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Kondō Marie: Eine Japanerin räumt auf

Julia Obinger
Julia Obinger

Die Japanerin Kondō Marie hat es mit ihren Aufräumratgebern zu internationaler Bekanntheit gebracht. 2019 brachte sie gar ihre eigene (amerikanische) Netflix-Show zum Aufräumen raus. Was ist Ihr Erfolgsrezept?

marie kondo
Kondō Marie präsentiert ihr Buch auf der RISE Konferenz 2016. (c) RISE / flickr CC BY 2.0

Kondō Marie produziert Bestseller nach Bestseller, und mit mehr als 7 Millionen verkaufter Bücher gehört sie aktuell wohl zu den bekanntesten japanischen Autorinnen.

Dabei schreibt sie keine Romane wie Murakami, sondern hat für sich ein ganz neues Genre der Berühmtheit gefunden: Sie ist ein weltweit gefeierter Guru fürs Ordnen und Entrümpeln. In Ihren Aufräum-Bibeln erklärt sie ihren Lesern die nach ihr benannte „KonMari“-Methode zum Entschlacken der Wohnung. Das Ziel dieser Methode ist, durch „decluttering“, also gezieltes Ausmisten, mehr Ordnung in die Wohnung und damit in das eigene Leben zu bringen.

Was steckt hinter der „Life-Changing Magic of Tyding up“?

Kondō verspricht eine „lebensverändernde Magie“, die durch das Aufräumen entstehen soll – und dabei soll man sogar noch Spaß haben! Wie soll das gehen? Kurz gesagt fordert Kondō Marie die Leser auf, jegliche Gegenstände in ihrem Besitz daraufhin zu überprüfen, ob sie ihnen Freude bringen. Was dieser Frage nicht standhält, muss radikal gehen, alles andere erhält einen neuen Platz, wo es gut sichtbar und erreichbar ist. Durch diese neue Ordnung, so verspricht Kondō, erleichtert sich auch das alltägliche Aufräumen. Um eine neue Wertschätzung für Alltagsgegenstände zu erhalten, ermutigt Kondō ihre Leser, sich bei ihnen für den Nutzen, den sie bringen, zu bedanken. Für alle, denen dies noch zu esoterisch klingt, hält Kondō auch ganz konkrete Ordnungstipps bereit, wie beispielsweise ihre besondere Falttechnik für Kleidung, die es auch als Video-Tutorial im Internet gibt.

[VIDEO] In diesem Clip demonstriert Kondō ihre Falttechnik in der Ellen DeGeneres Show.

Nicht nur neu verstauen, sondern sich von Dingen trennen.

Ganz einzigartig ist Kondōs Ansatz beileibe nicht. Seit etwa 2010 hat die Autorin Yamashita Hideko den Begriff danshari bekannt gemacht. In ihrem Buch, „Dan-Sha-Ri: Das Leben entrümpeln, die Seele befreien“, das im März 2017 auch auf Deutsch erschien, beschreibt sie ihre Philosophie in den drei Schritten dan, sha und ri. Dan steht dafür, eine Entscheidung zu treffen, von welchen Dingen man sich trennen möchte. Sha bezeichnet den Vorgang, sich tatsächlich zu trennen, um so schließlich das ri, eine innere Freiheit und geistige Leichtigkeit zu erlangen. Auch Yamashita verspricht ihren Lesern, dass das Ausmisten nach diesem Ansatz aufzuräumen überflüssig wird, denn man behält nur die Dinge, die gegenwärtig notwendig sind und das Leben bereichern. Unnötige Besitztümer, so Yamashita, halten Menschen in ihrer Vergangenheit fest und hindern sie daran, ihre Gegenwart zu genießen.

Weniger ist Mehr

Sowohl für Kondō als auch Yamashita bedeutet also „Ordnung“ mehr als nur das Aufräumen in den eigenen vier Wänden. Ordnung schaffen, ob nun nach „KonMari“ oder danshari, soll in erster Linie zur Erlangung einer inneren Ordnung führen und das Leben als Ganzes erleichtern. Weitergedacht könnte dieser Ansatz für viele auch zu einer Veränderung der Einstellung zum Konsum generell führen und dieser neue Minimalismus, wie er von Kondō und Yamashita vorgeschlagen wird, findet weltweit Resonanz.

Kondō Marie
Kondō Marie präsentiert ihr Buch auf der RISE Konferenz 2016. (c) RISE / flickr CC BY 2.0

Update der Redaktion: Seit Januar 2019 sorgt die Aufräumexpertin mit ihrer Netflixserie “Aufräumen mit Marie Kondo” wieder international für Aufmerksamkeit. In der amerikanischen Sendung hilft Kondō anderen Menschen mit ihrer Expertise beim Ausmisten.

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