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Wakayama – Abenteuer im Wasserland

Alena Eckelmann
Alena Eckelmann

Wasseroasen, verborgen zwischen dichten Wäldern und zerklüfteten Bergen, findet man auf einer Entdeckungsreise durch den entlegenen südlichen Teil der Präfektur Wakayama südlich von Ōsaka auf der Kii-Halbinsel Japans zu Hauf.

© Wakayama Prefecture

Die Kumano Kodō-Pilgerwege sind mittlerweile unter Wanderfreunden international bekannt, aber Wakayama als Paradies für Wasserratten ist noch ein Geheimtipp. Ob Abenteuerurlaub mit der Familie oder ein Solo-Trip, die dramatische Wasserlandschaft von Wakayama lädt buchstäblich zum Eintauchen ein.

© Wakayama Prefecture

Rafting und mehr in Kitayama

Das Dorf Kitayama liegt am südlichen Ende der Nationalstraße 169, die die Kii-Halbinsel von Norden nach Süden durchquert. Die über 180 km lange Straße verbindet die Stadt Nara mit der Stadt Shingū in der Präfektur Wakayama.

Kitayama, wörtlich „Nordberg“, hat kaum 400 Einwohner, die sich fast 50 km² und viel Wald teilen. Dessen Haupteinnahmequelle war bis zum letzten Jahrhundert der Holzeinschlag und -verkauf, aber heutzutage bringen auch Touristen etwas Einkommen.

Der Fluss Kitayama verläuft teilweise parallel zur 169. In der Edo-Zeit wurde auf dem Fluss gefälltes Holz stromabwärts zum Verkauf auf dem großen Holzmarkt in der Burgstadt Shingū geflößt. Dieser Fluss durchquert eine enge Schlucht, die Doro-Kyō, die sich über 30 km Länge erstreckt.

Die Doro-Schlucht ist der einzige Ort in Japan, an dem man das aufregende Ikada-Kudari oder Rafting auf traditionellen Flößen „hautnaß“ erleben kann. Das Flößen auf dem Kitayama-Fluss hat eine 600 Jahre lange Tradition, wird jetzt aber nur noch für touristische Zwecke als Floß-Rafting betrieben.

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© Wakayama Prefecture
© Wakayama Prefecture

Passagiere stehen während der Fahrt und halten sich an eine Art Geländer fest. Das muss man auch, während die drei Floßführer, die Ikadashi, die Stromschnellen hinunter manövrieren.

Für mehr Spaß kann man sich bei örtlichen Anbietern für eine halbtägige oder ganztägige Rafting-Tour mit Gummischlauchbooten anmelden. Es gibt Optionen für Anfänger und für erfahrene Rafter.

Abenteuerlustige können noch einen draufgeben und an einem „Canyoning–Erlebnis“ an den Nebenflüssen des Kitayama-Flusses teilnehmen. Das ist eine Art Duschklettern, bei dem man enge Schluchten mit reißenden Strömen durchwandert und Wasserfälle erklimmt.

© Wakayama Prefecture

Boot-Pilgern auf dem Kumano-Fluss

Wie wäre es zum Ausruhen mit einer Flusswallfahrt entlang des Kumano-Flusses? Diese Fahrten finden ebenfalls auf traditionellen Booten statt, genauso wie Pilger in Kumano es vor Jahrhunderten getan haben. Das ist die beste Option für alle, die es langsamer und weniger abenteuerlich mögen.

Eine andere Nationalstraße, die Route 168, die ebenfalls die Kii-Halbinsel in Nord-Süd Richtung durchquert, verbindet über fast 200 km das südliche Ōsaka mit der Stadt Shingū. Diese führt durch den Ort Hongū, der für den Kumano Hongū-Schrein, einer der Kumano Sanzan (den drei Großschreinen von Kumano), bekannt ist.  

Als die Kumano Kodō-Pilgerfahrt in der japanischen Heian-Zeit bei Kyōtos Aristokraten populär wurde, wurden die Pilger mit kawabune, traditionelle Holzboote, auf den Stromschnellen des Kumano-Flusses schnell nach Shingū getragen, wo sich der Hayatama-Schrein, der zweite der Großschreine von Kumano befindet.

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© Wakayama Prefecture

Kawabune bedeutet wörtlich Flussboot: Diese Boote wurden ursprünglich verwendet, um Holz und andere Güter aus den Tiefen des Kumano-Gebirges nach Shingū am Pazifischen Ozean zu transportieren.

Heutzutage sind die meisten Bootsinsassen keine Pilger, aber die zweistündige Fahrt in diesen traditionellen Booten macht viel Spaß und die Erklärungen der kataribe-Geschichtenerzähler sind sehr informativ.

Kanufahren in Koza

Wenn man erst einmal in Shingū ist, muss man mit dem Auto nur noch die Nationalstraße 42 entlang der Küste folgen, und in weniger als einer Stunde kommt man zum Ort Koza an der südlichen Spitze der Kii-Halbinsel.

Koza ist flächenmäßig größer als Kitayama, hat aber nicht wesentlich mehr Einwohner. Hier teilen sich weniger als 3.000 Menschen eine bewaldete Fläche von fast 300 km². Die Forstwirtschaft war auch hier traditionell eine wichtige Einnahmequelle, aber heute trägt auch hier der Tourismus zum Einkommen bei.

Hier kann man sich im Kanufahren auf dem Koza-Fluss üben. Der Fluss, der sich über 50 km durch die Berge schlängelt und beim Ort Koza in den Ozean mündet, hat einen dramatischen Start in der Nähe von zwei imposanten Wasserfällen, dem Ueyo-no-taki und dem Hario-no-taki. Weiter stromabwärts fließt er aber sanft langhin, was das Paddeln für alle Generationen und Fitness-Level zum Genuss macht.

Während der Kanu-Fahrt kann man hier und dort ankern, aus dem Boot ins Wasser gleiten und sich mit einer Runde Schwimmen erfrischen. Die Gegend ist sehr gut geeignet, um einen ganzen Tag mit Naturbeobachtung auf dem Fluss zu verbringen. Vielleicht kann man ja sogar eine Flussgarnele im kristallklaren Wasser sichten?

© Alena Eckelmann

Tauchen in Kushimoto

Noch 30 Minuten mit dem Auto weiter entlang der Nationalstraße 42 und man erreicht Kushimoto, den südlichsten Punkt auf der Kii-Halbinsel. Kushimoto ist ein Fischerstädtchen und ein Ferienort, der berühmt ist für die bizarre Hashikui-Felsformation, die direkt vor der Küste aus dem Ozean ragt.

Unter japanischen Tauchsportliebhabern ist Kushimoto jedoch für seine Unterwasserwelten beliebt und viel besucht. Daher gibt es in der Stadt nicht weniger als 27 Tauchshops. Die größte Korallenkolonie im nördlichsten Teil der Welt befindet sich im Ozean vor der Südspitze der Halbinsel Kii, genau dort wo Kushimoto liegt.

© Alena Eckelmann

Hier trifft die subtropische Zone auf die gemäßigte Zone. Dies ist eine einzigartige Situation, was bedeutet, dass man viele verschiedene Fischarten aus beiden Temperaturzonen beobachten kann. Das setzt voraus, dass man sich in einen Tauchanzug quetscht und sich traut unterzutauchen.

Anfänger bleiben in der Nähe des Ufers und sehen daher nicht die ganze Brillanz dieses Tauchgebietes. Bei einem allerersten Tauchgang sieht man jedoch schon farbenfrohe Korallenkolonien und Fische, das ist doch ein ausgezeichneter Start.

© Nanki Seaman’s Club

Seekajak und SUP in Kushimoto

Wenn man nach dem Taucherlebnis in Kushimoto noch Zeit hat, kann man am Hashigui-Strand, benannt nach der nahegelegenen berühmten Hashigui-Felsformation, eine Runde Seekajak-Fahren probieren.

Dieser Teil des Ozeans ist kein offenes Gewässer, sondern eine Bucht, die auf der einen Seite vom Hashigui-Strand und auf der anderen Seite von der Insel Kii-Ōshima begrenzt wird. Den Ausgang der Bucht markieren die Hashigui-Felsen und genau dorthin werden die Guides der Seekajak-Touren ihre Gäste stets hinführen.

© Alena Eckelmann

Man paddelt zu den am weitesten im Meer stehenden Felsen, um sie herum und durch sie hindurch. Das Meer auf der anderen Seite des geschützten Buchtbereichs ist viel rauer und daher schwieriger zu durchpaddeln.

Kurze Verschnaufpause am Strand und weiter geht es mit einer Runde Stand-Up Paddeln (SUP). Man kann flott bis zu einer Reihe von Wellenbrechern paddeln, sich dort auf das Brett setzen und für eine Weile die Füße im Wasser baumeln lassen, oder man verankert sein Board und springt zum Schwimmen ins Wasser.

© Alena Eckelmann
© Alena Eckelmann

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Einfach nur Spielen am Wasser

Ob Rafting, Boot, Kanu, Kayak oder SUP, all diese Wassersportaktivitäten sind bei Besuchern der Kii-Halbinsel sehr beliebt. Die Einheimischen dagegen begnügen sich eher mit kawa-asobi (Fluss-Spiel) und taki-asobi (Wasserfall-Spiel), also einfach Plantschen im Fluss oder am Wasserfall, und sie kaufen sich dafür einfach einen Plastik-Schwimmring im örtlichen Baumarkt.   

© Wakayama Prefecture

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