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Prachtvolle Festwagen mit Überraschungseffekt: Sansha Taisai

Jennifer Romswinkel
Jennifer Romswinkel

August ist der Monat der Sommerfeste in Japans nördlicher Präfektur Aomori. Das Sansha-Taisai in Hachinohe ist für deutsche Touristen noch ein Geheimtipp. In mühevoller Kleinstarbeit handgefertigte Festwagen versetzen bei dem Matsuri alljährlich Ende Juli Besucher ins Staunen.

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Der prachtvolle obere Teil eines Festwagens. (c) Jennifer Romswinkel

Das Sansha Taisai-Fest in Hachinohe blickt auf eine beinahe 300-jährige Geschichte zurück und hat sich von der religiösen Prozession eines einzelnen Schreins zu einem der größten Feste der Region entwickelt. Seine heutige Form erlangte es Ende des 19. Jahrhunderts, als zwei weitere Schreine hinzukamen und dem Fest damit seinen späteren Namen gaben: Sansha Taisai – „großes Fest der drei Schreine“. Seit 2004 ist das Fest von der japanischen Regierung offiziell als wichtiges immaterielles Volksgut anerkannt.

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Festwagen der Yoshida-Sangyo-Gruppe 2016 (c) Masayo Sasaki

Neben den so genannten mikoshi, tragbaren Schreinen zur zeremoniellen Beförderung shintoistischer Gottheiten, sind heutzutage vor allem die 27 aufwändig dekorierten Festwagen ein besonderer Blickfang. Diese werden alljährlich aufs Neue – hauptsächlich von den Mitgliedern zahlreicher Nachbarschaftsvereinigungen – mit viel Geduld und Hingabe in ihrer Freizeit hergestellt.

Satoru Sasaki ist schon als Dreijähriger in der Parade mitgelaufen und dieses Jahr bereits zum 15. Mal an der Gestaltung eines solchen Festwagens beteiligt. „Wir schnitzen die einzelnen Elemente aus Polystyrol, auf Basis einer zuvor angefertigten Skizze des kompletten Festwagens. Das dauert in etwa drei Monate und ist nicht immer ganz leicht, da wir sehr detailliert arbeiten müssen, um alles möglichst authentisch wirken zu lassen. An der Dekoration der Wagen arbeiten wir werktags von circa 19 bis 23 Uhr und natürlich am Wochenende. Jeder kommt, so oft er kann.”

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Satoru Sasaki beim Schnitzen der Polystyrol- Dekoration (Festwagen der Yoshida-Sangyo-Gruppe) (c) Jennifer Romswinkel

Die Motive der Festwagen sind an japanische Mythen, Legenden und Kabuki-Stücken angelehnt. Die Dekoration an sich ist schon beeindruckend, doch die Wagen haben noch einen Überraschungseffekt: „Sie haben einen integrierten Bewegungsmechanismus, mit dem sie während der Parade in die Höhe wachsen können – auf bis zu zehn Meter!”, erzählt Satoru mit ansteckender Begeisterung.

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Die Wagen erreichen eine Breite von bis zu acht und eine Höhe von bis zu zehn Metern. (c) Jennifer Romswinkel

Da die technischen Spielereien nicht überall in den engen Straßen der Stadt zur Schau gestellt werden können, sind vor allem die Plätze an den breiteren Straßenecken sehr begehrt. Hier geht jedesmal ein unüberhörbares Raunen durch die Zuschauermenge, wenn die Wagen sich wie ein 3D-Buch öffnen oder die auf den Wagen thronenden Hauptfiguren noch weiter in die Höhe schießen.

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Schon von außen ist zu erahnen, welche Kunstfertigkeit im Inneren vonstattengeht. (c) Jennifer Romswinkel

Wer die Paraden nicht nur vom Straßenrand verfolgen möchte, kann nach vorheriger Anmeldung auch beim Ziehen der Festwagen helfen. Doch auch als Zuschauer wird ein Besuch des Festes zweifelsohne zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Eindrücke aus der Werkstatt

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Die Herstellung der Festwagen erfordert viel handwerkliches Geschick. (c) Jennifer Romswinkel
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Mit viel Freude sind die Helfer bei der Arbeit. (c) Jennifer Romswinkel
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In der Vorbereitungsphase des Sansha Taisai gibt es viel zu tun. (c) Jennifer Romswinkel

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