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Weihnachten in Japan: Zwei Essens-Traditionen erklärt

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In Japan wird Weihnachten ganz anders gefeiert, als bei uns. Das wird sicherlich niemanden überraschen. Doch die Essens-Traditionen, die sich entwickelt haben, sind vielleicht doch etwas unerwartet. Warum gibt es in Japan Torte und Kentucky Fried Chicken zu Weihnachten?

Japanische Weihnachtstorte

Weihnachten wird in Japan nicht wirklich als christlicher Feiertag zelebriert. Das Fest wird eher als romantischer Tag für Paare, als Treffen für Familien mit Kindern und als Grund, Städte mit bunten Lichtern zu überziehen, gesehen. Dennoch haben sich einige Weihnachtsbräuche entwickelt, die so manchen überraschen könnten.

Die Weihnachtstorte

Japanische Weihnachtstorte mit Erdbeeren
(c) bittle via flickr CC BY-ND 2.0

Die erste dieser Bräuche ist die Weihnachtstorte, die in Kombinis, Supermärkten, Kaufhäusern und Bäckereien in verschiedenen Preisklassen allgegenwärtig ist. Man kann nicht anders, als sich einige Fragen zu dieser Tradition zu stellen.

Erstens, woraus wird sie gemacht? Die Weihnachtstorte ist eine Biskuittorte, die mit Schlagsahne bedeckt und üblicherweise mit Erdbeeren garniert wird. Ausgefallenere Varianten sind etwa mit Weihnachtsdekor, Schokolade oder saisonalen Früchten bedeckt, in Kombinis jedoch findet man eher einfach Versionen.

Wir sind nicht die einzigen, die sich über diese Torte wundern. Scheinbar ist dieses Thema akademische Forschung wert, denn diverse Artikel wurden der Torte gewidmet, einschließlich einer Veröffentlichung in einem Journal, betitelt „Die Weihnachtstorte: Eine japanische Tradition weihnachtlichen Wohlstands“, in der Autor Konagaya Hideyo die Ursprünge der mystischen Torte erkundet.

Unterschiedliche Autoren verfolgen unterschiedliche Theorien, denen jedoch folgender Kern gemein zu sein scheint:

Die Geschichte einer Torte

Japanische Weihnachtstorte mit Erdbeeren
via Pixabay

Die erste Weihnachtstorte wurde 1910 im Kaufhaus Fujiya verkauft. Überraschenderweise war nicht die japanische Kundschaft die Zielgruppe, sondern die ausländische Bevölkerung, die in Yokohama lebte. Deshalb war die Torte auch dem englischen Obstkuchen recht ähnlich, der zur damaligen Zeit traditionell an Weihnachten gegessen wurde.

Als der Kaufhaus-Gründer Fujiya in den 1920er Jahren die USA besuchte, realisierte er, dass dort Süßwaren an geschäftigen Handelszentren verkauft wurden. Nach seiner Rückkehr nach Japan begann Fujiya die Produktion von Weihnachtstorten, die denen, die wir heute kennen, recht ähnlich sind. Er verkaufte sie in Ginza, dem damaligen Handelsknotenpunkt Tōkyōs. Dieser Tortenbrauch breitete sich in gehobenen Kreisen der japanischen Gesellschaft aus.

Während des Zweiten Weltkriegs sorgten Lebensmittelrationierung und die generell ungünstige Wirtschaftslage für einen Rückgang des Konsums von Luxusgütern. Doch gemeinsam mit dem wirtschaftlichen Aufschwung nach Ende des Kriegs kam auch der westliche Einfluss durch die US-amerikanische Besetzung. Während der 1950er Jahre, einer Zeit der Erneuerung und des Wiederaufbaus, festigte sich in Japan die Idee, Weihnachten zu feiern. Laut Konagaya symbolisierte die Torte den Moment der Feierlichkeit, ein Gericht, das man in festlicher und fröhlicher Atmosphäre mit der Familie teilt – trotz eines Weihnachtsfestes ohne religiösen Hintergrund.

Eine glücksbringende Form

Stück einer japanischen Weihnachtstorte

Aber warum eine Sahne-Biskuittorte? Derselbe Autor argumentiert, dass man um dies zu verstehen, zunächst den Unterschied zwischen Wagashi (traditionell japanischen Süßwaren) und Yōgashi (westlichen Süßwaren) verstehen muss. Die meisten Wagashi sind einfach und schlicht geformt; die Hauptzutaten sind süße Bohnenpaste oder Reismehl. Zucker galt im alten Japan als Luxusgut, deshalb ist die Süße eher dezent. Der Kontrast zu Yōgashi ist eindeutig: Westliche Süßwaren sind im fertigen Zustand ausgefallener und enthalten jede Menge Zucker und andere „exotische“ Zutaten wie Milch und Butter.

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Im frühen 20. Jahrhundert waren Yōgashi eine Neuheit, die nur der Oberschicht zugänglich war und sie wurden daher mit Modernität und Status assoziiert. Nach Ende der Einschränkungen durch den Krieg wurde in Japan dank des Weltmarkts günstiger Zucker verfügbar gemacht und der Konsum von Yōgashi wurde zum Symbol eines neuen Lebensstandards, der früher nur den Reichen vorbehalten, aber nun jedermann zugänglich war.

Die Weihnachtstorte passte genau in diese Geschichte und weist doch einige Elemente traditioneller Wagashi auf, die die japanische Bevölkerung schon kannte: Sie teilt die runde Form und weiße Farbe eines Mochi-Reisküchleins und das Rot der Erdbeeren ist eine zeremonielle Farbe und oft in „glücksbringenden“ Lebensmitteln aufzufinden.

Oberkörper einer Frau mit Perlenkette und weißem Kleid

In den 80er Jahren stand die Weihnachtstorte für ein frauenfeindliches Bild: Frauen, die mit 25 Jahren noch unverheiratet waren, wurden mit Weihnachtstorten verglichen, die nach dem 25. Dezember noch nicht verkauft worden waren. Glücklicherweise sind sowohl späte Ehen als auch single zu bleiben heutzutage weniger stigmatisiert. Das Sinnbild ist heute zwar nicht mehr gängig, aber noch immer sehr bekannt.

Kentucky Fried Chicken

Box mit frittiertem Hähnchen und Weihnachtsdekoration

Eine andere merkwürdige Tradition an Weihnachten in Japan ist es, frittierte Hähnchenteile zu essen, speziell jene, die man bei KFC kaufen kann. Die Tradition ist so weit verbreitet, dass die Kette an Weihnachten in vielen Filialen mit langen Schlangen zu kämpfen hat. Für alle, die sich nicht anstellen wollen, bieten auch Supermärkte große Menge an frittiertem Huhn an.

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Laut dem Smithsonian Mag begann alles 1974, als eine Gruppe Ausländer sich auf der Suche nach Truthahn in ein KFC verirrte. In japanischen Supermärkten ist Truthahn quasi unmöglich zu finden, weshalb die Gruppe sich auf das ähnlichste Gericht einigte, das sie zwischen die Finger (und in den Mund) kriegen konnte. Das Unternehmen erkannte ein Potenzial für Gewinn und startete die berühmte Werbekampagne „Kurisumasu ni wa kentakkii!” (Kentucky an Weihnachten!).

Aus unbekannten Gründen wurde die Kampagne ein Hit. Man muss sich vor Augen halten, dass Japan einen Fast-Food-Boom durchlebte, als amerikanische Ketten ihre ersten Filialen in den frühen 70ern eröffnete. Diese Art von Essen war eine Neuheit für die Bevölkerung und galt daher als cool. KFC selbst war erst seit 1970 in Japan präsent, mit einer ersten Filiale in Nagoya.

Heute bietet KFC ein vollständiges Abendessen an, das Hühnchen, Torte und Salat für weniger als 4.000 Yen (33 Euro) enthält. Für ein bisschen mehr gibt es eine Deluxe-Version mit weiteren Beilagen und Hähnchen-Varianten. Wenn Sie vorhaben, sich bei einer Japanreise dieser Tradition hinzugeben, sollten Sie unbedingt rechtzeitig reservieren!


Dieser Text wurde zuerst bei All About Japan auf Englisch veröffentlicht und von JAPANDIGEST übersetzt und nachbearbeitet.

Verwendete Fotolizenz:
CC BY-ND 2.0

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