Internationales Kunstfestival: Setouchi Triennale

Constanze Thede
Constanze Thede

Die Setouchi-Region am Seto-Binnenmeer gilt als Heimat der lebendigen japanischen Kunstszene, obwohl in der Vergangenheit Umweltskandale die malerische Gegend überschatteten. Das internationale Kunstfestival Setouchi Triennale hat der Region zu neuem Glanz verholfen und zieht Kunstliebende aus aller Welt an. Sie findet 2025 erneut statt.

Setouchi Triennale 2025 Ankündigung

Über insgesamt sieben Präfekturen mit zahlreichen kleineren und größeren Inseln erstreckt sich die Setouchi-Region im Südwesten Japans. Alle drei Jahre wird hier im Rahmen der Setouchi Triennale Kunst und Kultur groß in Szene gesetzt, und zwar an insgesamt 14 Standorten, zu denen neben 12 Inseln die Küstenstädte Takamatsu und Tamano zählen.

Übersichtskarte der teilnehmenden Orte der Setouchi Triennale
Die teilnehmenden Veranstaltungsorte der Setouchi Triennale.

Am bekanntesten ist wohl die Kunstinsel Naoshima in der Präfektur Kagawa, die Reisende gleich am Fährhafen mit dem berühmten Kürbis der Künstlerin Kusama Yayoi begrüßt. Er ist das Wahrzeichen der Benesse Art Site, zu der auch Naoshimas Nachbarinseln Inujima und Teshima gehören. Die drei Inseln werden auch als Benesse-Inseln bezeichnet und sind zwar in das Kunstfestival eingebunden. Doch sind sie längst nicht alles, was das Festival zu bieten hat.

Roter, gepunkteter Kürbis (Skulptur der Künstlerin Kusama Yayoi) am Fährhafen der Insel Naoshima
Auch die berühmte Kunstinsel Naoshima mit dem berühmten Kürbis von Kusama Yayoi gehört zu den Austragungsorten der Setouchi Triennale. © James Davies / Alamy Stock Photo

Facetten einer Region

Die Veranstaltungsorte der Triennale, einschließlich des Setonaikai-Nationalparks, Japans erstem Nationalpark, wurden während des Wirtschaftsaufschwungs der 1960er Jahre zum Zentrum der Industrialisierung. Rund ein Drittel aller neugebauten Fabriken befanden sich dort. Aufgrund mangelnder Kontrollen entstanden dort in den 1970er und -80er Jahren illegale Mülldeponien. Auf der Insel Teshima häuften sich über 700.000 Tonnen Industriemüll an, der erst 2019 vollständig abtransportiert wurde – dies gilt als einer der größten Umweltskandale der japanischen Geschichte.

Die Triennale wurde 2010 ins Leben gerufen, u. a. mit dem Ziel, die angeschlagene Region wiederzubeleben, die nicht nur mit den Folgen der Umweltzerstörung zu kämpfen hat, sondern auch mit Überalterung und Abwanderung der Einheimischen. Der Fokus liegt auf Gegenwartskunst und umfasst ein sehr breites Spektrum von Bildender und Darstellender Kunst, über Architektur, bis hin zu lokalem Kunsthandwerk und Kulinarik. Bei den einzelnen Kunstprojekten wird Wert darauf gelegt, die individuelle Kultur der lokalen Gemeinden und die Umweltbedingungen vor Ort thematisch einzubinden. Das Event dauert jeweils acht Monate und ist in drei Phasen (Frühling, Sommer und Herbst) eingeteilt.

Geheimnis von Hanasuwajima der Künstlerin Kō KanaKunstparadies Setouchi: kreativ und ambitioniertDie Setouchi-Region an der Seto-Inlandsee ist ein Hotspot der japanischen Kunstszene. Das dortige kreative Angebot ist an wohl keinem Ort in...21.08.2019

Highlights der Triennale 2022

Die fünfte Triennale fand 2022 von April bis November, mit 184 teilnehmenden Künstler:innen aus 33 verschiedenen Ländern und Regionen, statt. Wichtig für den Erfolg war auch das Engagement vor Ort, wie z. B. im Artists’ Village, einem ehemaligen Schulhaus auf Awashima, das seit 2013 Teil der Triennale ist. In dem Gebäude waren Mori Nana und Satō Yū als „Artists in Residence“ tätig, die auf interaktive Kunst setzten, die Einheimische und Gäste dazu anregte, kreativ zu werden.

Ausstellung im Awashima Artists' Village
Im Artists’ Village in der ehemaligen Awashima-Mittelschule können sich Kunstschaffende eine Zeitlang niederlassen und ganz ihrer Kunst widmen. © Awashima Artists’ Village; Foto: Shintaro Miyawaki

Shōdoshima, die zweitgrößte Insel im Seto-Binnenmeer (auch als Oliveninsel bekannt), gilt als einer der Hauptschauplätze der Triennale. Eines der dortigen Highlights war die beeindruckende Skulptur „DAIDARAURUTORABOU“, die aus regionalen Materialien wie auf den Setouchi-Inseln gesammelten Wurzeln und Steinen aus der Kleinstadt Kamiura gefertigt wurde.

Itō Toshimitsu präsentierte 2022 seine 9 m hohe und 17 m lange Skulptur „DAIDARAURUTORABOU“, die eine Art Riesen darstellt, der sich am Strand räkelt. © Toshimitsu Ito + Faculty of Arts, Hiroshima City University „DAIDARAURUTORABOU“; Foto: Keizo Kioku

Am Strand von Teshima wiederum schuf das australische Künstlerduo aus Heather B. Swann und Nonda Katsalidis ihren ikonischen „Place for sea dreamers“.

Drei Frauen und ein Mädchen sitzen auf der Gitternetzbank am Strand der Insel Teshima und blicken aufs Meer
Die mit ihrer Gitterstruktur Fischernetzen ähnelnde Bank auf der Insel Teshima lädt Reisende und Einheimische zu einer kurzen Pause mit Meerblick ein. © Heather B. Swann + Nonda Katsalidis: „Place for Sea Dreamers“; Foto: Keizo Kioku

Auf der kleinen Insel Megijima nahe Takamatsu gibt es eine Höhle, in der angeblich die oni (Dämonen) aus dem Märchen Momotarō hausten. Mit seiner Installation „Navigation Room“, die an Seekarten erinnern soll, die sich wie ein Netz über ein imaginäres Meer spannen, schuf der französische Künstler Nicolas Darrot eine symbolische Meeresroute zwischen Japan und Europa. In Anlehnung an Homers Odyssee und die oni in Momotarō platzierte er bunte, einäugige Wesen zwischen den Stäben und verknüpfte auf diese Weise auch die japanische und europäische Mythologie miteinander.

© Nicolas Darrot: „Navigation Room“; Foto: Keizo Kioku

Dieser Artikel erschien in gekürzter Fassung in der JAPANDIGEST Mai 2024-Printausgabe und wurde für die Veröffentlichung auf der Website nachbearbeitet.

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