Pulverschnee & Après-Ski: Wintersportfreuden in Japan

Matthias Reich
Matthias Reich

Kyōto, Tōkyō, Reisfelder, Kimono und Sushi – viele assoziieren Japan zunächst mit diesen Stichworten. Doch Menschen in Ost- und Südostasien sowie zahlreiche Australier denken an etwas anderes: Pulverschnee und endlose Loipen. Japan ist so schneesicher, dass bereits zweimal Olympische Winterspiele stattgefunden haben – 1972 in Sapporo und 1998 in Nagano.

© MichelleMealing / iStock

An Skigebieten mangelt es in Japan jedenfalls nicht: Selbst auf der südlichsten Hauptinsel Kyūshū gibt es Skigebiete wie Gokase in der Präfektur Miyazaki. Auch auf Shikoku kann man im Winter rodeln, doch die bekannten Skidestinationen liegen nördlich, in den nördlichen und südlichen japanischen Alpen. Besonders attraktiv: Viele Resorts sind für Tagesausflüge von Tōkyō oder Ōsaka erreichbar.

skifahren japanPulverschnee und lange Pisten: Skifahren in JapanImmer nur zur Kirschblüte und zur Herbstlaubfärbung in Japan? Warum nicht mal etwas Abwechslung reinbringen? Über 500 Skigebiete in Japan bi...18.01.2018

Myōkō Kōgen (Niigata) zählt zu den schönsten und leicht zugänglichen Resorts. Dank der Hokuriku-Shinkansen-Streckenerweiterung, eröffnet im März 2024, dauert die Fahrt ab Tōkyō nur etwas mehr als zwei Stunden. Am Vulkan Myōkō (ca. 2.500 m hoch) bietet das Akakura-Onsen-Skigebiet 17 Pisten unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade und 14 Lifte – der längste Lift erreicht fast 1,5 km Länge. Ein Tagespass kostet rund 6.000 Yen (unter 40 €). Vor Ort lässt sich auch Ausrüstung wie Ski und Snowboards ausleihen.

Verschneite Skihütten in Myōkō Kōgen erstrahlen im ersten Licht des Tages, während die Sonne die weiße Landschaft golden färbt. © MichelleMealing / iStock

Echigo-Yuzawa (Niigata) ist mindestens ebenso beliebt bei Besucherinnen und Besuchern aus Tōkyō. Von dort fährt der Shinkansen in nur 1¼ Stunden direkt dorthin. In der Region liegen rund zwölf Skigebiete, und wer mit einer der vielen Gondeln bis ganz nach oben fährt, kommt in den Genuss spektakulärer Loipen. Einige Loipen sind bis zu 5.000 m lang, die man übrigens im Japanischen gerende (Gelände) nennt, denn Japan hat viele Begriffe aus der Bergwelt aus dem Deutschen übernommen. Das Flair ist dabei ein ganz anderes: Während Myōkō mit seinem malerischen, an die Schweiz erinnernden, schmucken Ortskern punktet – mit zahlreichen Restaurants und Bars – bleiben die meisten Wintersportler in Yuzawa am Abend im Hotel. Einige Hotels haben eigene Skipisten, Onsen und vieles mehr – sie sind damit ideal für Reisen mit Kindern.

Ein Skilift in Echigo-Yuzawa führt Wintersportler hinauf zu den schneereichen Pisten. Ein klassisches Wintersportgebiet mit langer Tradition. © WhitcombeRD / iStock

Hakuba (Nagano-Alpen), bekannt durch die Olympischen Winterspiele 1998, ist ein spektakulärer Wintersportort mit bis zu 3.000 m hohen Bergen, reichlich Schnee, Après-Ski und urigen Berghütten in den Nördlichen Alpen. Zwar gibt es auch Angebote für Anfängerinnen und Familien, doch das Gebiet ist besonders bei Profis sowie erfahrenen Ski- und Snowboardfahrerinnen und -fahrern beliebt. In der Saison 2024/25 wurde ein Rekordschneefall von 782 cm verzeichnet – solche enormen Schneemengen schaffen paradiesische Zustände. Wer zwei oder mehr Tage erübrigen kann, ist in Hakuba gut aufgehoben.

Wanderer genießen die winterliche Stille in Hakuba, wo schneebedeckte Berge und klare Luft ein Panorama von einzigartiger Schönheit eröffnen. © 恵藤 / photoAC

Niseko (Hokkaidō) wird als der „heilige Gral“ der japanischen Skigebiete bezeichnet. Per Flug sind es rund zwei Stunden von Tōkyō nach Sapporo, anschließend gibt es Busverbindungen nach Niseko. Das Gebiet umfasst die Gemeinden Niseko und Kutchan mit vier großen Skigebieten (Niseko United: Hanazono, Grand Hirafu, Niseko Village und Annupuri). Durchschnittlich fallen dort über 10 m Pulverschnee pro Saison, in Kiroro sogar bis zu 21 m – extrem beliebt bei Powder-Fans. Begriffe wie „Japow“ (Japan Powder Snow) und „Japanuary“ entstanden wegen der außergewöhnlichen Schneesicherheit im Januar. Die idealen Bedingungen ziehen in jeder Saison Hunderttausende, zumeist junge Ausländerinnen und Ausländer an. Diese finden in der Region Shiribeshi rund um Niseko und Kutchan ideale Voraussetzungen, denn dank eines Ausländeranteils von fast 20 Prozent geht es dort sehr international zu, und es hat sich ein lebendiges Après-Ski-Nachtleben etabliert – nur ohne Schlagermusik.

Powder-Jäger in Rusutsu (Hokkaidō): Snowboarder genießen unberührten Tiefschnee und epische Backcountry-Abfahrten durch den Winterwald. © helivideo / iStock

Wer den ganzen Trubel vermeiden möchte und sich nach Ruhe sehnt, muss gerade auf Hokkaidō nicht lange suchen, denn hier gibt es unzählige weitere, oft nur den Bewohnern bekannte, menschenleere Skigebiete. Allerdings ist Vorsicht angebracht: Viele Regionen sind abgelegen, häufig ohne Mobilfunkempfang. Wer sich dort in den Schneemassen verirrt, setzt sich Gefahren aus und gerät schnell in Not.


Dieser Artikel erschien in der JAPANDIGEST Oktober 2025-Printausgabe und wurde für die Veröffentlichung auf der Website nachbearbeitet.

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