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Würmer, Abwasserkanäle und Mumien: 7 kuriose Museen in Tōkyō

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Es gibt über hundert Museen und unzählige Kunstgalerien in der japanischen Hauptstadt. Für diejenigen unter Ihnen, die glauben, schon alles gesehen zu haben, oder für Reisende, die sich nicht von den Menschenmassen abschrecken lassen, stellen wir einige der weniger bekannten, aber sehr faszinierenden Museen Tōkyōs vor.

1. Tokyo Sewerage Museum: Rainbow

Das Tokyo Sewerage Museum ist zweifelsohne eines der ungewöhnlichsten Museen der Stadt und bezeichnet sich selbst als “erlebnisorientiertes Museum”. Oha! Es gehört der Stadtverwaltung von Tōkyō und ist im alten Ariake Water Reclamation Center in Odaiba untergebracht. Das Museum ist stolz darauf, die Öffentlichkeit über die lebenswichtigen Funktionen der Kanalisation aufzuklären, die wir nie zu sehen bekommen oder über die wir selten nachdenken. Mit Hilfe von optischen Täuschungen, interaktiven Exponaten und Tafeln erfahren die Besucher:innen, wie Rohre, Pumpstationen und Wasseraufbereitungsanlagen funktionieren.

Kürzlich fand sogar eine Zusammenarbeit mit Unko-sensei statt, Herausgeber der berühmten japanischen “Unko-Drill-Bücher” – Bücher zum Selbststudium, die rund um Kot handeln. Wie es sich für Japan gehört, ist das Museum vollgestopft mit niedlichen Maskottchen, bunten Farben und Dingen, mit denen man seine Hände beschäftigen kann. Da der Schwerpunkt auf spielerischem Lernen liegt, ist es ein toller Ort für Reisende mit Kindern. Das Museum beherbergt auch ein kleines Kino mit dem Namen “The Cinema of the Town”, in dem vier Kurzfilme zu den Themen Kanalisation und Umwelt gezeigt werden (Untertitel auf Englisch, Chinesisch und Koreanisch).

2. The Ancient Egyptian Museum

Unbemerkt von den Touristenmassen und Angestellten, die draußen vorbeihuschen, liegen mitten in Shibuya mumifizierte Überreste aus dem alten Ägypten. Das Ancient Egypt Museum of Shibuya ist ein kleines Nischenmuseum, in dem mehrere menschliche und weitere Mumien sowie Hunderte von Artefakten ausgestellt sind. Die Regale sind vollgepackt mit Amuletten, Schmuck, Büsten, Werkzeugen und anderen authentischen Objekten aus der alten Zivilisation. Das Museum befindet sich in einem gewöhnlichen Geschäftsgebäude, das nicht erahnen lässt, welche Wunder sich darin verbergen.

Der Eintritt kostet stolze 1.500 Yen (ca. 10 €), was im Vergleich zu anderen Museen in Tōkyō recht teuer ist, aber für Liebhaber:innen des alten Ägyptens ist es ein Muss, es zu besuchen. Das Museum ist zwar ein bisschen klein, dafür aber sehr unterhaltsam und clever gestaltet.

Zu Beginn der “Expedition” wird den Besucher:innen ein kurzes Video auf Englisch oder Japanisch über die ägyptische Zivilisation gezeigt, und dann werden sie mit einer schweren Forschertaschenlampe ausgestattet. Einige Bereiche des Museums sind in völlige Dunkelheit getaucht, und es ist Ihre Aufgabe als Archäolog:in, sich mit der Taschenlampe in den unheimlichen Ecken zurechtzufinden. Aufgrund der Dunkelheit und der klaustrophobischen Räume ist dieses Museum für kleine Kinder nicht zu empfehlen. Während das Einführungsvideo auf Englisch verfügbar ist, sind die Erklärungen zu den Exponaten leider nur auf Japanisch.

3. The Kite Museum

Das “Drachenmuseum” befindet sich in einem unscheinbaren Gebäude unweit des Tōkyōter Bahnhofs. Es ist nicht ganz einfach zu finden, halten Sie also Ausschau nach dem Taimeiken-Gebäude und seinem Restaurant im ersten Stock. Das Taimeiken-Restaurant ist einer der beliebtesten Orte in der Stadt für Omuraisu (Reisomelett), so dass Sie vor der Tür vermutlich eine Schlange sehen werden.

Das Kite Museum war einst ein unübersichtliches, aber gemütliches Museum, das eher an die Privatsammlung eines devoten Sammlers als an ein richtiges Museum erinnerte. Vor kurzem wurde es jedoch renoviert und präsentiert sich nun in einem aufgeräumten Look. Die Sammlung gehört dem Besitzer des Restaurants im ersten Stock, der sein ganzes Leben mit dem Sammeln von Drachen, Spielzeug und verschiedenen Fluggeräten verbracht hat. Die Sammlung wird ständig erweitert und umfasst heute über einhundert Exponate. Obwohl Besucher:innen vor allem japanische Drachen sehen, gibt es auch Stücke aus der ganzen Welt zu betrachten, und einige informieren über die internationale Drachengemeinschaft.

Das Museum beherbergt die Japan Kite Association und zeigt alles von sich duellierenden Samurai aus der Edo-Zeit bis zu Anpanman-Drachen. Das Museum ist für Kinder im Grundschulalter ebenso interessant wie für Geschichtsinteressierte, aber leider gibt es keine interaktiven Exponate für kleine Kinder. Solide Japanischkenntnisse sind erforderlich, wenn man die Geschichte der einzelnen Drachen lesen möchte. Das Museum ist klein, aber einen Besuch wert; eine Stunde sollte ausreichen, um diesen einzigartigen Ort zu erkunden. Auf dem Weg nach draußen sollten Sie unbedingt einen Blick in den lohnenswerten Souvenirshop werfen!

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4. The Postal Museum Japan

Das im Schatten des Tōkyō Skytree gelegene Postmuseum ist eine unterhaltsame und umfassende Einrichtung, das sich auf die Geschichte der Post und des Briefverkehrs konzentriert. Das Museum, dessen Geschichte bis ins Jahr 1902 zurückreicht, beherbergt mit über 330.000 Briefmarken die größte Sammlung ihrer Art im Land. Aufgeteilt in sieben “Welten” wird alles gezeigt, was mit Post und Kommunikation zu tun hat: ein modernes Motorrad der Japan Post, Briefe berühmter Persönlichkeiten, Landkarten, Kunstwerke, Gegenstände aus der Meiji- und Edo-Zeit und natürlich Briefkästen in Hülle und Fülle. Insgesamt sind über 400 Exponate zu bewundern.

In den Ausstellungen werden einige ziemlich seltene Gegenstände gezeigt, wie Japans erster Briefmarkenautomat (aus dem Jahr 1904), ein Morsetelegraf, der von den Vereinigten Staaten geschenkt wurde, nachdem Commodore Perrys berüchtigte schwarze Schiffe Mitte des 19. Jahrhunderts Japan erzwungenermaßen für die Außenwelt geöffnet hatten, und ein so genannter “Reibungsgenerator”. Das Museum weist darauf hin, dass diese als wichtig eingestuften Kulturgüter in unregelmäßigen Abständen ausgestellt werden, so dass man nie weiß, was man finden wird! Neben Post und Briefen bietet das Museum auch Ausstellungen zu Themen wie Versicherung, Buchhaltung und Sparen. Nicht verpassen sollten Sie das schicke Theater, in dem seltene Filmausschnitte aus der Shōwa-Zeit (1926-1989) gezeigt werden.

5. Tobacco and Salt Museum

Tabak und Salz sind super interessant! Okay… vielleicht nicht auf dem Papier. Warum sollte man in einer Stadt mit Robotern, Maid-Cafés und Tempeln einen Tag im Tabak- und Salzmuseum verbringen? Aber dieses fünfstöckige Museum ist mehr als nur eine Sammlung von Salzpaketen; es zeigt die tiefe Verbindung von Tabak und Salz mit der Geschichte der Menschheit und die wichtige Rolle, die sie in der industriellen Entwicklung gespielt haben. Anhand von über 36.000 Exponaten erhalten die Besucher:innen ein tieferes Verständnis der japanischen Geschichte. Es gibt zwei Dauerausstellungen: “Die Geschichte und Kultur des Tabaks” und “Die Welt des Salzes”.

Aber es sind die Sonderausstellungen, die diesem Museum seinen Reiz verleihen. So präsentierte das Museum eine Ausstellung über das literarische Schwergewicht Akutagawa Ryūnosuke (Rashomon, Kappa) und seine Sucht nach Golden Bat-Zigaretten. Zu sehen waren ein Originalexemplar seines Romans Tabako to Akuma (“Tabak und der Teufel”) und Zigarettenschachteln aus seinen Lebzeiten, als Japaner:innen von Pfeifen auf Papierzigaretten umstiegen. Die Einrichtung ist nicht nur ein Museum, sondern auch eine aktive Forschungsstation, die weiterhin untersucht, wie diese beiden Produkte die moderne Gesellschaft beeinflussen. Ein kleiner Souvenirladen rundet das Angebot ab. Das Museum befindet sich ganz in der Nähe des Tōkyō Skytree.

6. Bank of Japan Currency Museum

Das Währungsmuseum der Bank of Japan hat eine Geschichte, die ebenso interessant ist wie seine Sammlung. Dieses Museum in der Nähe des Tōkyōter Bahnhofs wurde 1923 als Privatsammlung des Münzkundlers Tanaka Keibun gegründet. Tanaka war Akademiker, und wie mehrere Museen auf dieser Liste ist auch die ausgestellte Sammlung aus akademischer Forschung hervorgegangen. Auf der Website die Bedeutung dieser Tatsache hervorgehoben, indem die Sammlung als Grundlage für ernsthafte akademische Studien bezeichnet wird.

Tanaka reiste durch ganz Asien, um Währung und die kulturellen Unterschiede in der Art und Weise, wie Menschen kaufen, verkaufen und handeln, zu untersuchen. Als Anfang der 1940er Jahre der Krieg in Form von Bombenangriffen nach Japan kam, bemühte sich Tanaka um die Rettung seiner Sammlung. Auf der Suche nach Schutz schenkte er alles der Bank of Japan, deren Chef Shibusawa selbst ein Sammler war und ein großes Interesse an der Bewahrung dieser Kultur hatte. Glücklicherweise war dies die richtige Entscheidung, und die Sammlung überlebte den Krieg.

Das Museum in seiner heutigen Form wurde im November 1985 eröffnet. Neben Münzen und Banknoten aus allen Epochen können die Besucher:innen Ukiyo-e-Holzschnitte, Kaufzertifikate, Münztruhen, Lotterielose und andere interessante Artefakte betrachten, darunter die ersten Banknoten aus der Meiji-Zeit (1868-1912). Sie können echte Goldmünzen in die Hand nehmen und sehen, wie Fälschungen in der modernen Zeit verhindert werden. Es gibt sogar ein falsches Schwert, in dem Münzen versteckt sind!

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7. Meguro Parasitological Museum

Der 8,8 m lange Bandwurm
Der 8,8 m lange Bandwurm. © Hotel Kaesong/Laica_ac / flickr ("Behold the world's longest tapeworm!") (CC BY-SA 2.0)

Das Skurrilste haben wir uns für den Schluss aufgehoben. Es ist das Meguro Parasitological Museum, ein manchmal ekliges, aber lehrreiches Museum, das 1953 vom japanischen Arzt Kamegai Satoru gegründet wurde. Es behauptet sogar, das einzige Museum der Welt zu sein, das sich mit Parasiten beschäftigt! Dr. Kamegai war ein leidenschaftlicher Mann, und wir können die Ergebnisse seiner obsessiven Parasitensammlung in Form von Ausstellungen auf zwei Etagen sehen.

Das Museum ist nichts für schwache Nerven: Hier sind 300 Parasiten-Exemplare ausgestellt, und in der Forschungsabteilung des Gebäudes sind noch Tausende mehr zu sehen. Das Museum ist in zwei Etagen unterteilt, die “Vielfalt der Parasiten” und “Menschen und zoonotische Parasiten”. Im ersten Stock sehen Sie Hakenwürmer, Protozoen, Zungenwürmer, mikroskopisch kleine Insekten und sogar einen 8,8 Meter langen Bandwurm, der einem lebenden Menschen entnommen wurde (siehe Foto oben). Oh je! 

In der zweiten Etage werden Sie anhand von Videos, Modellen, Dias und handgeschriebenen Labornotizen über die Gefahren von Parasiten aufgeklärt (es soll über 200 Arten geben, die den Menschen befallen können). Das Museum ist auf Spenden angewiesen, um den Betrieb aufrechtzuerhalten, und erhielt im vergangenen Jahr Unterstützung von einem ungewöhnlichen Gast: Bill Gates twitterte ein Bild des berüchtigten Bandwurms und die Spendenbereitschaft stieg sprunghaft an. Die Tafeln für jedes Exponat sind auf Japanisch, aber QR-Codes können gescannt werden, um englische Übersetzungen zu erhalten. Schauen Sie auf jeden Fall im Souvenirladen vorbei, wo Sie einige einzigartige Mitbringsel finden!

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Dieser Artikel wurde ursprünglich auf Englisch bei All About Japan veröffentlicht und von JAPANDIGEST übersetzt und nachbearbeitet.

Verwendete Creative Commons Lizenzen: CC BY-SA 2.0

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