In Japan existieren ganze vier verschiedene Zählweisen für Jahre, die auf unterschiedlichen historischen und kulturellen Grundlagen basieren:
- Gengō-System (元号): Dieses System stammt aus China und basiert auf Ären, die durch eine Devise (年号, nengō) gekennzeichnet sind. Das gegenwärtige nengō ist seit 2019 Reiwa (令和). Es gilt bei den japanischen Behörden vor der christlichen Zeitrechnung als verbindlich. Das Jahr 2025 entspricht Reiwa 7.
- Westliche Zeitrechnung (西暦, seireki): Diese Zählweise orientiert sich an der Geburt Jesu Christi (Anno Domini) und wurde am 1. Januar 1873 im Zuge der Meiji-Restauration in Japan eingeführt.
- Kōki (皇紀): Diese kaiserliche Zählweise orientiert sich, anstatt an Jesu Christi, am mythischen ersten Tennō Jimmu und der japanische Reichsgründung im Jahr 660 v. Chr. / Kōki 1. Das Jahr 2025 entspricht also Kōki 2685.
- System der Tierkreiszeichen: Ebenfalls aus China übernommen, wiederholt sich dieses Mond-System periodisch alle sechzig Jahre.
Das Mond-System: Eine Einführung für Einsteiger
Der lunare Kalender ist ein traditionelles Zeitmessungssystem, das vor allem in Ostasien verbreitet ist. Anders als der uns vertraute gregorianische Kalender, der sich nach der Sonne richtet, basiert der lunare Kalender auf den Mondphasen. Dabei wird ein Jahr in zwölf Mondmonate eingeteilt, die jeweils rund 29,5 Tage dauern. Das führt dazu, dass ein lunar-kalenderisches Jahr etwa 11 Tage kürzer ist als ein Sonnenjahr, weshalb gelegentlich ein zusätzlicher Schaltmonat eingefügt wird, um den Kalender im Einklang mit den Jahreszeiten zu halten.

Ein zentrales Merkmal des lunaren Kalenders ist der 60-jährige Zyklus (eto). Dieser entsteht durch die Kombination von zwei Systemen: den zehn Himmelsstämmen und den zwölf Erdzweigen. Die zehn Himmelsstämme repräsentieren die fünf Elemente – Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser – in ihrer jeweils positiven (yang) und negativen (yin) Form. Die zwölf Erdzweige entsprechen den bekannten Tierkreiszeichen: Ratte, Ochse, Tiger, Hase, Drache, Schlange, Pferd, Schaf/Ziege, Affe, Hahn, Hund und Schwein. Durch die Kombination der Himmelsstämme und Erdzweige ergibt sich eine Abfolge von 60 einzigartigen Jahrbezeichnungen, bevor der Zyklus von vorne beginnt.
Das Jahr 2025 trägt daher die japanische Bezeichnung kinotomi (乙巳), was übersetzt so viel wie „Holz-Schlange“ bedeutet. Das Element Holz steht in der chinesischen Philosophie für Wachstum, Flexibilität und Entwicklung. In Kombination mit der Schlange, die für Erneuerung, Schönheit und Weisheit steht, wird 2025 als ein Jahr angesehen, in dem harte Arbeit und Vorbereitung zu bedeutenden Erfolgen führen.
Die Eigenschaften von Menschen, die im Jahr der Holz-Schlange geboren sind
Den Tieren werden wie den Sternzeichen des westlichen Horoskop Eigenschaften zugewiesen: Menschen, die 2025 geboren werden, gelten als weise, charismatisch und intuitiv, dennoch können sie manchmal rücksichtslos und gerissen sein – Eigenschaften, die mit der Schlange verbunden werden. Die Holz-Komponente verleiht ihnen zusätzliche Flexibilität, Kreativität und die Fähigkeit, sich anzupassen.
Die Bedeutung der Schlange in der japanischen Tradition
In Japan gilt die Schlange seit Jahrhunderten als ein Symbol des Glücks, der Fruchtbarkeit und der Erneuerung. Ihr regelmäßiges Häuten macht sie zu einem Sinnbild für Veränderung und Wiedergeburt. In der buddhistischen Tradition wird die Schlange oft mit Benzaiten, eine der Sieben Glücksgötter, assoziiert. Benzaiten ist die Gottheit der Künste, Weisheit, Liebe, des Wohlstands und des Wassers. Sie wird häufig mit einer Schlange dargestellt, insbesondere einer weißen, die als Verkörperung von Wohlstand und Schutz gilt.

Tempel und Schreine mit Verbindung zur Schlange

Viele Tempel und Schreine in Japan widmen sich der Verehrung von Schlangen oder der Göttin Benzaiten. Besonders bekannt sind:
- Hebikubo-Schrein (Shinagawa, Tōkyō): Dieser Schrein ist für seine enge Verbindung zu Schlangen bekannt und ist Benzaiten gewidmet.
- Hakujya Benzaiten (Tochigi): Ein Schrein, der speziell Benzaiten und ihrer Verbindung zu Schlangen gewidmet ist.
- Aso Shirohebi-Schrein (Kumamoto): Auch hier steht die weiße Schlange im Mittelpunkt der Verehrung.
- Iwakuni Shirohebi-Schrein (Yamaguchi): Hier werden weiße Schlangen verehrt, die als heilige Tiere gelten.

Schlangen in der japanischen Sprache
Die japanische Sprache spiegelt die kulturelle Bedeutung der Schlange in zahlreichen Redewendungen wider. Hier sind einige Beispiele:
- 蛇の道は蛇 (ja no michi wa hebi): „Schlangen folgen dem Weg der Schlangen“. Dies bedeutet, dass Gleichgesinnte einander am besten verstehen – oft mit einem leicht negativen Unterton.
- 蛇足 (dasoku): „Schlangenbeine“ bezieht sich auf etwas Unnötiges oder Überflüssiges, das eher schadet als nützt.
- 竜頭蛇尾 (ryūtō dabi): „Drachenkopf, Schlangenschwanz“ beschreibt etwas, das großartig beginnt, aber enttäuschend endet.
- 蛇に眩まれた蛙 (hebi ni niramareta kaeru): „Ein Frosch, der von einer Schlange angestarrt wird“, beschreibt eine Situation, in der jemand vor Angst erstarrt.
- 薫をつついて蛇を出す (yabu o tsutsuite hebi o dasu): „Ein Gebüsch stochern und eine Schlange herauslocken“, bedeutet, durch unbedachtes Handeln Probleme zu verursachen.

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