EDO TATTOO

Tour durch Kitsuki: Samurai-Viertel und Grüntee-Meerbrasse

Hannah Janz
Hannah Janz

Die kleine Küstenstadt Kitsuki liegt in der Präfektur Ōita auf Kyūshū. Erfahren Sie hier, wie die Samurai lebten! In einem zusammenhängenden Viertel präsentiert Kitsuki Krieger-Residenzen, Museen und Tempel. Am Fuße der Burg wird Meerbrasse mit Grüntee serviert.

Kimono Kitsuki
Kimono-Spaziergang durch die Gassen von Kitsukis Samurai-Viertel. © Visit Ōita / 九州観光推進機構

Etwa drei Kilometer von der Burg entfernt liegt das Viertel, in dem in der Edo-Zeit (1603-1868) die mittelrangigen Samurai residierten. Wegen dieser traditionellen Atmosphäre wird der Stadtteil oft als “Klein-Kyōto” bezeichnet. Da Kitsuki abseits der großen Touristenströme liegt, hat man hier häufig die Straßen noch für sich. Anreisen kann man beispielsweise mit dem Mietwagen aus der Stadt Ōita in 30 bis 40 Minuten.

Das alte Samurai-Viertel ist gekennzeichnet durch starke Höhenunterschiede. Seine Gassen führen auf Meeresspiegelniveau hinab und steigen dann wieder auf mehrere Dutzend Meter an. Benannt sind die Hänge nach der Infrastruktur, die sich dort einst befand: Essigladen-Hang (suya no saka) ① oder auch Kassen-Hang (kanjōba no saka).

Burg Kitsuki Kitsuki-joKitsuki-jō: Die Kuh-Burg auf dem Sieger-BergNicht allzu hoch, dafür aber umso schöner auf einer Landnase errichtet, die in die Morie-Bucht ragt, bietet die Burg von Kitsuki eine spanne...13.10.2016

Kitsuki Suya no saka
Der Essigladen-Hang mit 5% Steigung. ©Janz
Kitsuki Samurai
Gut erhalten: Der alte Stadtkern Kitsukis mit seinen traditionellen Häusern. Auf moderne Getränkeautomaten müssen die Besucher trotzdem nicht verzichten. ©Janz
Kimono Yukata Kitsuki
Kitsuki bietet eine wunderbare Kulisse für ein Shooting im Kimono oder Yukata. © Janz

Viele der traditionellen Häuser mit ihren dunklen Ziegeldächern sind privat bewohnt, andere museal aufbereitet. Im Stadtmuseum Burgstadt Kitsuki (Kitsuki jōkamachi shiryōkan, きつき城下町資料館) wird das Leben in der Stadt zur Edo-Zeit vorgestellt. Unter anderem wird ein Modell der historischen Stadtbebauung ausgestellt, das den typischen Charakter einer japanischen Burgstadt, aber auch Kitsukis topografische Besonderheiten verdeutlicht.

② Stadtmuseum Burgstadt Kitsuki
きつき城下町資料館

Ōita-ken, Kitsuki-shi, Minami-Kitsuki 193-1
大分県杵築市南杵築193-1
Öffnungszeiten 9-17 Uhr, Montag geschlossen

Von der Hitomatsu-Residenz aus bietet sich zudem ein überragender Blick auf die Bucht von Morie. Links ist die Burg zu sehen, nach rechts erstreckt sich eine flache Stadtlandschaft.

Kitsuki Museum Hitomatsutei
Die Residenz über dem Hitomatsu-tei-Garten ist heute ein Veranstaltungsort mit grandioser Aussicht. © Janz
Hitomatsu Sadayoshi Kitsuki
Residenz-Namensgeber Hitomatsu Sadayoshi 一松定吉 (1875-1973) war unter der ersten Yoshida-Regierung (1946-47) Minister für Verkehr und Postwesen (Teishin daijin 逓信大臣). Er wurde zum Ehrenbürger Kitsukis ernannt und schenkte seine Residenz den Bürgern der Stadt als Erholungsort. © Janz
Kitsuki-jo Morie-wan
Blick auf die Burg in der Bucht von Morie von der Hitomatsu-Residenz aus. © Janz

Die Tempel-Anlagen

In zehn gemütlichen Minuten zu Fuß erreicht man eine Anlage mit vier Tempeln. Besonders zu empfehlen ist der Besuch des Yōtoku-ji (養徳寺). Dieser diente dem Matsudaira-Clan, der ab 1645 in der Burg von Kitsuki residierte, als Familientempel.

③ Yōtoku-ji-Tempel 
養徳寺
Ōita-ken, Kitsuki-shi, Minami-Kitsuki, Minami-Dainishi 368
大分県杵築市大字南杵築南台西368

Yōtoku-ji Kitsuki
Betreten Sie den Yōtoku-ji über diesen dramatisch-märchenhaften Weg. © Janz
Yōtoku-ji Kitsuki Tempel
Der angegliederte Friedhof gibt den Blick auf den sanft abfallenden Hang frei. © Janz
Yōtoku-ji Tempel Kitsuki
Der Yōtoku-ji führt Natur und Spiritualität zusammen. © Janz

…und der Kaiser speiste hier auch schon

Nicht weit vom alten Samurai-Viertel entfernt, mit direktem Blick auf die Burg von Kitsuki, liegt das traditionsreiche Restaurant Wakaeya. Die Eingangshalle begrüßt die Gäste mit Fotografien mehrerer Besuche von Kaiser Hirohito in den späten 1970er Jahren.

④ Restaurant Wakaeya
若栄屋
Ōita-ken, Kitsuki-shi, Kitahama 665-429
大分県杵築市北浜665−429

Der Gründungsgeschichte des Restaurants nach wurde hier 1698 das Gericht tai-chazuke (鯛茶漬け) erfunden. Dabei wird auf Reis gebettete und mit Sesam gewürzte Meerbrasse mit Grüntee übergossen und zieht drei Sekunden unter aufgesetztem Deckel. Das Gericht lässt sich schwierig mit Stäbchen essen, da der Reis durch die Flüssigkeit seine Klebrigkeit verliert. Traditionell wird das Gericht aus der Schale getrunken, heute aber auch mit dem Löffel aufgenommen.

Wakaeya Kitsuki
Betrieb in 10. Generation: Der Restaurant-Bereich im hinteren Teil des Wakaeya. Hier wird im Schneidersitz auf Tatami-Matten gespeist, mit Blick auf eine Noh-Theaterbühne. © Janz
Taichazuke
Die Kombination aus Sesam, Grüntee und fettreicher Meerbrasse erzeugt einen vollmundigen Geschmack. © Janz

Im 17. Jahrhundert hieß das Restaurant Ōtani-ya und bediente meist Samurai. Der Legende nach ließ ein Vasall hier seinen Lehnsherren speisen, der sich zunächst nicht zu dem Essen äußerte, sondern nur fragte, ob es sich um tai-chazuke handele.

Nachdem der Fürst allerdings am nächsten Tag wieder in das Restaurant kam, gab er auch ein Urteil ab – und dieses lautete “Das macht glücklich…!” (ureshīnō うれしぃのぅ). Die im Wakaeya servierte Meerbrasse mit Grüntee wird darum heute tai-chazuke ureshino genannt.

Zum tai-chazuke empfiehlt das Restaurant auf einem Stövchen gegrilltes Schweinefleisch, eingelegte Gemüsesorten sowie als Dessert Warabi-mochi, aus Farn-Stärke hergestelltes Konfekt, das mit geröstetem Soja-Mehl bestreut wird.

Warabi-MochiWarabi-MochiDie beliebte japanische Süßigkeit Mochi gibt es in zahlreichen Varianten. Das mit Sojamehl bestreute Warabi-Mochi ist mit seiner geleeartige...20.05.2018

Kitsuki Wakaeya
Das ursprüngliche Restaurant wurde 1698 eröffnet. Die heutigen Bauten stammen aus den 1960ern. Mehrmals im Jahr finden auf der restauranteigenen Bühne Noh-Theater-Aufführungen statt. © Janz

Die Burg von Kitsuki

Als Burgplatz wurde die 30 Meter hohe Landnase, die in die Morie-Bucht ragt, bereits ab 1394 genutzt. Hier residierten bis zum Ende des 16. Jahrhunderts 14 Generationen des Kizuki-Clans. Da die Burg den Eroberungsversuchen des verfeindeten Shimizu-Clans standhielt, bekam ihr Berg den Beinamen Katsuyama, Berg des Sieges. Die Anhöhe bietet wenig Fläche – deshalb ist die Burg von Kitsuki das kleinste Schloss Japans.

In der Burg können Sie eine Ausstellung zu Burgalltag und -geschichte ansehen und eine 200 Jahre alte Samurai-Rüstung anlegen.

⑤ Burg von Kitsuki 
杵築城
Ōita-ken, Kitsuki-shi, Shiroyama 16−1
大分県杵築市城山16-1

Kommentare

ZenMarkt Okt

Diese Woche meistgelesen

Top Stories

Autoren gesucht

Lesen Sie hier, wie Sie Teil unseres Teams werden!