Nippon im eigenen Zuhause: Mit dem Spielecontroller nach Japan

Manuel Piwko
Manuel Piwko

Einmal nach Japan - für viele Menschen ein lang gehegter Traum, dessen Erfüllung an verschiedenen Faktoren vorerst scheitert: Die lange Anreise, das knappe Geld oder andere Verpflichtungen. Doch manchmal reicht auch der Ausflug in die virtuelle Welt, um sich ein Stück Japan in die eigenen vier Wände zu bringen.

schwarz-weißer Spielecontroller mit Händen
© Mélanie These / Unsplash

Japan ist ein Land, welches neben historisch anmutenden Bauwerken auch für seine bahnbrechenden technischen Innovationen bekannt ist. Es hat nicht nur Schreine und Tempel zu bieten, sondern seit vielen Jahrzehnten auch Videospiele, die die Welt begeistern und Spieler in den Bann ziehen. Dabei entstehen auch immer wieder solche, die sich das eigene Land als Inspirationsquelle nehmen und dabei für das westliche Publikum eine Möglichkeit bieten, in die fremde Kultur und die Geschichte Japans einzutauchen. Alles bequem von zu Hause aus, ohne auch nur einen Fuß in ein Flugzeug zu setzen.

pokemon storeVideospiele in Japan: Die BasicsVideospiele wurden zwar nicht in Japan erfunden. Als wichtiger Teil der Popkultur sind sie aber fest in der Gesellschaft verankert: Zuhause...04.07.2016

Persona 5

Erhältlich für: PlayStation 3, PlayStation 4

Straßenszene aus dem Videospiel "Persona 5"
In Persona 5 kämpft man nicht nur um gute Schulnoten und gegen Monster, sondern flaniert auch durch die Straßen Tokiōs. ©Koch Media/ATLUS

Im aktuellen Ableger der ikonischen Persona-Reihe „Persona 5“ schlüpft man in die Rolle eines namenlosen Schülers, Spitzname Joker, der aufgrund einer falschen Verurteilung und den damit verbundenen Bewährungsauflagen auf eine andere Schule in Tōkyō wechseln muss. Tagsüber büffelt man pflichtbewusst in der Schule, muss sich dort behaupten und sogar an verschiedenen Tests teilnehmen.

Doch schon bald findet Joker heraus, dass der stressige Schullalltag und die Einhaltung der Auflagen nicht die einzigen Probleme sind, denen er sich stellen muss. Joker und seine Mitschüler gründen eine Gruppe namens „Phantomdiebe der Herzen“ und machen es sich zur Aufgabe, gegen die böswilligen Absichten der Menschen und den daraus geformten Monstern zu kämpfen. Mit Hilfe von sogenannten Personas haben sie starke Kampfgefährten an ihrer Seite, doch schnell bemerken sie, dass sie einer großen Verschwörung auf der Spur sind, welche sich über die Grenzen der Realität hinwegsetzt.

Mit den Spielen der Persona-Reihe erhält man nicht nur die besten Rollenspiele im Videospiel-Genre, sondern auch einen perfekten Einblick in den Alltag eines japanischen Schülers. Die Stadt ist abwechslungsreich, stylisch und strotzt vor Lebendigkeit. Über hundert Stunden kann man sich in der Spielwelt verlieren und hat dennoch das Gefühl, noch nicht alles gesehen zu haben. Ein Spiel der Superlative, aber eine der besten Möglichkeiten, selbst nach Tōkyō zu reisen ohne ein teures Flugticket zu kaufen.

2020 erhielt das Spiel mit „Personal 5 Royal“ zudem eine neu aufgelegte Version des Originals für die PS4 mit neuen Charakteren und Handlungssträngen.

Shenmue

Erhältlich für: Dreamcast, PC, Xbox One, PlayStation 4

Charaktere des Videospiels "Shenmue"
Ryō macht sich auf eine lange Reise, um den Tod seines Vaters zu rächen. ©SEGA

Shenmue wurde 1999 veröffentlicht und war ein hochambitioniertes Projekt von Chefentwickler Suzuki Yū, welches zur damaligen Zeit nicht nur das teuerste Spieleprojekt war, sondern auch entwicklungstechnisch seiner Zeit voraus. Wie noch nie zuvor konnte man mit der Spielwelt interagieren und sich darin frei bewegen und hat damit den Grundstein dafür gelegt, was in der heutigen Zeit in Spielen als selbstverständlich angesehen wird. Das Spiel wirkt heute aus der Zeit gefallen, versprüht aber dennoch nach wie vor einen unvergleichlichen Charme.

Mit Shenmue gibt es nicht nur eine Reise nach Japan, sondern auch eine in die Vergangenheit. Der erste Teil von Shenmue spielt im Yokosuka von 1986, später geht es dann sogar nach China, unter anderem nach Hong Kong. Der Vater des 18-jährigen Hazuki Ryō wird im heimischen Dōjō im Zweikampf ermordet. Lan Di, dessen Mörder, fordert die Herausgabe eines mysteriösen Spiegels, doch Vater Iwao kann ihm diesen Wunsch nicht erfüllen und muss mit seinem Leben bezahlen. Daraufhin schlüpft man in die Haut des kampfkundigen Ryō, der sich von Rache geblendet auf die Suche nach Lan Di macht, um diesen zur Rechenschaft zu ziehen.

Dabei durchstreift er im ersten Teil die liebevoll und detailliert gestaltete japanische Kleinstadt Yokosuka, die äußerst authentisch an die echte Stadt angelehnt ist. Wer sich also ins Japan der 80er Jahre begeben und dabei ein Stück Videospielgeschichte erleben möchte, sollte einen Blick auf Shenmue werfen, dessen Geschichte bisher in drei Teilen veröffentlicht wurde.

Yakuza

Erhältlich für: PlayStation 2 bis 5, Xbox One & Series, PC

Szene aus dem Videospiel "Yakuza"
Mit der Spielereihe Yakuza kommt man dem Japanbesuch so nah wie es nur möglich ist, ohne selbst dort zu sein. ©SEGA

Die Yakuza-Reihe (jap. 龍が如く, Ryū ga Gotoku, dt. „So wie ein Drache“) hat bisher acht Hauptteile und zahlreiche Spin-Offs hervorgebracht und entführt den Spieler nicht nur in die glaubhaftesten Nachbildungen japanischer Metropolen, sondern auch in die kriminelle Unterwelt und die namensgebende Yakuza. Dabei bekommt man auch die Möglichkeit, verschiedene Jahrzehnte zu besuchen und damit eine kleine Zeitreise zu vollführen.

In Yakuza 0 schlüpft man unter anderem in die Rolle des Serienhelden Kiryū Kazuma, der sich als Yakuza-Sprössling noch mit kleinen Schlägereien und Geldeintreibungen herumschlagen muss. Als dann eine seiner Zielpersonen tot aufgefunden wird, befindet er sich in einem Netz aus Familienbanden und Intrigen. Der neueste Ableger „Yakuza 7: Like a Dragon“ behält die immer wiederkehrende Thematik der Yakuza-Familie bei und bringt den neu eingeführten Hauptcharakter Kasuga Ichiban ins Gefängnis – für einen Mord, den er nie begangen hat. Fast zwanzig Jahre später kommt er frei und findet heraus, dass er von seinem Clan verlassen und betrogen wurde. Er macht sich auf die Suche nach der Wahrheit und entdeckt dabei mehr, als er sollte.

Die spannenden Geschichten werden gekonnt aufgelockert durch die unzähligen Minispiele, in denen man sich auch mal in die bekannten, japanischen Spielhallen verirrt, um hart erarbeitetes Geld in Greifarmautomaten zu verschwenden.

Wem also das nötige Kleingeld für eine echte Japanreise fehlt, bekommt mit den Spielen der Yakuza-Reihe die beste Alternative dazu und zudem ein wundervoll zusammengeschnürtes Paket an japanischen Eigenheiten, energiegeladenen Kämpfen und Plätzen, die liebevoll an echten Orten angelehnt wurden. Trotz der aufregenden Geschichten hat man in den Spielen auch ausgiebig Momente der Zerstreuung, da sich die Spiele nicht durchgängig ernst nehmen und auch mit irrem Humor zu begeistern wissen.

Ōkami

Erhältlich für: PlayStation 2 bis 4, Wii, Nintendo Switch, Xbox One, PC

Szene aus dem Videospiel "Ōkami"
Ein Meisterwerk, das in jeglicher Hinsicht zu glänzen weiß: Ōkami. ©Capcom

Ōkami ist ein einzigartiges Spiel aus dem Jahre 2006, das man in jedem Fall ausprobieren sollte, wenn man sich für die japanische Mythologie interessiert und mit einem wunderschönen und zeitlosen Grafikstil verwöhnt werden möchte.

Die Sonnengöttin Amaterasu muss das Land Nippon von dem Dämonen Orochi befreien. Der Spieler steuert dabei Amaterasu in Wolfsgestalt durch die malerisch gestaltete Landschaft im Stil der japanischen Malkunst Ukiyo-e. „Ōkami“ begeistert nicht nur visuell, sondern auch durch die dichte Atmosphäre und die Geschichte. Eines der Hauptmerkmale ist aber sicherlich das innovative Kampfsystem, bei dem man den „Göttlichen Pinsel“ verwenden muss, um sich im Kampf zu behaupten. Durch eine bestimmte Tastenkombination holt man diesen Pinsel hervor und zeichnet im Vorfeld erlernte Zeichen auf den Bildschirm, welche dann nicht nur eine wunderschöne Animation auf den Bildschirm zaubern, sondern auch den Gegnern Schaden zufügen.

Besonders auf einem Gerät mit Touchscreen wie beispielsweise die Nintendo Switch kommt diese Technik toll zur Geltung, da man dadurch das Gefühl hat, selbst der Künstler zu sein und nicht nur das ausführende Medium.

Ghost of Tsushima

Erhältlich für: PlayStation 4, PlayStation 5

Szene aus dem Videospiel "Ghost of Tsushima"
Die Spielwelt in Ghost of Tsushima ist der eigentliche Star und atemberaubend schön. ©Sucker Punch Productions

Eine der besten Reisen nach Japan erlebt man durch das im Jahr 2020 veröffentlichte Spiel Ghost of Tsushima des US-amerikanischen Entwicklerstudios Sucker Punch Productions. Der Spieler begibt sich ins Jahr 1274 auf die Insel Tsushima, die von den Mongolen überrannt wird. Um der Invasion Einhalt zu gebieten, muss sich der Samurai Jin die Frage stellen, ob er von den Traditionen seines Samurai-Clans abweicht und mit dem unkonventionellen Stil eines Geistes, einem im Verborgenen agierenden Assassinen, erfolgreicher ans Ziel kommt.

Der eigentliche Star des Spieles ist die unglaublich faszinierende und wunderschöne Spielwelt. Stundenlang kann man sich in dieser verlieren, ohne dabei dem Hauptpfad der Geschichte zu folgen und gerät dabei fast in einen meditativen Zustand, wenn man sich selbst vorstellt, in den sattgrünen Wiesen zu liegen, vom sanften Wind begleitet und von den warmen Sonnenstrahlen berührt.

Ghost of Tsushima ist eines der schönsten Spiele der letzten Jahre, auf das man definitiv einen Blick werfen sollte, wenn man sich für ein geschichtsträchtiges sowie aufregendes Erlebnis mit atemberaubenden Landschaften begeistern kann. 2021 bekam das Spiel eine Erweiterung, in der man neben Tsushima auch die Insel Iki erkunden kann.

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