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Iniesta-Wechsel vom FC Barcelona zu Vissel Kobe: Was zieht den Weltfußballer nach Japan?

Matthias Reich
Matthias Reich

Nun ist die Katze also aus dem Sack: Der spanische Mittelfeldspieler und Weltklassefußballer Iniesta gab nach 16 Jahren beim FC Barcelona seinen Wechsel nach Vissel Kobe bekannt. Doch was zieht ihn und manch anderen Kollegen in die J-League?

Iniesta
(c) NurPhoto SIPA USA PA Images

Man muss nicht viel Ahnung von Fußball haben, um den Namen Iniesta zu kennen – seit mehr als 16 Jahren ist er eine feste Größe beim FC Barcelona und der spanischen Nationalmannschaft. Als Real Madrid 2007 rund 60 Millionen Euro für den Mittelfeldspieler bot, lehnten der Verein und der Spieler ab – letzterer mit den Worten „Wenn ich sage, dass ich bei Barcelona meine Karriere beenden möchte, dann meine ich das auch von ganzem Herzen so.“

Die Treue zahlte sich aus, und 10 Jahre später unterschrieb er einen unbefristeten Vertrag bei Barcelona. Doch es dauerte nur ein Jahr, bis plötzlich der Wechsel nach Japan publik wurde. Zur großen Freude der japanischen Fußfallfans, versteht sich. Allein ist er bei Vissel Kobe nicht: Lukas Podolski ist auch da, und zwar seit 2017 – als Mannschaftskapitän. Und es gibt noch mehr ausländische Spieler im Verein.

Hohes Jahresgehalt, Trikotnummer „8“: Japan lockt Iniesta

Dabei sind die „Kühe“, so bezeichnet sich der Verein selbst, zwar seit rund 20 Jahren in der J-League genannten, obersten Liga, doch zum Meistertitel hat es noch nicht gereicht. Der Rekord war ein Vizemeistertitel; ansonsten bewegt sich der Verein meistens irgendwo in der Tabellenmitte. Das soll sich mit Iniesta offensichtlich ändern, und der Verein lässt sich das ordentlich etwas kosten: Der Vertrag mit Vissel Kobe ist auf 3 Jahre ausgelegt, und das Jahressalär soll irgendwo bei für die japanische Liga unerhörten 25 Millionen Euro liegen. Das ist insofern interessant, wenn man bedenkt, dass der Fußball in Japan zwar immer beliebter wird, aber das man noch weit entfernt von den Umsätzen der europäischen Spitzenclubs liegt. Der Jahresumsatz des Vereins lag 2016 bei rund 32 Millionen Euro, mit einem Nettogewinn von lediglich 250.000 Euro.

Das Geheimnis hinter der wirtschaftlich gelinde gesagt gewagten Investition ist Vissel Kobe’s Sponsor: Der e-Commerce Gigant Rakuten. Der sponsert zufälligerweise auch seit 2017 den FC Barcelona, und Firmenchef Mikitani kennt die Spieler persönlich. Nebenher verband er den Transfer auch gleich mit einem Deal an der Seitenlinie – er nahm die Bestände von Iniestas Weingut ab, um selbigen dann auf Rakuten zu verkaufen. Und nicht nur das: Iniesta bekommt sogar die Trikotnummer „8“ – die gleiche Nummer, die er bei seinem ehemaligen Verein trug, und das, obwohl die 8 eigentlich schon an den gerade erst „erworbenen“ Mita Hirotaka vergeben ist. Mikitani ist es offensichtlich sehr wichtig, dass sich Iniesta bei seinem neuen Verein wohl fühlt.

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Mikitan und Iniesta (c) Kento Nara Imago PA Images

Verstärkung aus dem Ausland für die japanische J-League

Die Liste bekannter ausländischer Profifußballer in Japan ist lang – dazu zählen auch Uwe Bein, Pierre Littbarski, Guido Buchwald und Michael Rummenigge, um nur ein paar deutsche Spieler zu nennen. Sie alle haben etwas gemeinsam: Sie wechselten nach Japan, nachdem sie die 30 überschritten hatten. Das ist für Fußballfans nicht weiter verwunderlich. Nicht wenige von ihnen, so auch Iniesta, haben eine gewisse Affinität zu Japan und verbinden so ihren Beruf mit einem längeren Aufenthalt in Japan.

Gerade als Fußballer kann man es ihnen nicht verdenken: Japanische Fußfallfans sind sehr leidenschaftlich, aber auch sehr sittsam. Überhaupt gibt es im japanischen Fußball nur sehr wenige Skandale. Das wird Iniesta durchaus auch bei seiner Entscheidung bedacht haben, denn neben Kobe bewarb sich auch ein chinesischer Verein. Und Tabellenmitte hin oder her – mit Kōbe als Wohnsitz hat Iniesta eine ausgezeichnete Wahl getroffen, denn dort lässt es sich ganz vortrefflich auskommen. Nun darf man noch gespannt sein, ob Podolski, Iniesta und Kollegen es in der nächsten Saison schaffen, den Verein an die Spitze zu schießen.

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(c) NurPhoto SIPA USA PA Images

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