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Wo sich Feuer, Wasser und Menschen begegnen: Aso-Kujū-Nationalpark Anzeige

JAPANDIGEST
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Im Herzen der Insel Kyūshū liegt eine traumhafte Vulkanlandschaft, in der sich Mensch und Natur auf einmalige Art arrangiert haben. Sanfte Wildwiesen, dichte Wälder, rauchende, nackte Berggipfel, tiefblaue und klare Quellen – dazu eine florierende Landwirtschaft, die allerlei Köstlichkeiten produziert.

Aussicht vom Shiro-yama aus
Vom Shiro-yama aus sind die kleinparzelligen Felder im Kraterinneren und die Aschewolke aus dem mittleren Gipfel, dem Naka-dake, gut zu erkennen. © Matthias Reich
Karte vom Aso-Kujū-Nationalpark

Ein fast kreisrundes, tiefes Tal, aus dessen Mitte ein paar hohe Berge ragen: Das ist Aso – ein gewaltiger Vulkankrater, wie es sie zwar mehrfach auf der Welt gibt, aber selten komplett so schön sichtbar. Entstanden ist der Krater mit einem Umfang von fast 100 km vor rund 290.000 Jahren. Doch der Untergrund ist noch immer aktiv und in der Gegend haben sich neue Krater gebildet.

Die steilen Kraterwände sind mehrere hundert Meter hoch und in der unfruchtbaren Vulkanasche auf dem alten Kraterboden
versickert jegliches Regenwasser sofort. Hinzu kommt häufiger Ascheregen. Keine ideale Umwelt, um sesshaft zu werden.

Und dennoch ließen sich die ersten Menschen vor tausenden Jahren am Kraterrand nieder, begannen die Wälder zu roden, Weideflächen zu schaffen und Vieh zu halten. Der durch die Tierhaltung entstandene Dung wurde auf den Kraterboden geschaffen und man begann, dort Reis und Gemüse anzubauen. Der Boden wurde somit fruchtbar, doch um die Weideflächen zu erhalten, mussten die Felder jährlich niedergebrannt werden. Lediglich an den zu steilen Kraterwänden ließ man den Wald Wald sein.

Das Sumpfgebiet Tadewara am Fuße des Kujūsan
Das Sumpfgebiet Tadewara am Fuße des Kujūsan. Eingerahmt von hohen Bergen, kann man auf liebevoll angelegten Stegen die Natur genießen. © Matthias Reich

Daran hat sich bis heute nichts geändert: Rund 50.000 Menschen leben nunmehr im Kraterinneren und betreiben dort viel Landwirtschaft. Die Wiesen außerhalb des Kraters werden noch immer in einer noyaki genannten Tradition im Frühjahr niedergebrannt. Die Milk Road entlang des nördlichen Kraterrandes bezeugt die Nutzung: Hier werden Rinder gezüchtet, darunter das besonders schmackhafte Akaushi („Rotrind“) und Milchkühe wie das Jersey-Rind, aus dessen Milch hervorragende Puddings, Käse, Joghurt und dergleichen hergestellt werden – in kleinen und kleinsten Betrieben.

Um die Koexistenz der einmaligen Landschaft und der Lebensweise der Menschen zu erhalten, gehören die meisten Siedlungen und Felder inner- und außerhalb des Kraters sowie die zentralen Vulkane zum Nationalpark. Dort wurde auch das größte Erdwärmekraftwerk Japans gebaut – und so gut in einem kleinen Tal versteckt, dass man es, von wo man auch schaut, nicht sehen kann.

Oike-Quelle am Fuße der Kujū-Berge
Die Oike-Quelle am Fuße der Kujū-Berge ist nur eine von vielen, aus denen trinkbares Wasser mitten im Wald aus dem Untergrund tritt. © Matthias Reich

Diese Symbiose von Mensch, Natur und Vulkan schuf eine spektakuläre Kulturlandschaft: 300 bis 400 m hohe, bewaldete und fast senkrechte Kraterwände schützen die kleinen Felder und Siedlungen im Kraterinneren. Über alledem thronen die 5 Gipfel der neuen Vulkankette, einschließlich dem Naka-dake („mittlerer Gipfel“), der abwechselnd dampft oder etwas Asche ausstößt. Macht er das gerade einmal nicht, kann man sich sogar in den Krater mit seinen spektakulären Gesteinsformationen und einem azurfarbenen Kratersee begeben. In Sichtweite des Aso liegt Kujū-san, eine kleine Bergkette. Ein stetig qualmender „Schwefelberg” zeugt auch hier vom Vulkanismus und man findet ebenfalls von Menschenhand geschaffene Weideflächen. Anderswo in Japan gibt es diese natürlich ebenso, doch sind sie, so seltsam es sich anhört, selten naturbelassen.

Naka-dake
Der Naka-dake ist der aktivste unter den Gipfeln des Aso – hier aus sicherer Entfernung, von Kusasenri aus, gesehen. Dort gibt es ein Aso-Vulkan Museum. © Matthias Reich

Sicher, um die Bäume an der Rückkehr zu hindern, wird hier einmal im Jahr abgebrannt, doch danach lässt man der Natur vollends freien Lauf und schafft so einmalige Gräser- und Insektenbiotope, die durch die schrittweise Brandrodung eher in ihrer Vielfalt gefördert als geschädigt werden. Die Vulkane sorgen nicht nur für fruchtbare Böden, sondern auch für einzigartiges Wasser, und das im doppelten Sinne: Das Wasser braucht rund 40 Jahre vom Regenfall bis zum Quellaustritt – in dieser langen Zeit wird es nicht nur gefiltert, sondern auch mit wertvollen Mineralien, bereichert. Auch heißes Wasser tritt an vielen Stellen aus dem Untergrund und sorgt damit für eine hohe Konzentration der so typisch japanischen Onsen, den heißen Quellen, denen zahlreiche Heilwirkungen nachgesagt werden.

Besucher können diese grandiose Landschaft laufend erkunden – es gibt jede Menge gut ausgewiesene und sehr lehrreiche Wanderwege bis auf die Gipfel hinauf. Man kann auch gern auf andere Mittel zurückgreifen: Vom Hubschrauber (für einen Überflug des Kraters) über Heißluftballons bis hin zu Pferden – es gibt viele Farmen in der Gegend – oder Fahrrädern ist quasi alles dabei. Jeder Tag in Aso lässt sich danach wunderbar mit einem Bad in einer heißen Quelle sowie einem Festmahl mit lokal erzeugten Zutaten abrunden. Viele Besucher wissen das zu schätzen und lassen so den ersten Aufenthalt in Aso nicht den letzten werden.

Auf einem Stein wachsender Baum im Aso-Kujū-Nationalpark
Die außergewöhnliche Natur der Berge, Täler und Wälder wird durch den Status als Nationalpark streng geschützt. © Matthias Reich

Der Nationalpark in den Präfekturen Ōita und Kumamoto wurde 1934 gegründet und ist 72.600 ha groß. Von Kumamoto-Stadt oder dem Flughafen Aso-Kumamoto erreichen Sie den Aso per Bus. Zum Kujū gelangen Sie von Ōita oder Beppu mit Bus und Bahn.

www.aso.ne.jp/~volcano/eng/index.html
www.japan.travel/national-parks/parks/aso-kuju

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