-Do-Liste der meisten Reisenden – und das selbstverständlich zu Recht. Nicht nur ist sie das Tor zu Reisen in andere japanische Regionen, die Mega-City selbst bietet ein unglaublich vielfältiges und spannendes Angebot an Sehenswürdigkeiten, Kulinarik und Kultur.

Doch es lässt sich beobachten, dass das klassische Sightseeing, bei dem man einfach von Ort zu Ort reist, immer unattraktiver wird. Stattdessen stehen intimere Erfahrungen im Vordergrund, bei denen die japanische Kultur und Geschichte auf neue, authentische Art und Weise, mit direktem Kontakt zu den Einheimischen, erlebt werden kann. Eine tolle Gelegenheit dafür stellen Workshops dar, die dazu einladen, selbst einmal Hand anzulegen. Neben typisch japanischem Handwerk werden in Tōkyō auch eine Reihe interessanter Kurse angeboten, die sich mit den in der Hauptstadt entstandenen Künsten beschäftigen.

Workshops & Kultur-Erlebnisse in Tōkyō


1. Sanpuru: Fake Food selbst machen

Shokuhin sanpuru
Shokuhin sanpuru vor einem japanischen Restaurant: Diese Plastikimitate sind eine effektive Marketingstrategie, um das jeweilige Menü ansehnlich zu präsentieren. © iStock.com/TkKurikawa

Zahlreiche japanische Restaurants in ganz Japan präsentieren ihr Menü im Schaufenster in Form von sogenannten shokuhin sanpuru oder „food sample“. Das sind Imitationen aus Plastik oder Harz, die dem tatsächlichen Gericht zum Verwechseln ähnlich sind und einen realistischen Überblick über das kulinarische Angebot bieten, ohne das Lokal betreten zu müssen.

Im Yamato Sample Third Atelier im Viertel Kami-Ikebukuro können Gäste im Rahmen eines 20- bis 60-minütigen Workshops selbst ein solches sanpuru herstellen. Angeboten werden 14 verschiedene Optionen, u. a. Schlüsselanhänger, Foto-Halter oder Kerzen, die in der Regel am selben Tag mit nach Hause genommen werden können. Je nach Auswahl kostet die Teilnahme zwischen 1.760 und 5.280 Yen pro Person. Eine vorherige Reservierung ist nötig. Bitte beachten Sie die gesonderten Termine und Voraussetzungen für bestimmte Kurse.

Anfahrt: Mit der Tōbu-Linie bis zur Station Kita-Ikebukuro, von dort sind es. ca. 5 Gehminuten zum Atelier. Alternativ mit der JR Saikyō-Linie bis zur Station Itabashi, von dort sind es ca. 10 Minuten zu Fuß.


2. Amezaiku: Kunst zum Vernaschen

Amezaiku
© TCVB

Entstanden im 8. Jahrhundert, wurde die Handwerkskunst Amezaiku vor allem während der Edo-Zeit (1603-1868) zum echten Publikumsmagneten, als Straßenkünstler ihre Talente auf Märkten und Festivals zur Schau stellten. Beim Amezaiku wird eine klebrige, zähe Masse aus Zuckersirup (auf Japanisch mizuame) auf ca. 90 Grad erhitzt und dann in wenigen Minuten in die gewünschte Figur per Hand oder Werkzeug gezogen, geformt und geschnitten.

Ameshin ist eine Künstlergruppe, die sich voll der Tradition des Amezaiku gewidmet hat, welche mangels Nachfolgern vom Aussterben bedroht ist. In ihrem Atelier Hanakawado Studio in Asakusa werden Workshops angeboten und eine begrenzte Auswahl an Amezaiku-Süßwaren verkauft. Die Teilnahme am Workshop kostet 3.100 Yen pro Person und dauert 1 ½ bis 2 Std (eine Reservierung ist erforderlich). In der Filiale Tōkyō Solamachi am Fuße des Tōkyō Skytree wird ein größeres Amezaiku-Sortiment angeboten und es ist zudem möglich, den Künstler:innen bei der Herstellung der süßen Figuren zuzuschauen.

Anfahrt: Hanakawado Studio befindet sich ca. 5-10 Gehminuten von der Station Asakusa (Asakusa-, Ginza- oder Tōbu-Linie) entfernt. Für Tōkyō Solamachi steigen Sie an der Station Oshiage (Asakusa-, Oshiage- oder Hanzomon-Linie) aus.


3. Edo Fūrin: Windspiele selbst gestalten

Furin Windspiele
Japanische Windspiele werden "fūrin" genannt. © S. Tsuchiya auf Unsplash

Das Studio Shinohara Fūrin hat sich auf traditionelle Windspiele aus Glas, sogenannte Edo Fūrin spezialisiert, von denen es heißt, ihr Glockenklang würde Unglück fernhalten. Diese existieren bereits seit der Edo-Zeit und werden in einem speziellen Prozess hergestellt.

Bei einem Workshop vor Ort blasen und bemalen Gäste unter professioneller Anleitung ihr eigenes Edo Fūrin-Glas, welches sie im Anschluss mit nach Hause nehmen können. Die Kosten belaufen sich auf 2.400 Yen pro Person für ein Windspiel. Alternativ wird das Bemalen eines vorgefertigten Edo Fūrin für 1.800 Yen pro Person angeboten. Die ca. 60-minütigen Workshops finden in der Regel an ausgewählten Terminen statt, eine vorherige Anmeldung per Telefon oder E-Mail ist erforderlich. Bitte erkundigen Sie sich vorher, ob eine Ausrichtung in englischer Sprache möglich ist.

Anfahrt: Das Studio liegt ca. 15 Gehminuten von der Station Mizue (Toei Shinjuku-Linie) entfernt.


4. Edo Kiriko: Tōkyōs traditionelle Glaskunst

Edo Kiriko-Gläser
Edo Kiriko-Gläser. © iStock.com/y-studio

Als Edo Kiriko wird eine japanische Glaskunst mit Ursprung in Edo (dem heutigem Tōkyō) bezeichnet. Sie wird seit dem Ende der Edo-Zeit hergestellt und gilt als traditionelles Handwerk der Hauptstadt. Edo Kiriko zeichnet sich durch filigrane Muster und Motive aus, die in die farbige oder transparente Glasoberfläche geschleift werden.

Im Sumida Edo Kiriko-kan können Gäste ihr persönliches Trinkglas auswählen und mit Mustern versehen. Der Workshop wird dreimal täglich von Dienstag bis Samstag angeboten und dauert ca. 1 ½ Std. Pro Erwachsener kostet die Teilnahme 4.950 Yen, das Glas kann direkt mit nach Hause genommen werden. Eine Reservierung über die Website (Japanisch) oder per E-Mail (Englisch) ist erforderlich.

Anfahrt: Mit der JR Chuō-Sōbu-Linie oder der Hanzōmon-Linie bis zur Station Kinshichō, von dort sind es ca. 7 Minuten zu Fuß.


5. Kintsugi-Workshop

Eine mit der Kintsugi-Technik reparierte Teeschale
Eine mit der Kintsugi-Technik reparierte Teeschale. © iStock.com/riya-takahashi

Kintsugi ist eine traditionelle Methode, zerbrochene Keramik wie Teller, Tassen und Schüsseln zu reparieren. Mithilfe von Urushi-Lack und -Kittmasse werden die Scherben zusammengefügt und verklebt. Statt die Bruchstellen zu verdecken, werden diese mit Goldstaub bemalt und hervorgehoben, woraus sich der wörtliche Name „Goldverbindung“ ergibt. Kintsugi gilt als Inbegriff der japanischen Wabi Sabi-Ästhetik, in der die Unvollkommenheit der Dinge ihre Schönheit erst ausmacht.

Das Atelier Tsugu Tsugu veranstaltet einstündige Workshops, bei denen Gäste entweder die Bruchstellen von bereits zusammengeklebtem Geschirr mit Urushi-Lack und Goldstaub bemalen („Traditional Kintsugi Workshop“), oder bei denen sie mithilfe von synthetischem Harz kleine Kintsugi-artige Stücke wie Stäbchenablagen oder Schlüsselanhänger („Kintsugi-style Workshop“) anfertigen. Die Kosten belaufen sich auf 6.600 bis 9.900 Yen pro Person. Bitte beachten Sie zusätzliche Hinweise und Preise für eine Teilnahme. Eine vorherige Reservierung ist erforderlich.

Anfahrt: Tsugu Tsugu verfügt über je ein Atelier in Ebisu und Asakusa, der Veranstaltungsort ist abhängig von Teilnehmerzahl und Verfügbarkeit.


6. Wagashi: Traditionelle Süßspeisen

Traditionelle Wagashi-Süßspeisen
Traditionelle Wagashi-Süßspeisen. © iStock.com/karinsasaki

Wagashi beschreiben traditionell japanische Süßspeisen, die kunstvoll und elegant angerichtet werden. Sie sind ein beliebter Snack zum grünen Tee und werden daher oft zur Teezeremonie serviert. AN TOKYO bietet verschiedene 30- bis 120-minütige Workshops, bei denen Gäste unter professioneller Anleitung sich selbst an der Wagashi-Herstellung versuchen können. Manche Angebote enthalten auch eine Teezeremonie oder die Zubereitung mehrerer Wagashi-Sorten, die im Anschluss gemeinsam verzehrt werden. Die Workshops finden mehrmals täglich statt, eine vorherige Reservierung ist erforderlich. Je nach Angebot belaufen sich die Kosten auf 1.100 bis 4.140 Yen pro Person.

Anfahrt: Mit der Ginza-Linie oder der JR Yamanote-Linie bis zur Station Kanda. Von dort sind es 3 Gehminuten zum Geschäft.


7. Sadō: Die japanische Teezeremonie

Szene einer japanischen Teezeremonie.
Szene einer japanischen Teezeremonie. © iStock.com/Zummolo

Die Tradition der Teezeremonie hat ihren Ursprung im 8. Jahrhundert, als buddhistische Mönche diese aus China nach Japan brachten. Die Teezeremonie ist eng mit dem Zen-Buddhismus verbunden, denn bei ihr geht es nicht um den einfachen Konsum oder ein perfektes Ergebnis, sondern um das Erreichen eines meditativen Zustandes während der Praxis. 

Maikoya bietet eine authentische Teezeremonie-Erfahrung mit englischen Erklärungen und einer Yukata-Anprobe an. Das Teehaus verfügt über einen kleinen japanischen Garten sowie typische Tatami-Zimmer. Ein Kurs dauert ca. 90 Minuten, optional kann ein Wagashi-Workshop dazu gebucht werden. Eine legere Variante (45 Minuten), bei der normale Straßenkleidung getragen werden wird, ist möglich, ebenso eine kinder- und familienfreundliche Zeremonie. Die Preise beginnen ab 3.600 Yen pro Person. Bitte beachten Sie die Hinweise zur Onlinebuchung und Gruppengröße.

Anfahrt: Mit der Asakusa- oder Ginza-Linie bis zur Station Asakusa. Von dort sind es ca. 6 Gehminuten bis Maikoya.


8. Sumō-Vorführung & Restaurant

Außerhalb der Sumō-Turniere, welche nur dreimal im Jahr stattfinden, ist es gerade für ausländische Reisende schwer, einem echten Sumō-Kampf beizuwohnen. Wer dennoch in den Genuss der japanischen Kampfkunst kommen möchte, kann einen Tisch im Yokozuna Tonkatsu Dosukoi Tanaka buchen.

In diesem ausgefallenen Restaurant, welches von einem ehemaligen Sumō-Ringer gegründet wurde, sind die Tische um einen Sumō-Ring aufgebaut. Dreimal in der Woche werden zur Mittagszeit (sowie abends an ausgewählten Terminen) Sumō-Showkämpfe mit englischen Erklärungen zu Techniken und Regeln abgehalten. Der Eintritt kostet 11.000 Yen pro Person, inkludiert sind ein herzhaftes Tonkatsu-Menü (japanisches Schweineschnitzel) sowie ein anschließendes Meet-and-Greet. Eine Reservierung ist empfohlen.

Anfahrt: Mit der Shinjuku-Linie bis zur Station Kikukawa, von dort sind es ca. 5 Gehminuten zum Restaurant.


9. Yukata- & Kimono-Anprobe

Yukata Asakusa
Besonders in Asakusa lohnt sich eine Yukata-Anprobe, um darin durch die historischen Einkaufsstraßen zu spazieren. © Photo AC / Kohei.Y

Früher waren Kimonos die Alltagskleidung der Japaner:innen, heutzutage werden sie meist zu formellen Anlässen wie Hochzeiten getragen. Im Sommer kleiden sich gerade Mädchen und junge Frauen in farbenfrohe Yukata-Gewänder aus Baumwolle, die, anders als klassische Kimonos, nur aus einer Lage und einem einfachen Obi-Gürtel bestehen.

Für ausländische Reisende gibt es zahlreiche Möglichkeiten, in diese edlen Gewänder zu schlüpfen und durch die Straßen Tōkyōs zu spazieren. Der Kimono-Verleih COCOMO TOKYO befindet sich im Traditionsviertel Asakusa und verfügt über eine große Auswahl unterschiedlicher Yukata und Kimonos für Männer und Frauen, inklusive passender Accessoires und Schuhe. Wer möchte, kann sich vollständig in eine Geisha oder einen Samurai verwandeln lassen. Auch Haarstyling, Make-up und Fotoshootings im Studio oder im Freien sind möglich.

Anfahrt: Mit der Asakusa- oder Ginza-Linie bis zur Station Asakusa. COCOMO TOKYO befindet sich ca. 5 Gehminuten vom Donnertor des Sensōji-Tempels bzw. der Nakamise-Einkaufsstraße entfernt.


10. Rikscha-Fahrt: Die besondere Sightseeing-Tour

Ein Rikscha-Fahrer mit Gästen in Asakusa
Ein Rikscha-Fahrer mit Passagieren in Asakusa © iStock.com/Christian Ouellet

Der Begriff Rikscha ist eine verkürzte Form des japanischen Wortes jinrikisha, was so viel wie „von Menschen betriebener Wagen“ bedeutet. Vermutlich gegen Ende 19. Jahrhunderts in Japan erfunden, wurden sie schnell in vielen Ländern Asiens beliebt und galten als das Verkehrsmittel der Wahl für Menschen aller Schichten.

Heutzutage sind sie bei ausländischen Tourist:innen sehr beliebt, denn sie sind nicht nur eine ausgefallenere Art des Reisens, sondern bieten auch die Möglichkeit, die ortskundigen Rikscha-Fahrer:innen kennenzulernen und mehr über die Stadtviertel zu erfahren. Diverse Rikscha-Anbieter sammeln sich in Asakusa, insbesondere vor dem Sensōji-Tempel. In der Regel ist keine Reservierung erforderlich, sondern man kann die Fahrer:innen für eine spontane Fahrt ansprechen. Preise, Route und Fahrtzeiten variieren je nach Anbieter. Es können maximal zwei Personen in einer Rikscha mitfahren.

Anfahrt: Mit der Asakusa- oder Ginza-Linie bis zur Station Asakusa. Von dort sind es wenige Gehminuten bis zum Donnertor entfernt.


11. Zazen-Meditation im Tempel

Ein Zazen praktizierender Mönch.
Ein Zazen praktizierender Mönch. © iStock.com/SAND555

Viele buddhistische Zen-Tempel bieten die Sitzmeditation (Zazen) für Interessierte an, sei es in Form von kurzen Schnupperkursen oder mehrtägigen Retreats. Die Mönche erklären dabei Etikette, Sitztechnik und lehren die richtigen Atemmethoden. Ziel ist das Finden von innerer Ruhe, das Ordnen der eigenen Gedanken sowie Stressabbau.

Der Kōunji-Tempel im Bezirk Setagaya bietet jeden Samstagabend Zazen-Anfängerkurse mit Diskussionsrunde an, eine Reservierung ist hierfür nicht erforderlich. Weiterhin findet an jedem ersten Sonntag im Monat ein morgendlicher Zen-Workshop für Fortgeschrittene mit anschließendem Frühstück statt. Beide Kurse kosten 400 Yen pro Person und dauern ca. 2 bis 2 ½ Std. Wer kein Japanisch versteht, sollte vor dem Besuch den Tempel per E-Mail kontaktieren und nach englischsprachiger Unterstützung fragen.

Anfahrt: Mit der Odakyu Odawara-Linie bis zur Station Soshigaya-Okura, von dort sind es ca. 10 Gehminuten zum Kōunji-Tempel.


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