Mit dem Betreten eines öffentlichen Badehauses lässt man den Alltag und alle Sorgen vor der Tür und gibt sich der entspannenden Stimmung eines heißen Bades hin. Die hohen Räume, hölzerne Vertäfelungen, kunstvolle Gemälde des Mount Fuji und kleine Gärten im Innenhof vermitteln Freiheit, Ruhe und Regeneration. Im Badehaus wäscht man sich nicht nur, vielmehr werden neue Kräfte geschöpft und nicht selten Freundschaften geschlossen.
Ursprung der öffentlichen Bäder in Japan
Zurück geht die Tradition des gemeinschaftlichen Bades auf das 6. Jahrhundert – eine Zeit, in der sich der Buddhismus in Japan ausbereitete. In vielen religiösen Zeremonien und Ritualen spielt bis heute Wasser als Zeichen der Reinigung eine wichtige Rolle.
Mit dem Bau buddhistischer Tempel wurden auch die ersten Formen japanischer Bäder errichtet. Im 13. Jahrhundert entstand in Nara zusammen mit dem Tempel Tōdai-ji eine große, beheizbare Wanne, die zum Waschen religiöser Statuen verwendet wurde. In Ikaruga wurde zum Heilen der Kranken eine Art Kräutersauna im Tempel Hokki-ji erbaut.
Diese frühen Formen eines Badehauses wurden schon bald auch für die japanische Bevölkerung nutzbar. Noch vor 200 Jahren besuchte jeder Japaner durchschnittlich 25 Mal im Monat – also nahezu täglich – ein öffentliches Badehaus.
Heute schließen alleine in Tōkyō jedes Jahr rund 50 Badehäuser, denn mit dem Ausstatten der privaten Wohnungen mit vollständigen Bädern wird der Gang ins Badehaus ersetzbar. Auch die Versorgung mit heißem Wasser ist heute selbstverständlich. Doch das Gemeinschaftsgefühl und die soziale Nähe locken trotzdem einige Japaner täglich ins Bad – in der Stadt führt der Weg ins Sentō (銭湯), auf dem Land geht man ins Onsen (温泉).
Sentō – innerstädtische Badehäuser
Als Sentō werden diejenigen Badehäuser in Japan bezeichnet, die im innerstädtischen Bereich zu finden sind und ohne natürliche heiße Quellen betrieben werden. In diesen Gemeinschaftsbädern finden die zahlenden Gäste einen großen Baderaum vor, wobei dieser durch eine hohe Trennwand in Geschlechter unterteilt wird. Traditionellerweise sind diese Bäder sehr zweckorientiert und besitzen wenige Wasserhähne sowie ein einzelnes großes Bad für die bereits gewaschenen Badegäste.
Onsen – natürliche heiße Quellen
Onsen werden im Gegensatz zu Sentō mit Anschluss an natürliche heiße Quellen errichtet und sind daher meist in den ländlichen Regionen Japans zu finden. Dabei wird mindestens ein großes Becken durch das warme Wasser der Quelle gespeist. Diese Häuser erinnern an Kurbäder und sind oft einladend dekoriert. Auch im Onsen wird heutzutage in Männer- und Frauenbäder unterschieden.
Sollten Sie auf Ihrer Japanreise die Gelegenheit haben, eines der japanischen Badehäuser zu besuchen, dann nehme Sie diese Möglichkeit wahr – es wird ein unvergessliches wie auch eindrückliches Erlebnis sein! Und auf keinen Fall vergessen: Die japanische Badekultur verlangt, sich erst gründlich zu gewaschen und dann ausgiebig zu baden.
Kommentare