Hollywood-Film “Silence”: Japanische Klassiker-Verfilmung von Scorsese

Sina Arauner
Sina Arauner

1989 las Martin Scorsese zum ersten Mal „Schweigen“ von Endō Shūsaku. Sofort hatte er eine Vision des Werks auf großer Kinoleinwand. Fast drei Jahrzehnte arbeitete er an deren Verwirklichung - am 28. November 2016 wurde „Silence“ im Vatikan uraufgeführt.

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Filmregisseur Martin Scorsese (hier bei einer Pressekonferenz 2009) arbeitete seit 1990 an „Silence“. (c) D@LY3D / flickr

Für seinen Roman Chinmoku (Schweigen), erhielt Endō Shūsaku 1966 den Tanizaki-Jun’ichirō-Preis . Der Roman gilt als einer wichtigsten des Autors und inspirierte diverse Adaptionen in Musik, Theater und Film, unter anderem „Silence“ des US-amerikanischen Regisseurs Martin Scorsese.

Auf der Suche nach Antworten

Scorseses Film hält sich weitestgehend an die Geschichte des Buches: „Schweigen“ erzählt von den portugiesischen Jesuiten Sebastião Rodrigues (Andrew Garfield) und Francisco Garrpe (Adam Driver), die Mitte des 17. Jahrhunderts nach Japan reisen, um ihren angeblich vom Glauben abgefallenen Mentor Cristóvão Ferreira (Liam Neeson) zu finden.

Rodrigues und Garrpe begeben sich auf eine gefährliche Reise in ein Land, in dem das Christentum verboten und bekennende Christen verfolgt wurden. Eine Reise, auf der die beiden sich mit dem Ausmaß und den Grenzen ihres Glaubens konfrontiert sehen.

Vom Umgang mit dem Glauben, und dessen inhärentem Zweifel, war Scorsese schon immer gefesselt. „Silence“ war gewissermaßen ein ganz persönliches Projekt Scorseses, das er für ein Hollywood-Publikum umsetzte. Was ist Glaube, wie zeigt sich dieser und wie rechtfertigt sich dieser, wenn Glaubende Verfolgung und Tortur erdulden müssen? Zumindest über diese Fragen nachzudenken, dazu soll „Silence“ anregen.

Die Jesuiten Garrpe und Rodrigues sind in Japan auf der Suche nach ihrem Mentor.

Vom Buch auf die Leinwand: 27 Jahre Leidenschaft

Schon in anderen Filmen hat sich Scorsese mit Glauben und den inneren Zweifeln, die dieser mit sich bringt, beschäftigt: „Wer klopft denn da an meine Tür“ (1967), „Hexenkessel“ (1973), „Die letzte Versuchung Christi“ (1988) und „Kundun“ (1997), um nur eine Auswahl zu nennen.

„Ob es Erlösung gibt, weiß ich nicht. Aber etwas richtig zu machen, das gibt es“, sage Scorsese in einem Interview mit der Zeitung The Guardian. Nach der Lektüre von „Schweigen“ versuchten Scorsese und dessen wiederholter kreativer Partner Jay Cocks ein Drehbuch für die Verfilmung zu verfassen. Die beiden hätten sich durch einen mühsamen Prozess von Schreiben, Casting und Finanzierung gekämpft, nur um realisiert zu haben, dass die Zeit noch nicht gekommen wäre. Laut Scorsese musste erst „das Leben passieren“, bis er so weit war, das Buch auf die Kinoleinwand zu bringen.

Teil des japanischen Casts mit Scorsese (v.l.n.r.): Kase Ryō, Tsukamoto Shin’ya, Kubozuka Yōsuke, Martin Scorsese, Asano Tadanobu, Komatsu Nana, Ogata Issei

Scorseses „Schweigen“

Bereits 1971 adaptierte der japanische Regisseur Shinoda Masahiro das Buch in einer Filmversion. Am Drehbuch dieses Werks war der Autor Endō maßgeblich mitbeteiligt. Zum Ende dieses Films hat sich Endō jedoch mehrfach negativ geäußert, es würde nicht seiner Interpretation des Werkes entsprechen.

Bei einem Treffen zwischen Scorsese und Endō in den 1990er Jahren hat der Schriftsteller sich äußerst freudig darüber gezeigt, dass Scorsese eine neue Version für die Kinoleinwand schaffen wollte. Dass Scorseses „Silence“ sich bemüht, sowohl den literarischen als auch thematischen Vorlagen des Buchs gerecht zu werden, dürfte den 1996 verstorbenen Endō sicher freuen.

Ab dem 2. März 2017 wird „Silence“ auch in deutschen Kinos laufen.

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