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NEWS I Gesetz gegen Diskriminierung von Burakumin-Nachfahren

Sina Arauner
Sina Arauner

Gesetz erkennt Diskriminierung von Personen mit Burakumin-Abstammung an +++ Aufgabe der Regierung, Maßnahmen gegen Diskriminierung zu ergreifen +++ Keine Strafmaßnahmen bei Diskriminierung vorgesehen

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Im Schatten der umstrittenen Legislatur zur Legalisierung von Spielkasinos erließ das japanische Parlament bereits am 9. Dezember ein neues Gesetz, das die Diskriminierung von Burakumin-Nachfahren und Personen, deren Berufe mit den früheren Burakumin 部落民 (Bewohner eines buraku) assoziiert werden.

Der Begriff buraku 部落 bezeichnet Wohnsiedlungen, in welchen während der Edo-Zeit (1603-1868) Personen wohnten, die aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit aus dem festgelegten Vier-Stände-Systems Japans (Krieger, Bauern, Handwerker, Kaufleute) ausgegrenzt wurden.

Nach der Abschaffung des Vier-Stände-Systems wurde die Gruppe der Burakumin 1871 von der japanischen Regierung offiziell rehabilitiert. Berufen, die aus religiösen und gesellschaftlichen Gründen als “unrein” betrachtet werden, etwa die Verarbeitung von Fleisch, Fell oder Leder, sowie die Arbeit mit Toten, wird damals wie heute in Japan durchaus aber noch mit Vorurteilen und Diskriminierung begegnet.

Das Gesetz, das von der Liberaldemokratischen Partei, der Komeito und der Demokratischen Partei unterstützt wurde, erkennt ofiziell die Diskriminierung von mit Burakumin assoziierten Personen an und zieht die Regierung zur Verantwortung, Maßnahmen zur Prävention und Bekämpfung von Diskriminierung durchzuführen. Unter anderem sind Beratungsstellen und Aufklärung in der Erziehung vorgesehen.

Der Journalist und Autor über Burakumin, Kado’oka Nobuhiko, sähe das Gesetz als längst überfällig, so die Japan Times. Nachdem 2002 ein Rehabilitations-Projekt der Regierung zu Ende ging, hätte sich die Meinung verbreitet, dass die Diskriminierung der Burakumin erfolgreich besiegt worden wäre.

Eine Umfrage der Präfekturregierung von Aichi 2012 zeigt aber das Gegenteil: 48,5% der Befragten würden eine Ehe zwischen dem eigenen Kind und einem Partner mit Burakumin-Abstammung ablehnen.

Sowohl von Menschenrechtsaktivisten als auch betroffenen Personen mit Burakumin-Hintergrund sind kritische Stimmen verlautbar. Das Gesetz würde die Diskriminierungs-Problematik erneut ins Rampenlicht rücken und die unangebrachte Meinung verbreiten, dass die Diskriminierung tatsächlich noch ein soziales Progblem wäre, so der Menschenrechtsaktivist bei der National Confederation of Human Rights Movements in The Community, Tanba Seishi, in einer Stellungnahme.

Zwar sei das Gesetz ein großer Schritt nach vorne, doch durch die fehlende Implementierung von strafrechtlichen Maßnahmen im Falle von Diskriminierung wäre wohl keine baldige Verbesserung in Sicht, teilte Kamikawa Tami, Gründerin der Webseite Buraku Heritage, japanischen Medien mit.

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