Tōkyō – eine der größten Metropolen der Welt, bekannt für ihre Neonlichter, Hochhäuser und das pulsierende Stadtleben. Doch wer genauer hinsieht, erkennt: Die Präfektur Tōkyō hat auch eine überraschend grüne Seite. Üppige Wälder, klare Gebirgsbäche, historische Pilgerpfade und schattige Spazierwege laden dazu ein, die Hauptstadt Japans einmal ganz anders kennenzulernen.
Leicht: Für Einsteiger und entspannte Spaziergänger in der Stadt
1. Imperial Palace Loop
Ort: Chiyoda-ku
Länge: 5 km
Anreise: Tokyo Station

Der Rundweg um den Kaiserpalast (Kōkyo) zählt zu den beliebtesten Spazierstrecken im Zentrum Tōkyōs und das aus gutem Grund: Er vereint Natur, Geschichte und Großstadtpanorama auf ideale Weise. Die etwa fünf Kilometer lange Route umrundet das weitläufige Palastgelände auf angenehm ebenem Terrain und ist vollständig asphaltiert. Sie eignet sich daher nicht nur für sportliche JoggerInnen, sondern auch für entspannte Spaziergänge. Entlang des Weges sorgen regelmäßige 100-Meter-Markierungen, geschmückt mit stilisierten Blumen der 47 japanischen Präfekturen, für Abwechslung und Orientierung. Trinkbrunnen, schattige Ruhebänke und öffentliche Toiletten machen den Weg besonders komfortabel, auch bei sommerlichen Temperaturen.
Historisch Interessierte kommen ebenfalls auf ihre Kosten: Der Palast befindet sich auf dem Gelände der ehemaligen Burg Edo, einst Sitz der Tokugawa-Shōgune. Massive Steinmauern, gut erhaltene Toranlagen und weite Wassergräben erinnern noch heute an die feudale Vergangenheit Japans. An mehreren Stellen bieten sich fotogene Blicke auf die imposanten Mauern, das markante Nijūbashi (Doppelbrücke) und gepflegte Gartenanlagen.
Wer zwischendurch innehält, kann nicht nur das üppige Grün genießen, sondern auch den spannenden Kontrast zum modernen Tōkyō erleben: Gläserne Hochhäuser, Regierungsgebäude und Wolkenkratzer ragen hinter den alten Festungsanlagen empor. Eine faszinierende Kulisse zwischen Tradition und Gegenwart.
2. Ueno nach Yanaka – Historische Gassen und Tempel
Ort: Taitō-ku
Länge: ca. 3 km
Anreise: Ueno Station

Dieser Spaziergang führt vom lebhaften Ueno-Park in das historische Yanaka, eines der wenigen Viertel Tōkyōs aus den 1950er-Jahren, das den Zweiten Weltkrieg nahezu unversehrt überstanden hat.
Der Weg beginnt am belebten Ueno-Bahnhof, dem Tor zu einem der kulturellen Zentren der Stadt. Gleich zu Beginn bieten sich zahlreiche Möglichkeiten für einen Besuch der umliegenden Museen, darunter das Nationalmuseum, das Kunstmuseum oder das Naturkundemuseum. Auch der weitläufige Ueno-Park mit seinen Kirschbäumen, Teichen und ruhigen Wegen lädt zu einem erholsamen Spaziergang ein.
Der Weg führt vorbei an Tempeln wie dem Tennōji aus dem Jahr 1274, dessen große Buddha-Statue eine friedvolle Atmosphäre schafft. Je näher man der Einkaufsstraße Yanaka Ginza kommt, desto mehr ändert sich die Stimmung: Die Straßen wirken nostalgisch, gesäumt von traditionellen Holzhäusern und kleinen, liebevoll geführten Geschäften sowie Restaurants.
Besonders sehenswert ist der Yanaka-Friedhof, eine grüne Oase und historischer Friedhof aus dem Jahr 1874, der als letzte Ruhestätte zahlreicher bedeutender Persönlichkeiten dient. Die von uralten Zedern und Kirschbäumen gesäumten Alleen laden zu stillen Spaziergängen ein und bieten im Frühling ein spektakuläres Blütenmeer. Der Friedhof verbindet Geschichte, Kultur und Natur auf einzigartige Weise und ist ein ruhiger Rückzugsort mitten in der Stadt.

3. Kitazawa River Green Way – Grünes Band durch Setagaya
Ort: Setagaya-ku
Länge: ca. 4,3 km
Anreise: Sangenjaya oder Setagaya-Daita Station

Der Kitazawa River Green Way folgt dem Verlauf des ehemaligen Kitazawa-Flusses der bis in die 1970er Jahre noch an der Oberfläche floss, dann aber kanalisiert und überbaut wurde. An der Oberfläche entstand entlang dieses Wasserlaufs ein schmales, grünes Band – ein künstlicher Bach mit Fußweg, der sich wie ein grüner Faden durch das urbane Wohngebiet von Setagaya zieht.
Zwischen gemütlichen Wohnhäusern, kleinen Parks und Kindergärten schlängelt sich der Weg ruhig und angenehm durch die Nachbarschaft, fernab vom hektischen Stadtverkehr. Besonders im Frühling zur Kirschblüte verwandelt sich der gesamte Abschnitt in ein rosa Blütenmeer, das zum Verweilen und Fotografieren einlädt. Der Weg ist ideal für Familien mit Kindern, denn immer wieder finden sich entlang der Strecke Spielplätze, schattige Bänke und kleine Rastplätze, die zum Pausieren einladen. Dank der guten Anbindung an die vielen Bahnhöfe entlang des Weges ist der Kitazawa River Green Way einfach erreichbar und bietet eine erfrischende grüne Oase im dicht besiedelten Tōkyōer Stadtteil Setagaya.
4. Auf den Spuren von Bashō – Fukagawa
Ort: Kōtō-ku
Länge: ca. 2 km
Anreise: Kiyosumi-shirakawa Station Exit A3

Im Viertel Fukagawa beginnt nicht nur ein Spaziergang, hier wird eine literarische Reise erlebbar: Der berühmte Haiku-Dichter Matsuo Bashō brach im Jahr 1689 von diesem Stadtteil aus zu seiner legendären Reise „Oku no Hosomichi“ („Der enge Weg in den Norden“) auf, die bis heute als Meisterwerk der japanischen Literatur gilt.
Heute lädt ein kleiner, liebevoll gestalteter Pfad dazu ein, den Spuren Bashōs zu folgen. Entlang des Weges finden sich Gedenksteine, Gedichttafeln, der Bashō Inari Schrein und das Bashō-Museum, das Einblicke in Leben und Werk des Dichters bietet. Der Spaziergang führt entlang ruhiger Wasserläufe des Sendaibori bis hin zum großen Sumida Fluss.
Diese ruhige Route eignet sich hervorragend für alle, die Kultur und Geschichte abseits der touristischen Hauptwege suchen. Ein inspirierender Spaziergang, der Zeit und Raum für Muße und Nachdenken bietet, während das reizvolle Nebeneinander von historischen Holzhäusern und moderner Architektur, den Wandel Tōkyōs auf eindrucksvolle Weise widerspiegelt.
Mittel: Für Wanderfreunde mit Kondition
5. Mt. Takao – Der Klassiker mit Aussicht
Ort: Hachiōji-shi
Länge: je nach Route 3 – 6 km (+ Variante bis 15,3 km)
Anreise: Keio-Linie bis Takaosanguchi Station

Der Takao ist Tōkyōs wohl geschätzter Hausberg, nicht zuletzt wegen seiner einfachen Erreichbarkeit und der vielfältigen Wandermöglichkeiten. Der 599 Meter hohe Gipfel ist von der Stadt aus schnell mit der Keio-Bahn erreichbar, sodass sich der Berg ideal für Tagesausflüge anbietet.
Acht offiziell ausgeschilderte Wanderrouten führen durch die bewaldeten Hänge des Takao. Besonders beliebt ist Route Nr. 1, ein rund 3,8 Kilometer langer, gut gepflegter Hauptweg bis zum Gipfel. Breite Wege, viele Rastmöglichkeiten und Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke machen ihn ideal für Einsteiger und Familien mit Kindern. Wer es bequemer mag, kann auf halber Höhe in die Seilbahn (Cable Car) umsteigen, die Besucher in wenigen Minuten auf die Mittelstation bringt – mit Panoramablick inklusive. Ein Höhepunkt der Wanderung ist auch der Besuch des Yakuō-in-Tempels, einer der buddhistischen Stätten im Großraum Tōkyō aus dem Jahr 744; sowie der Takao Monkey Park nahe der Seilbahn-Station. Rund 90 japanische Makaken leben hier in einer naturnahen Anlage.

Für naturverbundene Wanderer gibt es zudem zahlreiche ruhigere und anspruchsvollere Pfade, die durch dichte Wälder und felsige Passagen führen. Besonders beliebt sind die längeren Touren wie der Inariyama Trail (3,1 km) oder die Route zum Mt. Jinba, der etwa 15 Kilometer lang ist und mit beeindruckenden Panoramablicken belohnt.
Im Herbst verwandelt sich der Takao-san in ein farbenprächtiges Blättermeer, das zahlreiche Besucher anlockt. An Wochenenden kann es daher sehr voll werden. Wer die Natur lieber in Stille genießen möchte, startet am besten frühmorgens oder wählt eine der abgelegeneren Routen.
6. Mt. Mitake & Rock Garden – Moos, Schrein und Wasserläufe
Ort: Ōme-shi
Länge: ca. 7–9 km
Anreise: JR Ome Line bis Mitake Station (optional Seilbahn bis Mitakesan)

Der Mitake in der westlichen Präfektur Tōkyō ist einer der spirituellsten Berge der Region. Vom Bahnhof aus können Besucher zu Fuß oder einen Teil der Strecke mit der Seilbahn bewältigen. Die Seilbahnfahrt endet im Bergdorf Oshi mit steinernen Treppen und traditionellen Häusern. Der Musashi Mitake Schrein ist von dort in ca. 30 Minuten zu Fuß erreichbar. Dieser Schrein auf dem Gipfelplateau ist seit über 2.000 Jahren ein religiöser Ort und war besonders in der Edo-Zeit ein bedeutendes Ziel für Pilger. Er ist dem Gott Ōguchi no Magami, einem Wolfsgott, gewidmet und dient als Pilgerstätte.

Die Wanderung zum Rock Garden – ein naturbelassenes Tal mit klaren Bächen, moosbedeckten Felsen und kleinen Wasserfällen – beginnt und endet am Schrein. Unterwegs begegnet man beeindruckenden Felsformationen wie dem Tengu Iwa (Tengu-Felsen) und dem Tengu’s Cedar Chair, einem etwa 350 Jahre alten Zedernbaum, der als heilig gilt. Der Weg endet am Ayahironotaki-Wasserfall, einem etwa 10 Meter hohen Wasserfall, der für das Misogi-Ritual genutzt wird, bei dem Praktizierende unter dem Wasserfall meditieren, um sich spirituell zu reinigen.
7. Okutama Mukashi Michi – Der vergessene Weg
Ort: Okutama-machi
Länge: ca. 9 km
Anreise: JR Ome Line bis Okutama Station

Der Okutama Mukashi Michi ist ein historischer Wanderweg, der einst eine wichtige Verkehrsverbindung darstellte und heute als fast vergessenes Naturjuwel gilt. Der Pfad verläuft parallel zur modernen Straße, aber höher gelegen, und bietet immer wieder beeindruckende Ausblicke auf den mäandernden Tama-Fluss und die umliegenden Berge.
Die Strecke führt vorbei an alten Tunnelanlagen und bemoosten Steinmauern, die von der langen Geschichte der Region zeugen. Kleine, teilweise versteckte Schreine säumen den Weg und verleihen ihm eine spirituelle Atmosphäre. Zahlreiche traditionelle Holzbrücken überqueren Bäche und verleihen der Wanderung malerischen Charakter. Die Natur entlang des Pfades ist reichhaltig und abwechslungsreich: dichte Laubwälder mit Buchen, Ahorn und japanischen Zedern (Sugi) spenden Schatten, während das Zwitschern zahlreicher Vogelarten, die stille Umgebung mit Leben erfüllt. Wer aufmerksam ist, kann mit etwas Glück auch scheue Waldbewohner wie Sikahirsche finden.
Aufgrund des teils schmalen, unebenen und manchmal rutschigen Geländes wird festes Schuhwerk dringend empfohlen. Die Wege sind naturbelassen und stellen mittlere Anforderungen an Kondition und Trittsicherheit.
Da der Weg abseits der üblichen Touristenrouten liegt, begegnet man unterwegs nur wenigen Menschen – ideal für Wanderer, die Ruhe und Ursprünglichkeit suchen.
Anspruchsvoll: Für geübte Bergwanderer
8. Mt. Odake – Waldpfade und Gratwanderung
Ort: Grenze Ōme / Okutama
Länge: ca. 10–12 km
Anreise: JR Ome Line bis Mitake Station, Seilbahn bis Mitakesan, dann weiter zu Fuß

Mit einer Höhe von 1.266 Metern ist der Mt. Odake eine herausfordernde, aber lohnenswerte Wanderung, die von Mitake-san aus startet und zu den schönsten Bergpfaden in der Tōkyō-Region zählt. Der Weg führt über einen teilweise schmalen und steilen Gratweg durch dichte, uralte Zedernwälder (Sugi), die mit ihrem würzigen Duft und ihrem schattigen Blätterdach für eine mystische Atmosphäre sorgen. Unterwegs passiert man mehrere kleine Shintō-Schreine, die den spirituellen Charakter der Region unterstreichen und oft von Pilgern besucht werden.
An manchen Stellen sind Trittsicherheit und eine gute Kondition erforderlich, da der Pfad felsig und steil sein kann. Besonders bei feuchtem Wetter oder im Winter ist Vorsicht geboten, da Eis oder rutschige Stellen die Begehung erschweren können.
Der Aufstieg zum Gipfel wird mit einem atemberaubenden Panoramablick belohnt. An klaren Tagen reicht die Sicht weit über die umliegenden Berge hinaus bis zum Fuji-san, dessen schneebedeckter Gipfel majestätisch am Horizont thront. Im Sommer lädt die relative Abgeschiedenheit des Mt. Odake dazu ein, die Stille der Natur fernab von Menschenmengen zu genießen. Besonders Naturliebhaber und erfahrene Wanderer finden hier ein perfektes Ausflugsziel, das körperliche Herausforderung mit spiritueller Ruhe verbindet.
Wichtig ist eine sorgfältige Vorbereitung: Festes Schuhwerk, ausreichend Wasser, und wetterfeste Kleidung sind unerlässlich. Aufgrund der Länge und des Anspruchs der Route empfiehlt sich frühzeitiger Start, um die Tour entspannt und sicher zu absolvieren.
9. Mt. Kumotori – Das Dach Tōkyōs
Ort: Okutama-machi (Grenze zu Yamanashi/Saitama)
Länge: ca. 20 km (je nach Route)
Dauer: 2 Tage mit Übernachtung
Anreise: Bus von Okutama Station zum Startpunkt

Mit einer Höhe von 2.017 Metern ist der Mt. Kumotori der höchste Berg der Präfektur Tōkyō und gilt als anspruchsvolles Ziel für erfahrene Bergwanderer:innen. Die Tour verlangt Ausdauer, Trittsicherheit und gute Kondition und wird meist in zwei Tagen mit einer Übernachtung in einer der Berghütten entlang der Strecke durchgeführt.
Der Weg führt über bewaldete Bergrücken, entlang von klaren Quellbächen und durch nahezu unberührte Natur. Die abwechslungsreiche Flora umfasst dichte Wälder aus japanischen Zedern, Buchen und Ahornbäumen, die vor allem im Herbst mit spektakulären Farbspielen begeistern. Unterwegs laden kleine Pausenplätze zum Verweilen ein, an denen man die Ruhe der Bergwelt genießen kann.
Besonders beeindruckend ist der Moment des Sonnenaufgangs über den Wolken – wer früh aufsteht und die Berghütte verlässt, erlebt ein unvergessliches Naturschauspiel mit einem weiten Blick über die umliegenden Gipfel und Täler. Die Route zum Mt. Kumotori zählt zu den schönsten und zugleich herausforderndsten Wanderungen rund um Tōkyō und bietet Natur pur sowie grandiose Panoramen für all jene, die das Abenteuer suchen.
Die Übernachtungsmöglichkeiten auf der Strecke sind gut ausgestattet, jedoch einfach gehalten, um den naturnahen Charakter der Wanderung zu bewahren. Es empfiehlt sich, im Voraus zu reservieren, insbesondere in der Hochsaison.
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