Ein Tag in Yokosuka: Sehenswürdigkeiten der historischen Stadt

Diana Casanova
Diana Casanova

Die Hafenstadt Yokosuka südlich von Tōkyō besticht durch maritimes Flair, amerikanische Einflüsse und eine historische Vergangenheit. Im Mai 2017 war ich dort zu Besuch und habe mir ein paar der Sehenswürdigkeiten angeschaut. Ein kleines Ausflugstagebuch.

Koi-Flaggen im Blumenpark in Yokosuka
© D. Casanova

Circa 55 km südlich von Tōkyō und 25 km südlich von Yokohama befindet sich die Großstadt Yokosuka. Mit ihren über 400.000 Einwohnern zählt die auf der Miura-Halbinsel gelegene Stadt zu den größten der Kantō-Region und der Präfektur Kanagawa.

Aufgrund ihrer Lage an den Buchten von Tōkyō und Sagami sowie am Pazifik ist Yokosuka eine Stadt des Meeres mit einer langen Geschichte. In den 1860er-Jahren wurde dort wegen des praktischen Standorts und dem guten Zugang zu Tōkyō und Yokohama eine große Marinebasis des japanischen Militärs errichtet. Im 19. und 20. Jahrhundert war der Hafen von Yokosuka eines der wichtigsten Arsenale und Werften des Landes, viele Kriegsschiffe wurden dort erbaut und in Stand gehalten, insbesondere während des Zweiten Weltkrieges. Im Stadtteil Kurihama im Südosten Yokosukas legten 1853 die amerikanischen „schwarzen Schiffe“ des Commodore Matthew Perry an, die die erzwungene Öffnung des Landes nach einer über 200 Jahre andauernden Isolationspolitik und Japans Eintritt in die Moderne einläuteten.

Überall das Meer

Yokosuka ist eine maritime und historische Stadt, das merkt man sofort, wenn man aus dem Zug an der JR Yokosuka Station aussteigt. Dort angrenzend befindet sich der berühmte Hafen, an dem japanische und amerikanische Kriegsschiffe und U-Boote vor Anker liegen. Seit den 1950er-Jahren liegt in Yokosuka der Heimathafen der amerikanischen Marineflotte, die in Japan stationiert ist, sowie auch die der japanischen Selbstverteidigungskräfte. Daher gab es in der Vergangenheit immer wieder Anti-Kriegsdemonstrationen an diesem Ort.

Wegen der Marinebasis leben viele Amerikaner in Yokosuka, was sich auch im Stadtbild widerspiegelt: Auf der bekannten Dobuita Street, die in der Nacht zu einer belebten Bar- und Partyszene wird, gibt es zahlreiche amerikanische Restaurants und Clubs.

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Kriegsschiff im Hafen von Yokosuka
Ein Militärschiff von vielen im Hafen von Yokosuka. © D. Casanova
U-Boot im Hafen von Yokosuka
Auch U-Boote liegen hier vor Anker. © D. Casanova

Innerhalb weniger Gehminuten erreicht man von der JR Yokosuka Station aus den Verny Park, ebenfalls direkt am Hafen gelegen. Dieser ist benannt nach dem französischen Offizier und Ingenieur Francois Léonce Verny, der Mitte der 1860er-Jahre die Yokosuka-Werft und das moderne Waffenarsenal konstruiert hat. Darüber hinaus entwarf er mehrere Leuchttürme in Tōkyō, die man noch heute besichtigen kann.

Zu Ehren seines wichtigen Beitrags zur Modernisierung Japans, widmete die Stadt ihm auch ein kleines Gedenkmuseum. Im Park stehen im Mai die Rosen in voller Blüte, und laden zu einem schönen Spaziergang am Wasser entlang ein.

Verny-Park in Yokosuka
Na, wann war ich dort zu Besuch? © D. Casanova
Springbrunnen im Verny Park in Yokosuka
© D. Casanova
Gedenkstatuen im Verny-Park
© D. Casanova

Kriegerische Vergangenheit

Nach einem ca. 20-minütigen Spaziergang durch Yokosukas Innenstadt gelangt man schließlich zum kleinen Mikasa-Park auf der Ostseite der Halbinsel. Dort ist die Hauptattraktion das ehemalige Kriegsschiff Mikasa, welches heutzutage ein Museum ist. Eine Statue des japanischen Admirals Tōgō Heihachirō erinnert an seine Verdienste im sino-japanischen, doch vor allem im russisch-japanischen Krieg 1904/05. Die Mikasa war im Rahmen dieses Krieges eines der mächtigsten Flaggschiffe, insbesondere in der Seeschlacht von Tsushima im Mai 1905, an deren Ende Russland eine vernichtende Niederlage erfuhr und welche vorentscheidend für Japans Sieg war.

Im Museum kann man die alten Waffen und Lager sowie die Kabinen der Crew und andere historische Räumlichkeiten besichtigen. Außerdem kann man mehr über die japanische Geschichte, insbesondere über die Ankunft der Amerikaner 1853 und den russisch-japanischen Krieg, erfahren.

Einige Bereiche des Museums sind jedoch nicht frei von Kontroversen: Wie viele japanische Kriegsmuseen weisen gewisse Erläuterungen der historischen Ereignisse eine klare pro-japanische Haltung auf und wirken durchaus verherrlichend. Daher ist es immer ratsam, sich vor dem Besuch solcher Museen zu informieren und diese stets mit kritischem Blick zu betrachten. 

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Bootsdenkmal in Yokosuka
In der ganzen Stadt stehen maritime Andenken an Yokosukas Erbe. © D. Casanova
Schiffsmuseum Mikasa
Schiffsmuseum Mikasa © D. Casanova
Schiffsmuseum Mikasa
© D. Casanova

Affeninsel ohne Affen

Am Mikasa-Park angrenzend befindet sich eine kleine Anlegestelle, von der man einmal stündlich mit einer Fähre in nur knapp 15 Minuten auf die kleine Insel Sarushima übersetzen kann. Auch wenn Sarushima übersetzt „Affeninsel“ bedeutet, leben dort tatsächlich keine Affen. Der Name entstammt einer alten Legende, in der ein buddhistischer Mönch in Seenot geriet und auf Sarushima strandete. Ein weißer Affe habe ihm dann den Weg zurück an die sichere Küste gezeigt.

Sarushima ist eine kleine, unbewohnte Insel, die besonders im Sommer ein beliebter Badeort ist. An den designierten Stränden kann man schwimmen und grillen. Dafür gibt es extra ein Geschäft, welches alle Hilfsmittel für die Grillparty vermietet und sogar das passende Fleisch anbietet. Doch die Insel lädt auch zu entspannten Wanderungen ein: Man kann sie innerhalb 1-1 ½ Stunden zu Fuß umrunden.

Die Wege zeichnen sich durch moosbedeckte Böden und Mauern aus. Gerade zur Zeit des Tokugawa-Shogunates und des Zweiten Weltkrieges war Sarushima ein wichtiger strategischer Stützpunkt für Japan und diente zu Verteidigungszwecken. Alte Ausgucke und Festungsruinen sind weitere Zeugnisse der kriegerischen Vergangenheit Japans. Besucher werden entlang waldumrandeter Pfade und Wege geführt, und an mancher Stelle auch runter zu den Steinstränden und Klippen, die bei Fischern und Anglern besonders beliebt sind. 

Fähre nach Sarushima
Meine Fähre nach Sarushima. © D. Casanova
Sarushima bei Yokosuka
Wir nähern uns unserem Ziel... © D. Casanova
Sarushima bei Yokosuka
© D. Casanova
Sarushima bei Yokosuka
Die alten Wege und moosbedeckten Mauern. © D. Casanova
Sarushima bei Yokosuka
Das Meer ist stets an meiner Seite. © D. Casanova
Sarushima bei Yokosuka
© D. Casanova
Sarushima bei Yokosuka
Auch bei Anglern sehr beliebt. © D. Casanova
Sarushima bei Yokosuka
Auf dem "Gipfel" kann man einen Blick aufs Festland werfen. © D. Casanova

Im Blumenhimmel

Nach der Rückkehr ans Festland geht es mit der Bahn zur JR Kurihama Station, von der es nur knapp 10 Gehminuten zur nächsten Sehenswürdigkeit sind: Kurihama Hana no Kuni (zu Deutsch: Kurihama Blumenland). Wenn Sie eine Abwechslung zur Großstadt brauchen und einfach nur zwischen Blumen spazieren und ihren Duft genießen möchten, dann ist das genau das Richtige.

Eine von Wald und Bergen umringte, riesige Blumenwiese mit hauptsächlich Mohnblumen in bunten Farben, die man zum Ende der Saison nach Belieben pflücken darf – und das ohne Eintrittskosten! Das ca. 2 km breite Gelände selbst beherbergt auch einen Kräutergarten, sowie einen Golfplatz und Schießstände. Das naheliegende „Adventure Land“ richtet sich vor allem an Kinder, aber auch an Godzilla-Fans. Wieso? Dort steht eine der weltgrößten Statuen des japanischen Urzeit-Monsters! Ein Grund dafür ist, dass im Original-Film vom 1954 Godzilla zum ersten Mal beim nahegelegenen Kannonzaki Strand aus dem Meer emporstieg.

Dekorierter Tunnel in Kurihama
Kleines Highlight meines Spazierganges zum Kurihama Hana no Kuni: ein blumendekorierter Tunnel. © D. Casanova
Kurihama Hana no Kuni
Kurihama Hana no Kuni © D. Casanova
Kurihama Hana no Kuni
Am Eingang begrüßt mich der Duft der Blumen. © D. Casanova
Kurihama Hana no Kuni
© D. Casanova
Kurihama Hana no Kuni
Bunte Mohnblumen, soweit das Auge reicht... © D. Casanova

Da ich im Mai dort war, hingen quer über der Wiese farbenfrohe “Fischflaggen”, die Sie bestimmt schon einmal im Zusammenhang mit Japan gesehen haben. Sie heißen koi nobori und stellen Koi-Fische dar. Diese Windsäcke hängt man traditionell zum Nationalfeiertag am 5. Mai, dem Kindertag, auf. Schwarze Karpfen sind in der Regel die größten und stellen den Vater als Oberhaupt der Familie dar, während kleinere die Kinder repräsentieren – früher wünschte man sich für die neugeborenen Söhne einer Familie, dass diese so stark wie Kois werden, die gegen den Strom des Flusses schwimmen können.

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Kurihama Hana no Kuni
"koi nobori" im Wind... © D. Casanova
Kurihama Hana no Kuni
© D. Casanova
Kurihama Hana no Kuni
Der "Flower Train" dreht seine Runde. © D. Casanova

Wenn man als Tourist für eine begrenzte Zeit in Japan ist, dann gehört Yokosuka sicherlich für die wenigsten zu den Besichtigungsplänen. Zugegeben, im Vergleich zu den Megastädten wie Yokohama, Ōsaka und Tōkyō hat Yokosuka nicht viel zu bieten. Aber wenn Sie die Zeit haben, eine nicht ganz so imposante und dafür typisch japanische Stadt mit einer interessanten Geschichte zu besuchen, dann ist Yokosuka eine gute Wahl.

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