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Ainu-Fotografin Ui Makiko: Die Ainu der Gegenwart

JAPANDIGEST
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Seit 25 Jahren beschäftigt sich die Fotografin Ui Makiko in ihren Werken mit den Ainu. Welches Gesicht zeigen die Ainu der Fotografin? JAPANDIGEST im Gespräch mit Ui Makiko.

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(c) Makiko Ui

Dieses Interview wurde von Mai Schmidt für die Januar-Ausgabe des JAPANDIGEST geführt und von Sina Arauner ins Deutsche übersetzt und für die Veröffentlichung im Magazin und auf der Webseite angepasst. Unsere japanischen Leser und alle Japanischlernenden finden unter dem deutschen Text die ungekürzte, japanische Originalfassung. ドイツ語の記事の下に、日本語の原文を記載しております。

Das Volk der Ainu – auf Hokkaidō, den Kurilen und Sachalin ansässig – hat eine eigene Sprache, eine eigene Kultur und einen eigenen Volksglauben. Doch die Geschichte der Ainu ist von Schwierigkeiten geprägt: Seit der Meiji-Ära wurden die Kultur und die Traditionen der Ainu verleugnet.

JAPANDIGEST: Frau Ui, Sie beschäftigen sich in Ihren Werken mit den Ainu. Warum?

Ui Makiko: Eines Tages habe ich einen Artikel über die Errichtung des Nibutani-Staudamms im Süden Hokkaidōs gelesen. Der Damm wurde am Fluss Saru gebaut, in einem Gebiet, das die Ainu schon lange als ihre Heimat bezeichnen. Unter anderem wird dort jedes Jahr die Chipusanke-Zeremonie vollzogen, eine Schiffstaufe nach Ainu-Tradition. Der Artikel sprach sich stark gegen den Bau des Staudamms aus: „Der Staudamm blockiert den Blutfluss von Mutter Erde und so auch den Zufluss wichtiger Nährstoffe.“ und: „Es ist wichtig, die Natur zu beschützen, schließlich lebt der Mensch in ihr.“ – die Klagen des Artikels hallten in meiner Brust wider. Ich wollte das Gebiet unbedingt besuchen, ehe der Staudamm vollends errichtet war. Ich schrieb also der Autorin einen Brief. Als sie mir antwortete, reiste ich umgehend nach Hokkaidō und berichte seither in meinen Werken über die Ainu.

Haben Sie in Ihrer 25-jährigen Beschäftigung mit den Ainu einen Wandel in der sozialen Einstellung den Ainu gegenüber feststellen können?

Leider kaum. Wenn ich Fotografien der Ainu veröffentliche, wird mir oft die Frage gestellt, ob Ainu denn noch existierten. Ich denke, Menschen mit Interesse haben durchaus Möglichkeiten, mehr über die Ainu zu erfahren. Aber ohne Eigeninitiative verändert sich eben nichts. In der Schule lernt man ausführlich die japanische Geschichte bis zur Edo-Zeit, auf die Moderne wird hingegen kaum eingegangen. In Bezug auf die Kriegsgeschichte ist das problematisch, aber auch die Geschichte der Ainu geht dadurch verloren. Seit der Meiji-Zeit hatten die Ainu keine andere Wahl, als von ihrer Kultur abzulassen. Auch ohne darüber nachzudenken, können wir im Alltag viel über die japanische Kultur lernen. Doch die Ainu-Kultur wurde verboten. Eltern hatten Angst vor Diskriminierung und gaben ihren Kindern die Traditionen nicht weiter. Die natürliche Überlieferung funktionierte nicht mehr. Es gibt viele Ainu, die die Ainu-Sprache nicht beherrschen und noch nie ihren traditionellen Tanz tanzten. Die, die heute die Sprache sprechen und den Tanz können, haben diese aus eigenem Antrieb gelernt – es war kein natürlicher Überlieferungsprozess.

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Frau Taeko und Hiromichi auf der Wiese vor dem Haus der Familie. (c) Makiko Ui

Eine Besonderheit der Ainu-Kultur ist ihre Religion. An welchen Gott glauben die Ainu?

In der Sprache der Ainu heißt Gott kamui. Anders als im Christentum haben die Ainu keine monotheistische Religion. Sie glauben, dass in allem ein Gott steckt. So gibt es etwa einen Wind- und einen Donnergott und sogar in Nutzgegenständen aber auch in Krankheiten und Hungersnöten steckt eine Seele. Das Interessante daran ist, dass die Ainu sich gegen die schlechten Götter auflehnen: „Wir führen ein ordentliches Leben. Warum stellt ihr uns so auf die Probe?“ Die Götter leben in Dingen, über die die Menschen selbst keine Kontrolle haben, und mit ihren unsichtbaren Kräften beeinflussen sie das Leben der Menschen.

Die Götter stecken auch im Alltag. Wenn ein Kind ein Glas Wasser verschüttet, folgt kein Tadel der Eltern. Ihm wird stattdessen gesagt: „Hier ist ein Gott, der gerne Wasser trinken wollte.“ Heute gibt es viele Ainu, die in Tōkyō geboren wurden. Auch dort leben die Götter. Statt in konkreten Lehren tradiert sich die Kultur beiläufig und verborgen in Gesprächen mit der Familie.

Die Ainu glauben nicht daran, dass der Mensch ganz oben in der Nahrungskette steht und die Natur kontrolliert. Auch andere Japaner spüren seit jeher die Bedrohung durch die Natur. Andernfalls wäre es wohl unmöglich, in einem immer wieder von Naturkatastrophen zerrütteten Land zu leben. Ganz unbemerkt entwickelte sich eine der Natur gegenüber überhebliche Denkweise.

Was wünschen sich Ainu heutzutage von der Gesellschaft?

Es gibt die Denkweise, dass 100 verschiedene Menschen auf 100 verschiedene Arten leben. Manche möchten ihre Rechte zurückgewinnen, manchen ist dies gleich. So oder so finde ich es wichtig, dass wir eine Gesellschaft werden, in der den Ainu ihre natürliche Daseinsberechtigung gewährt wird. Es gibt Menschen, die von den Ainu erwarten, einem bestimmten Bild zu entsprechen, etwa durch das Ausüben einer traditionellen Tätigkeit. Doch es gibt durchaus Ainu, die aufgrund von Anpassungsmaßnahmen nicht in der Ainu-Kultur aufgewachsen sind. Japaner denken auch nicht voneinander: „Du musst wie ein Japaner leben.“ Darum ist es wichtig, dass auch Ainu ihr Leben frei gestalten können.

Wie kann es den Ainu gelingen, ihre Rechte zurückzugewinnen?

Zunächst ist es wichtig, dass die Geschichte der Ainu bekannter wird, denn ohne den historischen Hintergrund zu kennen, wird sich nichts ändern. Wir müssen uns der Tatsache bewusst werden, dass die Ainu heutzutage als Folge der Angleichungspolitik assimiliert sind. Und wir müssen darüber nachdenken, was falsch gelaufen ist. Ich wünsche mir außerdem, dass wir eine engere Beziehung mit den Ainu anstreben. Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Ainu in ihren eigenen Dorfgemeinschaften zusammen leben, auch wenn es Ainu gibt, die keine traditionellen Gewänder tragen und ein ganz normales Leben führen.

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Ainu feiern das Ainu Moshiri Fest, das die Heimat der Ainu zelebriert. (c) Makiko Ui

Mit welcher Intention haben Sie die Fotosammlung „Die Ainu – 100 Leute von heute“ zusammengestellt?

Für dieses Album habe ich Ainu fotografiert, die nicht unbedingt dem oben genannten Bild entsprechen. Ich wollte, dass unsere Gegenwart auch der Zukunft erhalten bleibt. Ich bat alle meine Modelle darum, sie an den Orten und in der Form ablichten zu dürfen, die ich geeignet fand. Es war also ein siebenjähriges Gemeinschaftsprojekt zwischen mir und den Personen, die ich fotografierte.

Um ehrlich zu sein, sind diesem Projekt auch viele Mitwirkende verloren gegangen, denn den Ainu wird noch immer mit Diskriminierung begegnet. Auch wenn jemand meiner Anfrage folgen wollte, wurden Einwände der Verwandschaft laut. Oder die Modelle waren selbst unsicher, ob sie wirklich teilnehmen wollten. Ich hoffe, mit diesem Album eine Brücke zwischen den Betrachtern und den Ainu, die mir so viel bedeuten, zu schlagen.

Über Ui Makiko

1960 in der Präfektur Chiba geboren

1983 Abschluss von der Kunsthochschule Musashino

1985 Abschluss am Nippon Fotografie Institut und Arbeit als freie Fotografin für Zeitschriften

1992 Beginn der professionellen Beschäftigung mit den Ainu

2004 Sagamihara Fotografiepreis für Newcomer

2012 Higashikawa Sonderpreis

2017 Sasamoto Tsuneko Fotografiepreis

Homepagehttps://www.makikoui.com/

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(c) Makiko Ui

アイヌ民族とは、もともとは東北地方から北海道、千島、樺太に住み、独特の言語やアイヌ文様、口承文芸を持つ民族である。しかし歴史を振り返ってみれば、民族がたどった運命は過酷であった。明治以来、同化政策によって文化も生業も全部否定されてしまった。

今では日本全国に住んでおり、首都圏にも5.000~10.000人が暮らしているといわれている。今回は、25年館アイヌを撮影してきたカメラマン、宇井眞紀子氏にインタビュー。25年前、アイヌと出会い、「今を生きるアイヌの伴走者でありたい」という思いで取材を続けてきた彼女が見てきたアイヌの素顔とはどんな姿なのであろうか?

JAPANDIGEST: 宇井さんは何がきっかけでアイヌの人たちを取材しようとしたのですか?

宇井眞紀子: ある日、ダムを建設することによってアイヌの聖地が壊されてしまうと訴えた女性の記事を雑誌で読みました。二風谷ダムは北海道の南に作られたダムで、アイヌ民族が昔から多く住む地域です。ダム建設が計画された沙流川では「チプサンケ」と呼ばれる進水式を行われる場所であり、その他もアイヌ文化が伝承される重要な土地でありました。「ダムを造ることは、母なる大地の血管を塞ぎ、養分を運ぶ血流を止めること」「自然を保護するなんて大それたこと、だって人間は自然の中で生かされているのだから」と訴えたその記事は、私の胸に響きました。私はダムが出来る前にその地を見たいと思い、その女性に手紙を出し、返事をもらうとすぐに北海道に旅立ちました。そこからアイヌの取材がはじまりました。

25年間取材してきた中で、社会でのアイヌ民族に対する認知度はどう変わってきましたか? 

残念ながらあまり変わっていないと感じています。写真展を開きアイヌの写真を展示すると、「アイヌの人はまだ存在しているのですか?」と質問されたりしています。個人単位で知ろうと思えば知るすべはあります。ですが、興味を持って進んで知ろうとしない限り、知らぬまま時が過ぎてしまっていると感じています。学校の歴史の授業は江戸時代くらいまでは割としっかり教えてくれますが、近代のことはあまり説明していない気がします。戦争の歴史もその一つで問題になっていますが、そのようにアイヌも埋もれてしまっているのかもしれません。

明治以降、アイヌの人たちは文化を手放さざる得ない状況に陥りました。

私たちは日本の文化は考えなくても日常生活の中で身に付けることができるのですが、アイヌの文化は禁止されたり、差別を恐れて親が子どもに教えなかったりして自然と身に付けられなかった状況でした。ですからアイヌの人でも言葉は知らない、踊りもやったことがないという人が大勢いらっしゃいます。今アイヌの舞踊をやっている人やアイヌの言葉を話す人は学ぼうとして習得した人であり、自然にアイヌ文化を見に付けたわけではないはずです。

アイヌの人特有の文化の一つが神の存在だと思います。アイヌの人が信仰するものはどんな神なのでしょうか?

アイヌ語で神は「カムイ」ですが、キリスト教のような一つの神がいるわけではなく、あらゆるものに神様が宿るという考え方です。例えば、風の神がいたり雷の神がいたり、使っているものにも魂が宿ります。さらには病気、飢饉にも神が宿ります。面白いのはそれら悪い神には、抗議することです。「私たちはきちんと生活している。なんでこんな試練を与えるのか?」と。このように人間の力が及ばないものには神が宿っていて、目に見えない力の中で人間は生かされていると考えているのです。
生活の中でもカムイの存在を感じて生きているなと感じます。例えば子供がコップの水をこぼした時には、その行為を叱るのではなく、「そこにお水が飲みたいカムイがいたんだね」といいます。今、東京生まれ、東京育ちのアイヌの人は大勢いらっしゃいます。でもなにげない言葉の中にもカムイの存在を感じます。何か具体的に教えるのではなく、親や兄弟間の会話で身に付けたものです。

アイヌ人は人間がトップにいて自然を制御するなどは正しいと思っていません。日本人でも昔は自然の脅威は身近に感じていたはずです。そうでなければ震災がある日本では暮らしていけなかったと思うのです。それがいつのまにかおごった考え方になってしまったと感じています。

今日、アイヌの人は社会に対して何を望んでいるのでしょうか?

100人いたら100通りの考えがあると思います。実際に権利を回復していきたいと思う方もいるし、そこまで考えていない人もいます。ただ私が大切だと思うのは、アイヌが自然にアイヌでいられる社会になることです。アイヌ民族に妙な期待をかけて、アイヌとはこうあるべきだという像を作り出してしまう人も見かけます。アイヌが伝統的なことをやるべきだという風潮もあります。またアイヌ人でも同化政策によってアイヌ文化を知らず育ってきた人もいるわけです。日本人は「日本人らしく生きなくてはいけない」など、いちいち考える必要はないですよね。それと同様、やるかやらないかは自分できめるべきです。

先住民族が失った権利をどのようにして回復するべきだと思いますか?

まずは歴史背景を知らないと何も変わらないので、歴史を知って欲しいです。同化政策の延長上に今のアイヌがあることを認識し、何が悪かったのかを考えていくべきだと思います。あとは存在として身近な存在になって欲しいですね。実際には、アイヌらしい服装をしているわけてもないし、ごく普通の生活をしています。自分の町内にアイヌの人が住んでいても不思議はないのです。

宇井さんの写真集「アイヌ、100人のいま」はどのような思いで作ろうとしたのですか?

この写真集では「アイヌらしいアイヌ像」に限定されない、今この時をそれぞれに生きる姿を写しました。大切な「今」を未来に残していきたいと思ったからです。被写体になっていただいたアイヌの皆さんには、「自分が撮りたい場所、撮りたい姿で」とお願いし、被写体と私との共同プロジェクトのような形で7年間かけて撮ってきました。

実際はこのプロジェクトに参加することに迷われる方が多くいました。なぜなら今でもあるアイヌ差別です。本人は出たいと思っても親戚に反対させる、または出るか出ないか随分迷われる人もいました。アイヌであると表明するのに悩まざるを得ない現状で、生きていく上でプレッシャーを感じているのです。この写真集が、私が大切にしたいアイヌ民族の歩みを、たくさんの方々が身近に感じるきっかけになってほしいと願っています。

宇井 眞紀子

1960年 千葉県生まれ。

1983年 武蔵野美術大学卒業。

1985年 日本写真芸術専門学校卒業し、同時に雑誌を中心にフリーランスで活動を開始。

1992年 子連れでアイヌ民族の取材をはじめる。

2004年 第4回さがみはら写真新人奨励賞受賞​。

2012年 第28回東川賞特別作家賞受賞​。

2017年 ​第1回笹本恒子写真賞。

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