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Daikeien: Der versteckte Vergnügungspark in Chiba

Emma Miesler
Emma Miesler

Ein bisschen Spielhalle, ein bisschen Vergnügungspark und ganz viel Amerika-Kitsch: Im Daikeien in Chiba lässt sich ein Nachmittag verbringen, ohne dass Langeweile aufkommt! Wer sich in dieses Kuriositätenkabinett begibt, findet sicherlich den ein oder anderen kleinen Schatz – sei es eine Sumo-Ringer-Maschine oder echte Flugzeugbauteile.

Daikeien Spielhalle
Die Spielhallen das Herzstück des Daikeien und bieten viele Möglichkeiten zum Zeitvertreib. © Emma Miesler

In Ichikawa in der Präfektur Chiba, etwa anderthalb Stunden mit dem Zug von Shinjuku entfernt, befindet sich, zwischen Birnen-Plantagen und Streichelzoos, ein wirklich wundersamer Ort. Denn hier, fernab vom Trubel Tōkyōs, steht das Daikeien, der „Park der großen Freude“. Eine bunte Mischung aus riesiger Videospielhalle, Sport-Center und Billardsalon, die einen in eine andere Zeit zurück katapultiert: Modellflugzeuge, die von der Decke hängen, Zeichentrickfigur Betty Boop, die in Flieger-Uniform salutiert, Motorräder, die das Biker-Herz höher schlagen lassen oder Retro-Metallplaketten, die alles von Coca-Cola bis hin zu Captain America abbilden – vieles sicherlich noch original aus der Zeit der Gründung in den 1950er Jahren. So vergisst man schnell für einen kurzen Moment, dass man sich nicht auf einer amerikanischen Militärbasis, sondern in der japanischen Pampa befindet.

Das ist nämlich leider der Haken, denn die Verkehrsanbindung lässt zu wünschen übrig – die Zugfahrt von Tōkyō aus ist lang und der Fußmarsch von der Haltestelle dauert knapp eine halbe Stunde. Wohl dem also, der ein Auto hat, denn damit ist das Daikeien nicht nur leichter zu erreichen, der Parkplatz selbst ist bereits eine kleine Attraktion. Denn bevor man das Hauptgelände erreicht, wird man bereits von ausgemusterten Flugzeugteilen, englischsprachigen Schildern und teuren Oldtimer-Schlitten hinter Glasscheiben begrüßt – Teile der privaten Sammlung des Besitzers.

Spielautomaten im Daikeien
© Emma Miesler
Daikeien Inneneinrichtung
Die amerikanisch inspirierte Retro-Einrichtung ist die Besonderheit in diesem japanischen Vergnügungspark. © Emma Miesler

Von Sumo-Automaten und Greifarm-Schätzen

Zwar ist das Erkunden der diversen Dekorationen eine große Freude (insbesondere, wenn man zwischen all den amerikanischen Memorabilia auch deutsche Nummernschilder findet), aber das wirkliche Highlight ist die große Auswahl an Attraktionen: Es gibt mehrere Hallen, in denen sich die Spieleautomaten aneinanderreihen. Während es im hinteren Teil der einen insbesondere Rhythmusspiele gibt, die man auch in anderen typischen Spielehallen finden kann, sind es insbesondere die Retro-Spiele und ausgemusterten Automaten, die diese so besonders machen.

Außengelände des Daikeien mit alten Flugzeugteilen
Draußen begrüßen ausgemusterte Flugzeugteile die Gäste. © Emma Miesler

Sei es ein Oldschool Streetfighter, in dem man an gegenüberliegenden Automaten gegeneinander kämpft, ein Motorrad-Spiel, bei dem man auf einem echten Model-Motorrad sitzend um die Wette düst, oder ein „Mario und Sonic bei den Olympischen Spielen“-Gerät, bei dem man für die Goldmedaille wirklich rennen, springen und sich drehen muss. Auch gibt es Klassiker wie Airhockey sowie an den Einarmigen Bandit erinnernde Apparaturen und außergewöhnliche Schätze wie einen Sumo-Ringer, der sich auf einen zubewegt und umzuwerfen versucht. In der Nebenhalle warten rund einhundert Greifautomaten darauf, von geschickten Spielenden leer geräumt zu werden – insbesondere Köstlichkeiten aus ganz Japan lassen sich hier mit ein bisschen Glück und Können aus dem Automaten ziehen.

Deutsche Nummernschilder im Daikeien
Lustige Entdeckung: Deutsche Nummernschilder verstecken sich zwischen Retro-Sammlerstücken. © Emma Miesler
© Emma Miesler

Für jeden etwas dabei

Wer eine Pause von den lauten Videospielen braucht, der kann sich auf dem Basketballplatz im Innenhof ausprobieren, im Batting Cage an den Baseball-Fähigkeiten feilen oder beim Tischtennis seinen Aufschlag trainieren. Man kann sogar einen echten Baseball-Platz für sich und sein Team mieten. Keine Lust auf Sport? Wie wäre es dann zum Beispiel mit einer Runde Darts oder Billard, einem Besuch in der hauseigenen Karaoke-Box oder in den niedlichen Foto-Automaten? Auch kann man auf der Rennstrecke in Go-Karts wie bei Mario Kart ganz analog um die Wette düsen.

Kartbahn im Daikeien
Wer es actionreicher haben möchte, dreht ein paar Runden auf der hauseigenen Kartbahn. © Emma Miesler

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Neben der großen Auswahl an Möglichkeiten, zeichnet das Daikeien noch etwas anderes aus: Es ist rund um die Uhr geöffnet – eine Besonderheit für japanische Spielhallen. Denn normalerweise ist es gesetzlich verboten, diese bis spät in die Nacht  zu betreiben. Doch im Gesetz gibt es eine Lücke: Wenn nur auf unter zehn Prozent der Ladenfläche Spielautomaten stehen, gilt das Verbot nicht. Und so kann man, wenn man möchte, ungehindert die ganze Nacht seine liebsten Spiele spielen. Dabei sollte man aber die Zeit nicht vergessen, da die letzte Bahn-Verbindung zurück nach Tōkyō bereits um halb zwölf nachts geht, danach fährt bis halb fünf in der Früh kein Zug mehr.

Basketballplatz im Daikeien
Bei gutem Wetter kann man auch ein paar Körbe werden. © Emma Miesler

Hinweise

Zum Schluss noch ein paar Tipps, um den Besuch noch besser genießen zu können: Die modernen Spielautomaten können zwar auch mit den gängigen IC-Karten wie Suica oder Pasmo bezahlt werden, aber insbesondere die älteren Gerätschaften benötigen Bargeld – also lieber vorher noch einmal Geld holen gehen. Auch gibt es zwar theoretisch ein Diner auf dem Gelände und aus den Greifautomaten lässt sich mit etwas Geschick auch etwas Essbares ziehen, doch ist es angeraten, ein bisschen Proviant mitzunehmen (insbesondere, da das Diner nicht immer geöffnet hat).

Der Eintritt ist grundsätzlich frei, die einzelnen Automaten und Attraktionen kosten allerdings zusätzlich. Manche Aktivitäten sind nicht rund um die Uhr verfügbar.

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