Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Rolle des Tennō in der japanischen Verfassung als rein symbolisch verankert. Kaiser Akihito, der Tennō der Heisei-Zeit, setzte sich aktiv dafür ein, sich als Repräsentant für die Gesellschaft nahbar zu geben. Unter anderem hielt er Gedenkzeremonien für die im Krieg Gefallenen ab und besuchte deren Hinterbliebenen. Die Heisei-Zeit neigt sich nun ihrem Ende zu. In Japan werden die Regierungszeiten der Tennō seit der Meiji-Zeit neben dem gregorianischen Kalender als Zeitrechnung verwendet. In der Regel dauert eine Ära von der Inthronisierung bis zum Todestag des Kaisers an. Mit jedem nachfolgenden Tennō beginnt eine neue Ära. Das nächste Mal am 1. Mai dieses Jahres.
Zuletzt dankte vor rund 200 Jahren in der Edo-Zeit der Tennō der 119. Generation ab. Grund für dieses seltene Ereignis ist das japanische Gesetz über den kaiserlichen Haushalt. In Artikel 4 besagt es, dass der neue Tennō sofort nach dem Dahinscheiden seines Vorgängers den Thron besteigt. Für eine Abdankung ist jedoch keine Regelung vorgesehen. Es besteht die Sorge, dass diese ausgenutzt werden könnte, um den Kaiser entgegen seines Willens durch politische oder andere Druckausübung zur Abdankung zu bewegen. Im Fall Akihitos jedoch wurde der Wunsch der Abdikation mit seinem zunehmenden Alter und der damit einhergehenden körperlichen Schwäche begründet; es sei für ihn schwierig, der Öffentlichkeit weiterhin zu dienen. Nachdem der Tennō seine Bedenken öffentlich gemacht hatte, wurde über die Revision des Gesetzes beraten. Im Juni 2017 verabschiedete das japanische Unterhaus ein Sondergesetz, das die Abdankung Akihitos ermöglicht.
Umfragen: Gedanken zur Heisei-Zeit
Was für eine Ära war die 30 Jahre währende Heisei-Zeit? Die Zeitung Asahi Shimbun stellte genau diese Frage ihren Lesern. Sie konnten aus acht möglichen Attributen zwei auswählen, mit denen sie die Heisei-Zeit beschreiben würden. Das Ergebnis: 1. Durchgerüttelt (42 %), 2. stagnierend (29 %), 3. progressiv (25 %), 4. konservativ (21 %), 5. stabil (19 %), 6. dunkel (9 %), 7. lebhaft (6 %) und 8. heiter (5 %).
Auf die Frage, welche Ereignisse die Heisei-Zeit am meisten prägten, nannten 52 % Naturkatastrophen wie das Tōhoku-Erdbeben 2011 und das große Kansai-Erdbeben 1995. Neben diesen Katastrophen erwähnten 7 % den Sarin-Giftgasanschlag der Aum-Shinrikyō-Sekte und 4 % das nukleare Desaster des Kernkraftwerks Fukushima-Daiichi.
Aus einer Umfrage der Daiwa Next Bank geht hervor, dass 39,8 % der Befragten die Heisei-Zeit positiv bewerten, 19,9 % negativ und 40,3 % keine Aussage dazu treffen können. Getrennt nach Geschlechtern finden 31,8 % der Männer die Heisei-Zeit gut, bei den Frauen liegt der Wert mit 47,8 % 16 Punkte höher. Insbesondere die Mitt-20er unter den Befragten, welche nichts anderes als die Heisei-Zeit kennen, bewerten diese positiv (59 %). Die geringste Anerkennung kommt mit 27,5 % von Befragten über 50 Jahren.
Dieser Artikel wurde für die Januar 2019-Ausgabe des JAPANDIGEST verfasst und für die Veröffentlichung auf der Website nachbearbeitet.
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