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Mein Leben als JET: Jennifer in Aomori

Jennifer Romswinkel
Jennifer Romswinkel

Jennifer lebt seit 2012 in Aomori, wo sie in Rokkasho als Koordinatorin für internationale Beziehungen arbeitet. Für JAPANDIGEST erzählt Sie von ihrem Alltag und regionalen Besonderheiten in Rokkasho.

JET
Jennifer, JET in Rokkasho, im Yamswurzelfeld. ©Jennifer Romswinkel

Mit dem „Japan Exchange and Teaching Programme“ (JET) werden jährlich mehrere junge Hochschulabsolventen aus Deutschland nach Japan geschickt, um dort den internationalen Austausch auf lokaler Ebene zu fördern. Sie arbeiten auf den örtlichen Rathäusern oder als Sprachlehrerinnen und –lehrer. Gefördert wird das Programm vom japanischen Staat. Es genießt international hohes Ansehen. Für JAPANDIGEST berichten die jungen Deutschen über ihre Erfahrungen als JETs.

Vorstellung: Jennifer in Rokkasho

Reisfeld Rokkasho
Reisfeld in Rokkasho... ©Jennifer Romswinkel
Reispflanzen Japan
...und Jennifer mitten drin beim Reispflanzen! Das jahreszeitlice Event wurde die ausländischen Gemeindemitglieder abgehalten. ©Jennifer Romswinkel

Rokkasho in der Präfektur Aomori ist anders. Anders als die lebhaften japanischen Großstädte, die jährlich so viele Besucher faszinieren, aber auch anders als die idyllischen Dörfer, die man aus dem Reiseführer kennt. Rokkasho ist kein Ort für Touristen, es ist ein Ort zum Leben – ein Ort, der in einem rasanten Tempo in die Zukunft schreitet und in dem Tradition und Moderne auf ihre ganz eigene Weise zusammenkommen.

Seit ich vor über vier Jahren nach Abschluss meines Japanologie-Studiums in Bonn meine jetzige Stelle als Koordinatorin für Internationale Beziehungen im hiesigen Rathaus angetreten habe, hat sich viel verändert. Ein neuer Kinderhort, ein neues Krankenhaus mit Helikopter-Landeplatz und ein neues Hallenbad sind nur einige Beispiele für die fortschreitende Entwicklung der Gemeinde.

Die Verbindung zum Bau der Wiederaufarbeitungsanlage für nukleare Brennelemente ist kaum zu leugnen. Gleichzeitig investiert die Gemeinde jedoch auch in erneuerbare Energien und ist stolz auf ihre Solar- und Windparks, die zu den größten in Japan gehören. Darüber hinaus wird in Rokkasho an Kernfusion geforscht, sodass in der kleinen Gemeinde Ingenieure aus aller Welt mit ihren Familien zusammenkommen.

Windräder Japan
(Noch) ein seltener Anblick in Japan: Windräder in Rokkasho. ©Jennifer Romswinkel

Auch Fischerei und Landwirtschaft werden in Rokkasho noch groß geschrieben – besonders verbreitet sind Felder mit Nagaimo – chinesischen Yamswurzeln.

Entlang des Pazifischen Ozeans erstreckt sich zudem eine einzigartige Zusammenstellung aus Bergen, Wäldern, Wiesen und Seen, die eine Vielfalt von Lebewesen beherbergen. Warnungen vor Bären durch Lautsprecher im gesamten Gemeindegebiet sind keine Seltenheit. Im Alltag werden diese Lautsprecher dazu genutzt, viermal am Tag durch unterschiedliche Melodien die Zeit zu signalisieren.

Nicht einmal 11.000 Einwohner besiedeln die circa 250.000 Quadratmeter große Gemeinde, die sich auf einem schmalen Streifen zwischen dem Pazifischen Ozean und der ins Japanische Meer mündenden Mutsu-Bucht erstreckt. Die weiten Entfernungen zwischen den einzelnen Siedlungen, die 1889 zur Gemeinde Rokkasho zusammengeschlossen wurden, führten nicht nur zu teilweise sehr unterschiedlichen Traditionen und Bräuchen, sondern sogar zu verschiedenen Dialekten. Dennoch ist das Gemeinschaftsgefühl stark ausgeprägt und man hilft sich gegenseitig, wo immer man kann.

Wassermühle japan
Wassermühle in Rokkasho. ©Jennifer Romswinkel

Auch meine Arbeit empfinde ich häufig als ein beständiges „Geben und Nehmen“. Neben der Korrespondenz mit unserer deutschen Partnerstadt Waren (Müritz) bin ich in erster Linie dafür zuständig, mithilfe von Sprachkursen und  kulturellen Veranstaltungen bei allen Einwohnern Rokkashos das Interesse an anderen Kulturen zu fördern. Da mich diese Arbeit mit den unterschiedlichsten Menschen aller Altersgruppen zusammenbringt, gibt es immer wieder Neues zu erleben und entdecken – Erfahrungen, die ich nicht missen möchte.”

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