Kurokawa Onsen: Idyllischer Badeort in den Bergen

Marie-Louise Helling
Marie-Louise Helling

Heilendes Quellwasser, verschlungene Straßen und beruhigendes Flussrauschen: Zu allen Jahreszeiten lädt der kleine Ort Kurokawa Onsen mit seinen heißen Quellen, dem regionalen Essen und traditionell japanischen Gasthäusern zur wohligen Entspannung ein.

Kurokawa Onsen im Winter: Das warme Licht der Bambuslaternen spiegelt sich auf dem Wasser, am Horizont sind Berge zu sehen
Kurokawa Onsen im Winter: Romantische Atmosphäre am Chikugo-Fluss mit Bambuslaternen. © Nichika Yoshida / Unsplash

Eingebettet zwischen den Vulkanen Aso und Kujū schlängelt sich der Chikugo-Fluss durch das Tanohara-Tal, in dem Kurokawa Onsen verborgen liegt. In einem abgelegenen Winkel der Präfektur Kumamoto auf Kyūshū lockt der Thermalquellenort jährlich hunderttausende Besucher an, die sich nach Ruhe sehnen. Kurokawa Onsen gehört zur Stadtgemeinde Minamioguni, wo die Einheimischen im Einklang mit der Natur leben. In den 28 Onsen-Hotels werden nur ökologische und regionale Produkte verwendet, die dem Grundwasser und dem klaren, natürlichen Quellwasser nicht schaden. Fuß-, Gesichtsdampf- und Ganzkörperbäder (privat oder öffentlich) sind möglich. Die frische Luft des Waldes und die verschiedenen Mineralien der heißen Quellen erfrischen Körper und Geist und sollen angeblich die Heilung von Krankheiten unterstützen.

Ein Blick in die Vergangenheit

Die Fürsten der Präfektur Kumamoto entdeckten während der Edo-Zeit (1603-1868) die natürlichen Quellen am Chikugo-Fluss. Für sie wurden die ersten zehn traditionellen Ryokan-Unterkünfte erbaut. Die Bekanntheit des Ortes nahm in den darauffolgenden 300 Jahren stetig zu. Doch erst in den 1960er Jahren hatte sich der Tourismus zur vollen Blüte entfaltet. Es wurde beschlossen eine breite Landstraße zu bauen, die eine einfache Anfahrt von den umliegenden Städten am Rande der Berge ermöglichte. Als 1973 die Ölkrise die jungen Leute zurück in die ländlichen Regionen trieb, um neue Erwerbsarbeit zu finden, beschlossen diese, die Straßen und Ryokan von Kurokawa Onsen zu renovieren und die Gebäude in einheitlicher Farbe zu gestalten.

Reisende aus ganz Japan und dem Ausland begannen die wunderbaren Quellen und die einzigartige Retro-Atmosphäre zu genießen und dank der erfolgreichen Renovierung war zudem eine neue wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen den Gasthäusern entstanden. Die Vision wurde Realität: Kurokawa Onsen ist heute wie ein einziges, zusammenhängendes Ryokan-Gebäude aufgebaut. Jedes Gasthaus ist ein Zimmer, jede Straße ein Korridor und jede Ecke der Stadt ein Fenster, das den Blick auf einen anderen Teil des Gartens freigibt. Trotzdem ist jedes Ryokan individuell einzigartig in der Gestaltung der Bäderlandschaft und der Auswahl an Speisen.

Traditionelle Feuerstelle eines Onsen in einem holzverkleideten Raum mit Kalligrafie
Traditionelle Feuerstelle in Kurokawa Onsen: Wie eine Reise in die Vergangenheit. © Nichika Yoshida / Unsplash

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Die Onsen-Tour

Von Einheimischen besonders gut besucht ist Kurokawa Onsen an Wochenenden, in der Goldenen Woche Anfang Mai und im Herbst, wenn die Laubfärbung der Bäume einsetzt. Es ist empfehlenswert, seinen Besuch außerhalb dieser touristischen Stoßzeiten einzuplanen, um die Ruhe und das heilsame Quellwasser voll auskosten zu können. Wer im Winter nach Kurokawa Onsen reist, dem zeigt sich der Ort von seiner romantischen Seite. In den kalten Monaten werden über dem Fluss und in den Straßen handgemachte Bambuslaternen angebracht, die alles in ein sanft goldenes Licht tauchen.

Verschiedene Arten von Heilwasser in unterschiedlichen Ryokan laden zum sogenannten rotenburo meguri („Onsen-Hopping“) ein. Im Touristeninformationszentrum können Erwachsene für 1300 Yen den nyūtō tegata („Onsen Hopping Pass“) kaufen und sich zu den einzelnen Badewasserqualitäten der Onsen beraten lassen. Der praktische Pass aus Zedernholz ist sechs Monate gültig, wird jedoch erfahrungsgemäß innerhalb von ein oder zwei Tagen aufgebraucht. Er berechtigt zur Nutzung von drei der 24 teilnehmenden Onsen mit rotenburo („Außenbad“). Die Bäder sind meistens bis 22 Uhr geöffnet, doch man sollte beachten, dass manche nach Geschlechtern getrennt und andere gemischt sind. Wie es in japanischen Onsen üblich ist, müssen die Gäste unbekleidet sein. Ungewöhnlicherweise gibt es keine Duschen und kein Shampoo in den Waschbereichen. Der Umwelt zuliebe ist alles so naturgetreu wie möglich gehalten, sodass nur das eigentliche Bad im Onsen im Vordergrund steht. Nach jedem Badehaus-Besuch wird der Pass abgestempelt und am Ende des Tages kann er als Opfergabe beim Jizō-Tempel im Stadtzentrum abgegeben werden.

Das älteste Badehotel des Ortes

Die beeindruckende Holzarchitektur, die alte Holzbrücke, die sich über den Chikugo-Fluss spannt und die fünf Onsenbecken des Yama no Yado Shinmeikan ziehen vermehrt Touristen und Touristinnen an. Das 250 Jahre alte Hotel gilt als Wahrzeichen des Ortes: Traditionelle Zimmer mit Tatami-Matten und Platz für bis zu acht Personen kosten ca. 235 bis 275 Euro pro Nacht; Frühstück, Abendessen und Nutzung der Badelandschaft sind inklusive.

Einen Besuch wert ist das „Höhlen-Onsen“, das einer Legende nach vom ersten Besitzer der Hotels innerhalb von 13 Jahren erschaffen wurde. Dämmriges Licht in den schmalen Höhlengängen sorgt für eine gemütliche Atmosphäre. Das Wasser beinhaltet Natriumsulfat, welches die Haut wunderbar weich werden lässt. Gäste des Yaman no Yado Shinmeikan bekommen einen Baumwoll-Yukata zur Verfügung gestellt, mit dem sie nach oder vor einem Bad durch die Gassen von Kurokawa Onsen schlendern können. Egal ob mit oder ohne Übernachtung: Ein Ausflug nach Kurokawa Onsen kommt einer Wellness-Zeitreise gleich.

Das Badehaus Yama no Sado Shinmeikan in Kurokawa Onsen
Das Yama no Yado Shinmeikan: Ein Badehaus mit einer 250 Jahre alten Geschichte und einem mystischen Höhlen-Onsen. © Nichika Yoshida / Unsplash

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