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Schleichende Gefahr – Schlangen in Japan

Sina Arauner
Sina Arauner

Sind Sie in Japan viel in der Natur unterwegs, kann es passieren, dass Ihnen eine der über 40 Schlangenarten begegnet. Der folgende Artikel sagt Ihnen, vor welchen Sie sich in Acht nehmen sollten, und welche für Menschen ungefährlich sind.

zwei Japanische Rattenschlangen
Zwei Japanische Rattenschlangen genießen die wärmende Frühlingssonne zwischen Kirschblüten. ©@yb_woodstock / flickr

Zwar sind die meisten Schlangen in Japan nicht giftig, dennoch sollte man in der Natur immer achtsam und rücksichtsvoll unterwegs sein. Wie viele wilde Tiere greifen Schlangen Menschen nur an, wenn sie sich bedroht fühlen. Und auch wenn diese Bisse nicht giftig sind, können sie durchaus schmerzhaft sein. Es ist also ratsam, festes Schuhwerk und lange Hosen zu tragen, sowie darauf zu achten, wohin man tritt.

japanisches Warnschild vor Schlangengefahr für Kinder
Ein Schild in einem Park für Kinder warnt vor Verletzungen durch Schlangen. Diese sollten nicht angefasst werden. ©Arauner

Ungiftige Schlangen

Am häufigsten trifft man auf die Japanische Rattenschlange, auf Japanisch aodaishō アオダイショウ. Sie wird zwischen 100 und 250 cm lang und variiert in ihrer Farbe von blauschimmernd bis braunrötlich. Ein Merkmal sind die Streifen, die entlang des Rückens verlaufen. Diese jedoch sind bei einer anderen Gattung der Natternfamilie wesentlich ausgeprägter, nämlich der Japanischen Vierstreifennatter, auf Japanisch shimahebi シマヘビ. Diese erreichen eine Körperlänge von etwa 80 bis 150 cm und haben eine gelbliche oder hellbraune Körperfarbe.

Japanische Vierstreifennatter
Die Japanische Vierstreifennatter hat einen schmaleren Kopf als die Rattennatter und ist meist in Wäldern anzutreffen. © Alpsdake / Commons Wikimedia

Ebenfalls ungiftig ist die Japanische Keelback Schlange. Ihr japanischer Name hibakari ヒバカリ (日量 oder 日計, bedeutet so viel wie „die Messung eines Tages“) ist ein Überbleibsel aus Zeiten, als man davon ausging, dass dem Opfer nach dem Biss nur ein Tag zu Leben bleibe. Mit einer Länge von 40-65 cm ist sie eine der kleineren Schlangenarten Japans. Die Rückenseite ist grau-bräunlich mit weißen Flecken an der Seite des Kopfes, die Bauchseite ist cremeweiß. Die hibakari ist vor allem in Wald- und Hügellandschaften zu finden, sie bevorzugt Gebiete mit hoher Feuchtigkeit.

hibakari: japanische Schlangenart
Nahaufnahme einer hibakari © Alpsdake / Commons Wikimedia

Giftige Schlangen

Als giftigste der japanischen Schlangen gilt die Mamushi マムシ. Mit einer Länge von 40-65 cm, braun bis rötlicher Grundfärbung und elliptischen Flecken ist die Mamushi im Wald perfekt getarnt. Zwar gilt sie als ruhig, doch wenn sie sich bedroht fühlt, beißt sie zu. Von etwa 2000-3000 Bissen jedes Jahr sind etwa 10 Fälle tödlich.

Ihr Gift sorgt für lokale Schwellungen, Störungen des zentralen Nervensystems, Blutgerinnungsstörungen, Nierenversagen und Gewebsnekrose. Nach einem Biss sollte das verletzte Glied ruhig gehalten werden, von Druckkompressen ist jedoch abzuraten, da diese die lokale Nekrose fördern können. Ein Antiserum ist vorhanden und muss etwa eine Woche lang eingenommen werden.

Mamushi: japanische Schlangenart
Der Mamushi sollte man nicht zu Nahe kommen. © Alpsdake / Commons Wikimedia

Das Gift der Habu-Schlange ハブ, auch Okinawa Habu genannt, wo die Schlange hauptsächlich beheimatet ist, ist sehr stark. Mit 100-240 cm eine der größeren Schlangenarten, heller, olivgrüner Färbung mit länglichen dunkelgrünen Flecken, ist die Habu etwas auffallender als die Mamushi mit ihren gedeckten Farben. Die Habu ist oft in der Nähe von Wohngebieten zu finden, und dringt auf der Suche nach Mäusen oder Ratten in Häuser ein. Sie ist aggressiv und leicht reizbar. Wenn möglich, sollte Kontakt vermieden werden.

Nach einem Biss kann es zu Blutgerinnungsstörungen, starken Gewebsnekrosen, Lähmungen bis hin zu Atemstillstand, Nierenversagen und Schock kommen. Die erste Hilfe ähnelt der bei einem Mamushi-Biss. Nach Anwendung eines Antiserums können in 6-8% der Fälle langanhaltende Schäden auftreten, insbesondere bei starker Gewebsnekrose.

japanische Habu-Schlange
Vor dem 20. Jahrhundert hatte die Habu-Schlange keine natürlichen Feinde. Heute wird sie auf Okinawa (bei lebendigem Leib) in Awamori-Likör eingelegt, um diesem die „besonderen Fähigkeiten“ der Schlange zu übertragen.

Weniger bedrohlich sind Begegnungen mit der Tigernatter, yamakagashi ヤマカガシ.
Etwa 60-120 cm lang, oliv bis graubraun gefärbt und von schwarzen, grünen und rot-orangenen Querbändern überzogen, ist die Tigernatter eine der farbenfrohsten Schlangenarten in Japan. Sie ist semiaquatisch und lebt bevorzugt in Reisfeldern und Nasswiesen.

Anders als die Mamushi und die Habu muss sie ihre Beute regelrecht zerkauen, um das in ihrem Speichel enthaltene Gift in den Blutkreislauf zu befördern. Beim Menschen sorgt dieses Gift für Blutgerinnungsstörungen und kann zu inneren Blutungen führen. Zusätzlich zu diesem selbst produzierten Gift verfügt die Tigernatter über die Fähigkeit, giftige Substanzen ihrer Beute, zum Beispiel Kröten, zu speichern, und diese bei Berührung über eine Drüse am Nacken zu verteilen. Dieses Gift kann beim Menschen zu Herzrhythmusstörungen führen. Nach einem Biss ist die verletzte Stelle ruhig zu halten. Ein Antiserum ist nach Verabreichung innerhalb weniger Stunden wirksam.

japanische yamakagashi-Schlange
Der bunte Hund der japanischen Schlangen-Welt: Yamakagashi. ©hygeta / photozou

Die tatsächlich giftigste Schlange Japans wird in Ratgebern manchmal etwas vernachlässigt, da sie nur im Meer vor dem Süden Japans vorkommt. Der Halbgebänderte Plattschwanz, erabu umi hebi エラブウミヘビ wird zwischen 70-150 cm lang, hat einen blassgelben bis leuchtend blauen Körper, der mit braunen oder schwarzen Streifen verziert ist. Er lebt und jagt in Korallenriffen, da er, trotz kleiner Schwanzflosse, zu langsam ist, um auf gerader Strecke zu jagen. Ein paar Mal im Monat kommt der Plattschwanz an Land, um Frischwasser zu trinken. Dies kann ihm zum Verhängnis werden, denn auf Okinawa wird der Plattschwanz traditionell gejagt.

Sein Gift ist etwa 70 Mal so stark wie das der Habu-Schlange, doch wegen seines kleinen Munds sind Bisse gegen Menschen recht selten. Sollten dennoch Menschen gebissen werden, muss so schnell wie möglich ärztliche Behandlung erfolgen, denn innerhalb der ersten sechs Stunden werden alle Seeschlangen-Biss als lebensbedrohlich eingestuft. Problematisch ist hierbei, dass die Bisse oft völlig schmerzfrei sind und ohne Schwellungen auftreten. Um die Verbreitung des Gifts nach einem Biss zu entschleunigen, ist das Anlegen eines Kompressionsverbands hilfreich.

BBC Wild: Auf Seeschlangen-Jagd

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