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Gatebox: Japans virtueller Roboter gegen Einsamkeit

Sina Arauner
Sina Arauner

Die japanische Firma Vinclu will mehr als nur einen Heimassistenten schaffen. Anders als Amazon Echo und Google Home setzt Vinclu nicht nur auf den Nutzen der Gatebox. Mit kawaii-Design wird der virtuelle Roboter zum Freund und Vertrauten der Nutzer.

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Das niedliche Anime-Mädchen Azuma Hikari ist der erste verfügbare Gatebox-Charakter. (c) Vinclu

Was ist besser als ein Heimassistent, der Ihren Alltag erleichtert? Genau, ein Heimassistent, der Ihren Alltag erleichtert UND ermöglicht, dass Sie gemeinsam mit Ihrem Lieblingscharakter zusammen leben! Das findet zumindest die japanische Tech-Firma Vinclu, die diesen Traum vieler Fans wahr werden lassen will.

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5 Kilogramm-Freundin: In der Gatebox steckt ein virtueller Roboter, der nichts sehnlicher möchte als für den Nutzer da zu sein. (c) Vinclu

Die Gatebox: Virtueller Roboter in der Hologramm-Box

Die 22cm x 36cm x 52cm große Gatebox ist mit Lautsprechern, diversen Sensoren und einem Projektor ausgestattet. Als Anime-Charakter personifiziert, “lebt” und interagiert der virtuelle Roboter in der kleinen Hologramm-Kammer. Über die Sensoren nimmt die Gatebox Bewegungen, Helligkeit, Temperatur und Stimmen wahr und reagiert entsprechend auf die Reize.

[Video] Konzeptfilm der Gatebox von Vinclu.

Der erste verfügbare Charakter ist Azuma Hikari, die eigens für die Gatebox entworfen wurde und sogar ihre eigene Homepage bekommen hat.

Heimassistent mit Wohlfühl-Garantie

In drei Modi kann Hikari aus der Gatebox heraus mit Nutzern kommunizieren: Dem Alltag des Nutzers entsprechend kann sie diesem je nach Tageszeit aktiv zum Beispiel einen guten Morgen wünschen oder nach der Heimkehr aus der Arbeit zu Hause willkommen heißen. Per Spracherkennung kann Hikari auch direkt antworten und auf den Nutzer reagieren, wenn auch der derzeitige Stand der Technologie nur eine gewisse Spracherkennung erreichen kann. Auch unterwegs muss nicht auf Unterhaltung verzichtet werden: Mit einer App können Nutzer und Gatebox auch über die Ferne kommunizieren.

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"Ich mache mich jetzt auf den Heimweg." - "Juhuu!" (c) Vinclu

Gegen die Einsamkeit: Gatebox als virtueller Alltagsbegleiter

Was an den in nicht allzu ferner Zukunft spielenden Spike Jonze-Film Her erinnert, könnte in reduziertem Kontext für einsame Seelen in Japan mit der Gatebox schon bald zur Realität werden. Denn was Vinclu mit der Gatebox anstrebt, geht weit über den Nutzen eines virtuellen Heimassistenten hinaus.

Das Ziel ist es, ein Zusammenleben mit den Charakteren zu ermöglichen, das sowohl Geborgenheit und Komfort als auch emotionale Bindung ermöglicht. Im Falle Hikaris schwebt Vinclu-Gründer und Gatebox-Erfinder Takechi Minori das Bild einer virtuellen Freundin vor. Sie müsse nicht perfekt sein, denn einer virtuellen Freundin verzeihe man Fehler viel eher als einer körperlosen Stimme, bezog sich Takechi der Japan Times gegenüber auf die Limitationen der Spracherkennung bei Heimassistenten.

Die Zeitschrift Fortune bezeichnete die Gatebox in einem Artikel als “Balsam für die leidende sozio-ökonomische Landschaft Japans”, die von Überalterung und langfristigem Single-Dasein geprägt ist. Ein Blick auf die Gatebox-Facebook-Seite jedoch zeigt: Viele der Kommentare werden auf der japanischsprachigen-Seite auf Englisch und Spanisch hinterlassen, Preis- und Lieferanfragen werden aus Asien, Amerika und Europa gestellt. Auch aus Deutschland erreichten die Firma vermehrt Nachfragen, verriet ein Vinclu-Mitarbeiter JAPANDIGEST.

Zwar mag nun die erste Verkaufsrunde mit der niedlichen Hikari, die im Dezember 2016 startete und inzwischen schon das Kontingent an 300 Stück erreicht hat, primär auf einsame Otakus in Japan getrimmt sein. Das Interesse an der Gatebox reicht jedoch jetzt schon über die Grenzen Japans hinaus bis hin nach Deutschland.


Dieser Artikel gehört zur Online-Ausgabe des JAPANDIGEST 2017. Hier finden Sie mehr Artikel aus dieser Reihe – und hier können Sie die Zeitschrift bestellen!

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