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Japans Frühsommerblume: Die üppige Hortensie

Sina Arauner
Sina Arauner

Die Kirschblüte ist passé, mit der Regenzeit beginnt in Japan die Zeit der Hortensie. Ab Juni können Sie die farbenfrohe, füllige Hortensie bestaunen. Was die Hortensie so besonders macht und warum Sie besser nicht davon kosten, verrät Ihnen dieser Artikel.

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Von der Gartenhortensie gibt es viele Zuchtarten. Die Wildform stammt ursprünglich aus Japan. (c) coloredby / flickr CC BY 2.0

Die Hortensie, genauer gesagt die Gartenhortensie, ist in Japan wie in Deutschland als Zierstrauch sehr beliebt. Nach Ende der Kirschblütenzeit und mit Beginn Japans fünfter Jahreszeit, der Regenzeit, beginnt die Hortensie zu blühen. Zwischen Juni und August finden Sie die vollen Blüten an Straßenrändern, in Garten- und Parkanlagen in ganz Japan.

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Hortensien verschönern die Stadtlandschaft im frühen japanischen Sommer. (c) Hannah Janz

Top 3 der Hortensien-Spots in Japan

Natürlich ist die Hortensie in Japan überall sehr beschaulich, sei es nun am Straßenrand bei einem Spaziergang oder aus Gärten herausblitzend. Die folgenden drei Orte sollten Sie sich allerdings nicht entgehen lassen!

1. Meigetsu-Tempel in Kamakura (1)
Nicht umsonst trägt der Meigetsu-Tempel den Spitznamen Ajisai-dera, also Hortensien-Tempel. Er ist unter japanischen und internationalen Gästen ein beliebtes Ausflugsziel, um in der Regenzeit die Hortensienpracht zu genießen. Besonders berühmt ist der Tempel für seine blaugefärbten Hortensien.

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Ein Meer an Hortensien am Meigetsu-Tempel in Kamakura. (c) yumtan / flickr CC BY 2.0

2. Shinobazu-Teich im Ueno-Park, Tōkyō (2)
Im Frühling und Sommer bietet der zentral gelegene Shinobazu-Teich einen Ruhepol im geschäftigen Tōkyō. Viele Pflanzen, Vögel und besonders Ruhe prägen die Atmosphäre des Teichs. Im Juni, bevor der Lotus zu blühen beginnt, ist die Hortensie besonders schön vor den geöffneten Lotusblättern anzuschauen, die den Teich bedecken.

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Die weiche Hortensie vor kräftig-grünen Lotusblättern am Shinobazu Ike im Ueno Park. (c) Takashi.M / flickr CC BY 2.0

3. Hakone Tozan-Zuglinie (3)
Zur Blütezeit der Hortensie erhält die Berg-Zuglinie Hakone Tozan den Spitznamen Ajisai densha, also Hortensien-Zug. Entlang des hügeligen Wegs drängen sich Hortensien, die aus den Zugfenstern bewundert werden können. Abends bietet der Zugbetreiber einen ganz besonderen Service: An sechs Haltestellen der Linie werden die Hortensien zwischen 18:30 Uhr und 22:00 Uhr illuminiert. Sonderzüge bieten die Gelegenheit, an diesen Stationen den Zug zu verlassen, die Hortensien aus nächster Nähe zu beschauen und zu fotografieren, und anschließend mit dem Zug weiterzufahren.

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Beleuchtete Hortensien an der Miyanoshita-Station in Hakone. (c) (WT-shared) NY066 / Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0

[Video] Eine Fahrt mit der Hakone Tozan-Linie.

Die Hortensie – das Chamäleon der Blumen

Chamäleon mag vielleicht etwas übertrieben sein, doch ist die Hortensie nicht immer einfarbig. Nicht nur zwischen den Jahren, gar während einer Regenzeit kann sie ihre Farbe wechseln – abhängig vom pH-Wert der Erde, aus der sie wächst, und dem des Regens, der sie wässert.

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Wegen ihrer Wandelbarkeit wird die Hortensie auch "shichi henge", also "sieben Veränderungen" genannt. (c) coloredby / flickr CC BY 2.0

Diese Wandelbarkeit liegt unter anderem am purpurroten Farbstoff Delphinidin. Bei einem pH-Wert zwischen 4 und 4,5 blühen die Hortensien in Lila-Tönen. Wird dieser pH-Wert überschritten, geht die Färbung der Blüte ins Pinke und Rote. Der beliebte Blauton ist außerdem vom Aluminiumgehalt des Bodens abhängig, tritt allerdings nur bei stark saurem Boden auf, da das Aluminium sonst in der Erde gebunden bleibt.

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Lediglich die weiße Hortensie vollzieht keinen Farbwechsel. (c) Janz

Die Hortensie in der Kultur Japans: Vorboten des Sommers

In der japanischen Kunst und Kultur ist die Hortensie ein beliebtes Thema der Regenzeit Japans. Die Hortensie gilt als Vorbote des Sommers, deren Anblick in der nassen Regenzeit für allgemeine Aufmunterung sorgt. Wegen ihrer farblichen Veränderung steht die Hortensie in der japanischen Kultur als ein Symbol für stetigen Wandel und Vergänglichkeit. Daher auch ihr Spitzname shichi henge (auch nana henge), was so viel wie “sieben Veränderungen” bedeutet.

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"Ajisai ni Kawasemi", Hortensie und Eisvogel, ein Holzdruck von Utagawa Hiroshige.

In buddhistischer Tradition wird am hana matsuri am 8. April, dem Blumenfest zu Ehren von Buddhas Geburtstags, ama cha, ein Tee aus getrockneten Blättern einer bestimmten Hortensienart getrunken. Doch hier ist Vorsicht geboten: Da die Hortensie Cyanide enthält, kann übermäßiger Konsum zu einer Lebensmittelvergiftung führen. Das Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Soziales veröffentlichte daher eine Warnung, ama cha ausschließlich sehr dünn, mit 2 bis 3 Gramm Blättern auf einem Liter Wasser, zu konsumieren.

JAPANDIGEST empfiehlt: Lassen Sie sich vom Anblick der Hortensie in Japan einlullen, nicht von ihrem Konsum!

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Üppige Hortensienpracht bereichert Japan im frühen Sommer. (c) mdxdt / flickr CC BY-SA 2.0

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