Die erste Premierministerin Japans? „Habemus Electam“ hieß es am 21. Oktober 2025, als Takaichi Sanae zur neuen Premierministerin gekürt wurde. Ihre 103 Vorgänger waren alles Männer, und das war auch einer der Gründe, warum Japan im Gender Equality Ranking ständig bemerkenswert schlecht abschnitt. Die von ihren politischen Standpunkten sehr konservative, ziemlich weit rechts stehende Ziehtochter von Abe Shinzō löste den glücklosen Parteikollegen Ishiba ab. Während seiner Amtszeit verloren die Liberaldemokraten bemerkenswerterweise ihre Mehrheit in beiden Kammern. Auch der bisher immer treue Juniorpartner Kōmeitō hatte genug vom Geklüngel und den ganzen Spendenskandalen und verließ so konsequenterweise das Regierungsbündnis.
Kaum im Amt, musste Takaichi gleich sehr dicke außenpolitische Bretter bohren: mit Donald Trump, um bessere Zollsätze auszuhandeln, mit Südkorea, um eine gesunde Beziehung aufzubauen, und mit China. Letzteres ging ordentlich in die Binsen. Takaichis Verlautbarung, im Falle eines Angriffs auf Taiwan möglicherweise japanische Selbstverteidigungsstreitkräfte einzuschalten, kam in der VR China überhaupt nicht gut an und sorgte für so schlechte Beziehungen wie seit mehr als zehn Jahren nicht mehr. Ein Ende ist beim jetzigen Stand auch nicht abzusehen.
Das Vorurteil, dass Politikerinnen in der japanischen Männerwelt nicht genug Standkraft haben, wurde von Takaichi nun gründlich widerlegt. Und die Politikerin Takubo, vormalige Bürgermeisterin der Stadt Itō auf der Halbinsel Izu, bewies der gesamten Öffentlichkeit in diesem Jahr, dass Frauen ein extrem dickes Fell haben können.
Eine sechsmonatige Party
Lange fieberte man der Weltausstellung, der Expo 2025 in Ōsaka, entgegen. Die Skepsis überwog dabei die Vorfreude. Es gab Zweifel, ob überhaupt alles rechtzeitig fertig werden würde, und Sorgen, dass nicht genügend Besucher für die Expo begeistert werden könnten. In der Tat lief es etwas schleppend an, doch trotz diverser Kleinigkeiten wie eines archaischen und ineffizienten Ticketsystems wurde die Expo 2025 ein rauschendes, sechs Monate währendes Fest mit bis zu 200.000 Besuchern pro Tag und vielen strahlenden Gesichtern. Damit konnte Japan sich selbst und der Welt erneut beweisen: Man kann Großprojekte, und man kann Gastfreundschaft.
Es gibt kein Reis, Baby
Im Jahr 2024 stieg der Preis für einen Fünf-Kilogramm-Beutel Reis von rund 2.000 Yen auf 3.400 Yen. In einem Land mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 50 Kilogramm Reis, in Deutschland sind es sechs Kilogramm, ist dieser saftige Preisanstieg ein echtes Problem für viele Bewohner. „Schlimmer kann es nicht kommen“, dachten sich so einige, doch das entpuppte sich als Trugschluss. 2025 stieg der Preis trotz Flutung des Marktes mit Reisnotreserven auf über 4.500 Yen an. Das geschah trotz blumiger Versprechen der jeweiligen Minister, alles daran zu setzen, den Preis zu drücken. Es funktioniert einfach nicht, und das Kuriose an der Sache ist: Keiner kennt die genaue Ursache für den Anstieg von mehr als 100 Prozent in zwei Jahren. Nur so viel steht fest: Es scheint ein substanzielles Problem im gesamten System zu sein.
Meister Petz rückt vor
Bären gab es schon immer viele in Japan, vor allem im hohen Norden. Doch 2025 war das Jahr, in dem sich Braun- und Kragenbären offensichtlich mehr Lebensraum erobern wollten. Besonders mutige Exemplare drangen bis in die Stadtzentren von Präfekturhauptstädten vor oder überraschten ihre Opfer in deren eigenen Wohnungen. Besonders betroffen sind ältere Mitbürger, und in 13 Fällen endeten die Begegnungen tödlich für die Menschen.
Der Grund für die Problembärenplage ist vielschichtig. Unter anderem liegt es daran, dass das vergangene Jahr ein gutes und dieses Jahr ein schlechtes Futterjahr war und dass Jäger in Japan allmählich aussterben, da es keinen Nachwuchs gibt. Sehr zur Freude der nun auf rund 50.000 Exemplare geschätzten Bärenpopulation, der man nun mit Polizei und Soldaten Einhalt gebieten will. Normalerweise legt sich die Aufregung in den Wintermonaten wieder, doch man musste nun entsetzt feststellen, dass immer mehr Bären nicht mehr wissen, was Winterschlaf ist. Das Thema war im Herbst so dominierend, dass das Schriftzeichen für Bär, oder kuma, wie er auf Japanisch genannt wird, zum Schriftzeichen des Jahres gewählt wurde.
Und sonst?
So furchtbar das tödliche Attentat auf den Ex-Premierminister Abe Shinzō auch war, die Verhandlung gegen den Täter begann Ende dieses Jahres. Ein positives Resultat ganz im Sinne des Attentäters brachte sie dennoch hervor: Die unsägliche Mun-Sekte, beziehungsweise Wiedervereinigungskirche, wurde in Japan aufgelöst. Vertreter dieser Sekte schafften es, sich mit großzügigen Spenden bis an die obersten Spitzen der Politik heranzumachen. Eine nicht zu unterschätzende Gefahr für die Demokratie, die nun als solche erkannt wurde.
Bei der Fußball-WM im Jahr 2026 wird auch Japan wieder dabei sein, denn es hat sich glanzvoll durch die Qualifikation gekämpft und kann deshalb auch im nächsten Jahr durchaus die eine oder andere Mannschaft aus Europa oder Südamerika aus dem Turnier kegeln. Apropos Sport: Im September richtete Tōkyō die Leichtathletik-WM aus und entschädigte somit ein wenig für die 2021 wegen Corona ohne Besucher abgehaltenen Olympischen Sommerspiele. Natürlich wurde es ein rauschendes Fest.
In diesem Sinne wünschen wir allen Lesern ein gesundes neues Jahr. 2026 ist das Jahr des Pferdes, das in Ostasien vor allem als Symbol für Energie und Schaffenskraft steht.












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