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Warum gibt es immer noch US-Militärbasen in Japan?

Hannah Janz
Hannah Janz

Ebenso wie Deutschland wurde Japan nach seiner Niederlage im Zweiten Weltkrieg durch die Sieger besetzt. In Japan übernahmen das vor allem die USA. Die US-Militärpräsenz sollte weitere Aggressionen Japans verhindern. Warum aber gibt es diese Stützpunkte bis heute?

Yokosuka Hafen
Der Militärhafen von Yokosuka, in dem sowohl japanische als auch US-amerikanische Militärschiffe ankern. ©Jarod Hodge, U.S. Navy

Nach der offiziellen Kapitulation Japans am 2. September 1945 wurde das japanische Staatsgebiet auf die vier Hauptinseln Honshūs zurückgestutzt. Dieses Gebiet wurde durch Truppen der USA und in deutlich geringerer Zahl Großbritanniens besetzt. Der nördliche Teil der durch das japanische Kaiserreich ab 1905 annektierten koreanischen Halbinsel wurde nun durch die Sowjetunion verwaltet, der südliche durch die USA. Ziel der Besetzung war die Demilitarisierung des Aggressors. Die USA strebten in der Folge auch eine Demokratisierung Japans an.

Offiziell endete die US-Besatzung mit dem Friedensvertrag von San Francisco (Nihonkoku to no heiwa jōyaku 日本国との平和条約), der am 28. April 1952 in Kraft trat. Die Ryūkyū-Inseln 琉球 wurden erst 1972 dem japanischen Staat übergeben. Vorher wurden sie von den USA verwaltet. In diesem Zeitraum entstanden auf der Inselkette viele Militärbasen. Warum wurden diese und die anderen Stützpunkte in Japan auch nach Ende der Besatzung erhalten?

Erholungspolitik mit weitreichenden Folgen

Hier kommt die sogenannte Yoshida-Doktrin zum Tragen. Benannt ist sie nach Premierminister Yoshida Shigeru 吉田茂, der den Friedensvertrag mit den USA aushandelte. Seine Bemühungen fielen mit dem Beginn des Korea-Krieges 1950 zusammen. Das durch den Kalten Krieg motivierte Interesse der USA an der eigenen Vormachtstellung konnte Yoshida nutzen, um Japans finanzielle, wirtschaftliche und damit auch gesellschaftliche Erholung voranzutreiben.

Um außerdem das Misstrauen der USA gegenüber dem besiegten Aggressor zu tilgen, übergab Yoshida jegliche Verantwortung für Japans militärische Sicherheit – und damit auch deren Kosten – an die USA. Diese Entscheidung passte außerdem zu jener Verfassung, die die USA für Japan entworfen hatten. In deren 9. Artikel verzichtet Japan auf den Unterhalt kriegsfähiger Streitkräfte.

Yoshida Friedensvertrag
Nachkriegspremierminister Yoshida unterschreibt 1951 in Sac Francisco den Friedensvertrag mit den USA.

Das Ergebnis von Yoshidas Bestrebungen war der Sicherheitsvertrag von San Francisco 1952. Er sah zwar eine formale Gleichberechtigung der beiden Länder vor, die tatsächlichen Kompetenzen entwarfen aber ein anderes Bild. Japan legte die fortwährende Stationierung von US-Truppen auf seinem Staatsgebiet und die Bereitschaft zur geopolitischen Abhängigkeit von den USA in die Waagschale des Bündnisses. Amerika bot Japan dafür überschaubare Militärausgaben, wirtschaftliches Wachstum und eine Sicherheitsgarantie unter dem nuklearen Schutzschirm.

US Basen Okinawa
Hauptinsel Okinawa - in rot eingezeichnet die US-Militärbasen. ©WikimediaCommons

Japans strategisch wichtige Lage

Die Festschreibung dieses Ungleichgewichts wirkt bis heute. In seiner Folge wurde Japan zum „unsinkbaren Flugzeugträger“ für die USA direkt vor den Haustüren der Volksrepublik China, Nordkoreas und Russlands. Auch nach dem Ende des Kalten Krieges blieben die Sicherheitsrisiken in Ostasien durch deren autoritäre Regime bestehen, sodass die US-Basen in Japan nicht an Bedeutung verloren. 2012 rief US-Präsident Obama das „pazifische Zeitalter“ aus – die USA werden sich in den kommenden Jahren vermehrt auf die Sicherheitspolitik im Pazifikraum konzentrieren. Die US-Stützpunkte erfüllen für die USA nachwievor den praktischen Zweck strategisch wichtiger Nähe zu Ostasien, insbesondere zu den dortigen autoritären Regimen.

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