Traditionelle Herstellung eines Yukata

Anji Salz
Anji Salz

Mit der Yukata-Saison in Japan werden all die bunten Sommer-Kimono wieder aus den Schubladen gekramt und die Feuerwerke und Tanzfeste bevölkert. Ich habe die traditionelle Yukata-Herstellung einmal selber ausprobiert und meinen eigenen Design-Yukata kreiert.

yukata herstellung
(c) Anji Salz

Yukata werden, wie auch Kimono, aus zwölf Meter langen Stoffbahnen hergestellt. Als informellster Kimono haben Yukata normalerweise sich wiederholende Muster. Um diese zu Färben braucht man erst einmal eine Schablone (und natürlich ein Design).

Ise-Katagami sind traditionelle Papier-Schablonen die vor hunderten von Jahren in der Ise-Region hergestellt und landesweit für die Kimono-Manufaktur verwendet wurden. Um selbst einmal ein wenig über die Schneidekunst zu lernen und meinen eigenen Yukata zu verwirklichen, bin ich in die Präfektur Mie gefahren um dort drei Tage an meiner Schablone zu arbeiten.

Als erstes wird das auf DIN-A4 Papier verteilte Design auf den Millimeter exakt zusammengelegt, damit ich es auf mein ein Meter langes, mehrlagiges Washi-Papier übertragen kann.

washiWashi: Beliebtes Japanpapier mit langer TraditionPapier ist ein wichtiger Bestandteil der japanischen Kultur – es begegnet uns bei jahrhundertealten Kunstschätzen ebenso wie im täglichen Le...27.11.2017

yukata herstellung
(c) Anji Salz

Als nächstes müssen überall im Design kleine “Brücken” eingezeichnet werden. Diese dienen der Stabilität und halten kleine Details an ihrem Platz, welche ansonsten beim Schneiden herausfallen würden.

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(c) Anji Salz

Dann geht es an das Schneiden mit dem kogatana, einem traditionellen Schneidemesser. Mit diesem wird alles außer den Linien und Brücken sorgfältig und mit fließenden Bewegungen herausgeschnitten. Hört sich einfach an, ist aber schwieriger als man denkt, zumal ein kleiner Ausrutscher das ganze Design irreparabel zerstören kann. Mein Design war etwas detaillierter und hat deshalb sehr lange gedauert. Zwölf Stunden habe ich an meiner Schablone geschnitten, mit nur einer Pause. Meine Finger und das Handgelenk haben selbst am nächsten Morgen noch geschmerzt.

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(c) Anji Salz
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(c) Anji Salz
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(c) Anji Salz

Als nächstes wird ein dünnes Papier auf die Schablone gekleistert und diese zum Trocknen aufgehängt. Sobald alles durchgetrocknet ist, geht es wieder an das Schneiden: Die ausgesparten Brücken müssen nun entfernt werden, damit das Design komplett freigelegt wird. Damit war meine Arbeit erst einmal getan und die Schablonen an den Shabari-Meister übergeben, der ein dünnes Seidengitter auf der Schablone installiert und das weiße Papier entfernt.

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(c) Anji Salz
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(c) Anji Salz
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(c) Anji Salz
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Bei dem chūsen-Färbeverfahren wird diese Schablone dann auf den weißen Stoff aufgelegt und eine Reispaste darüber gestrichen. Alle herausgeschnittenen Elemente werden mit der Paste versiegelt und später nicht eingefärbt. Dieser Prozess wird zwölf Mal wiederholt und die Lagen dann wie eine Ziehharmonika übereinander gefaltet und mit flüssigem Färbemittel eingefärbt. Dabei werden die Farben mit einer Art Gießkanne von oben durch die vielen Lagen gegossen und mit einem Luftbalg nach unten durchgezogen. Dieser Prozess wird mehrmals wiederholt bis die Farbe dem Wunsch entspricht.

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(c) Anji Salz
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(c) Anji Salz
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Nach dem Auswaschen und Lufttrocknen der Stoffbahnen bekam ich diese wieder in meine Hände und begann mit dem traditionellen Schneidern des Yukata, was ich seit einem Jahr lerne. Die großen Muster haben das Schneidern noch etwas erschwert, denn die Stoffbahnen müssen so arrangiert werden, dass die Muster sich nicht unschön überschneiden. Das Nähen erfolgte komplett per Hand.

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(c) Anji Salz
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(c) Anji Salz
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(c) Anji Salz

Es war ein langer und teilweise schmerzhafter Weg, aber ich bin sehr stolz auf diese Erfahrung und finde, das Ergebnis kann sich sehen lassen. Das Design trägt für mich übrigens eine tiefe Bedeutung: Das Stadtwappen meiner Heimatstadt Lüneburg wird von einem Löwen geziert. So verbindet dieser Yukata also meine Herkunft mit meinem jetzigen Leben.

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