Diese Woche in Japan | 11. Januar 2019

Nils Gärtner
Nils Gärtner

Auch diese Woche ist in Japan wieder einiges passiert. Vor allem Abes Kommentare aus der letzten Woche und ministeriale Fehltritte sorgten für Negativschlagzeilen. Vergleichsweise gut steht Japans Tourismusindustrie dar, sie konnte eine erneute Rekordzahl bekanntgeben.

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Touristenzahl auf Rekordhoch: 31 Mio. Touristen besuchten Japan 2018

Zum sechsten Mal in Folge verzeichnete das Ministerium für Land, Infrastruktur, Transport und Tourismus einen neuen Rekord an ausländischen Besuchern in Japan. 2018 wuchs die Zahl um 2,5 Mio. auf insgesamt 31,19 Mio. Touristen. Dies bedeutete einen Anstieg von ganzen 8,7 % im Vergleich zum Vorjahr.

Als Grund der Rekordzahlen sieht Tōkyō die Anforderungslockerungen für Einreiseerlaubnisse aus anderen asiatischen Ländern sowie den Ausbau des Luftverkehrsnetzes.

Obwohl eine Reihe von Naturkatastrophen im Jahr 2018 für einen Rückgang der Besucherzahlen im September sorgte, konnte die Bilanz bis zum Jahresende wieder kräftig zulegen. Ob die vor kurzem in Kraft getretene Ausreisesteuer die Begeisterung an einer Japanreise dämpfen wird, bleibt abzuwarten.

Fest steht jedoch, dass die japanische Regierung sich vorgenommen hat, 2020, dem Jahr der Olympischen Spiele in Tōkyō, sogar 40 Mio. ausländische Besucher in das Land locken.

Treffen mit May: Abe sagt, die Welt wolle keinen No-Deal-Brexit

Bei seinem Besuch in London am Donnerstag sprach sich der japanische Premierminister Abe Shinzō für Premierministerin Theresa Mays Pläne zum Austritt der britischen Regierung aus der Europäischen Union aus.

Dennoch, so stellte Abe klar, sollte ein harter Brexit so weit wie möglich abgewendet werden: „[…] Nicht nur wir [Japan] hoffen, dass ein No-Deal-Brexit vermieden werden kann, auch die ganze Welt wünscht dies.“

Aufgrund britischer Versprechungen, das Vereinigte Königreich sei zusammen mit Europa ein veritabler Geschäftspartner für Japan, investierten japanische Unternehmen seit 1980 mehr als 59 Mrd. USD in Großbritannien.

Mit dem am ersten Februar in Kraft tretenden Freihandelsabkommens zwischen Japan und der EU möchte Abe Japans Position als Champion des Freihandels weiter stärken. Ein Alleingang Großbritanniens würde zukünftige wirtschaftliche Beziehungen zwischen Japan und Europa deutlich erschweren.

Moskau kritisiert Abes Zuversicht über einen Friedensvertrag

Am Mittwoch bestellte der stellvertretende russische Außenminister Igor Morgulov den japanischen Botschafter Kozuki Toyohisa ein, um sich offiziell über Premierminister Abes Aussagen vom letzten Freitag zu beschweren. Abes Andeutungen, eine Einigung über einen Friedensvertrag zwischen Japan und Russland sei auf dem Ende Januar stattfindenden Treffen beider Regierungschefs zu erwarten, hatte für die Missgunst Moskaus gesorgt.

Kurz darauf, am folgenden Donnerstag, reichte ein russischer Abgeordneter aus Protest weiterhin einen Gesetzesvorschlag ein, welcher es dem Parlament verbieten soll, russische Gebiete an andere Staaten abzutreten. Streitthema der Verhandlungen sind die Nördlichen Territorien bzw. die Kurilen, nördlich von Hokkaidō.

Das russische Außenministerium warf Abe schließlich vor, „die Essenz des Abkommens zu verzerren“. Präsident Putin kommentierte seine Erfolgserwartungen an das bevorstehende Treffen damit, dass die andauernde Militärpräsenz der USA in Japan eine Einigung erheblich verkompliziere.

Arbeitsministerium veröffentlicht Fehlzahlungen von 53,7 Mrd. Yen

Das japanische Ministerium für Arbeit gab diese Woche bekannt, dass es seit 2004 rund 53,7 Mrd. Yen (ca. 496 Mio. USD) zu wenig Leistungen an Arbeitslosengeld und Arbeitsunfallversicherungsauszahlungen ausgegeben hat. Von diesem Fehler sind etwa 20 Mio. Anspruchsinhaber betroffen.

Arbeitsminister Nemoto Takumi entschuldigte sich in einer Pressekonferenz am 11. Januar und kündigte umfassende Untersuchungen an. Weiterhin gab er bekannt, dass er bereits seit dem 20. Dezember 2018 von dem Problem wusste.

Werden die Fehlzahlungen korrekt zugeordnet, kann es sein, dass der Haushaltsplan für 2019 zugunsten etwaiger Nachzahlungen angepasst werden muss.

Zwei neue Anklagen gegen Carlos Ghosn

Ex-CEO und noch Vorsitzender des japanischen Automobilherstellers Nissan Carlos Ghosn wurde am Freitag mit zwei neuen Anklagen über finanzielles Fehlverhalten konfrontiert. Die Anklagen liefern den japanischen Behörden die rechtliche Grundlage, den Manager weiterhin in Gewahrsam zu behalten. Das Ende seiner Untersuchungshaft war auf den 11. Januar angesetzt.

Ghosn bestritt in Anhörungen die bisherigen Anklagen, er habe ein zu niedriges Einkommen an die Steuerbehörden gemeldet und persönliche finanzielle Verluste in Höhe von rund 16 Mio. USD an Nissan weitergegeben.

Weitere News

Okinawas Präfekturregierung weist Abes Kommentar als falsch zurück, dass vor dem Bau der neuen US Militärbasis Korallen des jetzigen Baugrunds umgesiedelt worden seien. Weiterhin kämpft der Gitarrist der Band Queen, Brian May, um Signaturen für eine Petition gegen den Basisbau.

Japanische Gesetzgeber planen, illegales Lesen von Mangas im Internet mit bis zu zwei Jahren Haft zu bestrafen. Bisher werden nur bewegte Bilder wie Serien oder Filme vom Strafkatalog erfasst.

Hosoda Mamorus „Mirai“ wurde für den Golden Globe Award in der Kategorie „Bester animierter Film“ nominiert.

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