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Der Takao – Tōkyōs heiliger Berg

Maria-Laura Mitsuoka
Maria-Laura Mitsuoka

Wenn man an Tōkyō denkt, bauen sich vor dem geistigen Auge riesige Wolkenkratzer auf. Tatsächlich aber wird die Metropole von einer märchenhaften Naturlandschaft eingerahmt. Der Berg Takao ist der ganze Stolz Tōkyōs, den Naturliebhaber sich nicht entgehen lassen sollten.

Takao Cablecar
Mit der Cablecar durch die wunderschöne Natur des heiligen Takao. © Photo AC / ikumi0takahashi

Zu Beginn der Reise am Bahnhof Takaosanguchi bietet der erhöhte Bahnsteig einen guten Ausblick auf das Trick-Art-Museum, das Takao 599 Museum, traditionelle Souvenirläden und die Hauptroute, die sich entlang der Bäume zum Gipfel schlängelt. Ruhig wie ein schlafender Titan schaut der 599 m hohe Berg Takao auf seine Besucher herab und lädt dazu ein, einen der sechs verschiedenen Wanderwege zu erkunden, die je nach Schwierigkeitsgrad und Naturlandschaft variieren.

Ein Wanderpfad durch die Geschichte

Wer den Berg Takao zum ersten Mal besucht, sollte Route 1 einschlagen. Der 3,8 km lange Wanderweg führt an zahlreichen Sehenswürdigkeiten wie dem Jōshinmon (dem Eingangstor), der Izuna Daigongen-Halle sowie dem Hauptgebäude des Yakuōin-Tempels vorbei und endet beim Berggipfel, der eine herrliche Aussicht über die gesamte Region und mit etwas Glück auch auf den Fuji bietet.

Takao Wanderweg
Der Berg Takao bietet neben einem Ausflug durch die Geschichte Japans auch beeindruckende Naturlandschaften. © Photo AC / hiro_photo

Der Yakuōin-Tempelkomplex wurde 744 während der Herrschaft des Kaisers Shōmu (seinerzeit ein begeisterter Anhänger des Buddhismus) errichtet. 1375 suchte der Mönch Shungen Daitoku den Takao auf, um unter dem Biwa-Wasserfall asketisch zu meditieren. Er führte sehr anspruchsvolle Rituale durch und beschwor der Legende nach schließlich die Schutzgottheit Izuna Daigongen (die vor Schaden bewahren und Glück bringen soll), zu deren Ehren er die gleichnamige Halle errichten ließ. Während der Sengoku-Zeit (1467-1603) verehrten eine Reihe mächtiger Kriegerfürsten wie Takeda Shingen, Uesugi Kenshin und der berühmte Hōjō-Clan diese Schutzgottheit.

Das Hauptgebäude des Yakuoin-Tempels auf dem Berg Takao.
Das Hauptgebäude des Yakuōin-Tempels auf dem Berg Takao. © Photo AC / goriyan

Takaos kulinarische Delikatessen

Für hungrige Bergsteiger stehen am Fuße des Takao zahlreiche Restaurants offen, deren lokale Spezialitäten eine wahre Gaumenfreude sind. Besonders beliebt ist das Tengu-yaki, das im Geschäft Takaosan Sumika angeboten wird. Dabei handelt es sich um ein mit süßer Bohnenpaste gefülltes Gebäck in Form eines mythischen Tengu. Eine weitere Spezialität ist Mitsufuku Dango, ein Snack, der aus drei Reismehlbällchen besteht und an den Raststätten entlang der Route 1 erworben werden kann. Seine Bestandteile stehen für daifuku (Glück), kōfuku (Glückseligkeit) und yūfuku (Wohlstand). Die Spieße werden langsam über einem Holzkohlefeuer gegart und mit einer speziellen Walnuss-Miso-Sauce überzogen.

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Tengu am Takao
Statue eines Tengu am Yakuoin-Tempel. © Photo by Markus Winkler on Unsplash

Diese Köstlichkeiten genießt man am besten mit Blick auf die Berglandschaft, denn der Takao geizt nicht mit seinen Reizen. Im Frühling hüllen Kirschbäume die Yakuōin-Tempelanlage in ein Meer aus rosa Blüten ein, während im Sommer kühle Spaziergänge entlang der Bäche das Gemüt erfrischen. Rotgoldene Blätterdächer erstrecken sich im Herbst über das gesamte Gelände, wohingegen der Aufstieg an kalten Wintertagen mit einem herrlichen Ausblick auf den schneebedeckten Fuji belohnt wird. Wer die prächtige Herbstlaubfärbung erleben möchte, sollte am besten Ende November bis Anfang Dezember den Takao erklimmen.

Fuji vom Takao aus
Aussicht vom Gipfel des Takao: Bei gutem Wetter gibt sich der heilige Berg Fuji die Ehre. © Photo AC / newsigezou

Für jüngere Besucher oder Naturliebhaber bietet der Berg neben einem Affenpark fünf weitere Wanderwege, deren Wälder ganzjährig eine farbenprächtige Vielfalt an Pflanzen und Bäumen beherbergen. Diese Eindrücke machen das Bergsteigen nicht nur zu einer abwechslungsreichen Freizeitbeschäftigung, sondern auch zu einem Abenteuer für Freunde und Familie.

Von Takaosanguchi fährt im Übrigen auch ein Sessellift sowie ein Cablecar – wer den Aufstieg also etwas verkürzen will, dem empfehlen sich diese beiden Transportmittel. 

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Anreise

Die Station Takaosanguchi ist die nächste Station, um den Takao zu erreichen. Vom Keio-Bahnhof Shinjuku erreicht man Takaosanguchi mit der Keio-Linie in ca. 50 Minuten, eine einfache Fahrt kostet 390 Yen. 

Wer mit JR-Linien fahren möchte, nimmt von der Station Shinjuku die JR Chuo-Linie zur Station Takao (Fahrtzeit ca. 40 Minuten, einfache Fahrt 570 Yen) und steigt dort in die Keio-Linie um, um eine Station weiter nach Takaosanguchi zu fahren (einfache Fahrt 130 Yen). 


Dieser Artikel erschien in gekürzter Form in der JAPANDIGEST September 2022-Printausgabe und wurde für die Veröffentlichung auf der Website nachbearbeitet. 

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