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Alternative zum Hotel: Airbnb in Japan

Stefan Heimerl
Stefan Heimerl

Nie zuvor war es so einfach, aus dem Ausland eine private Unterkunft in Japan zu buchen. Der Markt für privat vermietete Wohnungen in Japan wächst rasant, auch dank der Internetplattform Airbnb. Das Land ist auf Alternativen zu klassischen Hotels angewiesen.

広島グランドインテリジェントホテル 和室
Mit Airbnb kann man in Japan eine große Bandbreite privater Unterkünfte erleben.

Per Video zur Haustür
Der Abend des sechsten Januars 2015 ist kalt in Takamatsu auf der Insel Shikoku. Nach dem Abendessen soll es mit dem Taxi nach Hause gehen – das heißt, in die Wohnung von Gakusei. So nennt sich der Airbnb-Vermieter, der ein Zimmer seiner Wohnung für nur 13 Euro pro Nacht zur Verfügung stellt. Sie liegt in einem abgelegenen Ortsteil, im Bahnhof brennt das Licht nicht mehr, und der Taxifahrer fragt erneut, wo genau er hin soll. Glücklicherweise hat Gakusei ein YouTube-Video geschickt, in dem er vom Bahnhof zu seiner Wohnung läuft. Das Versteck des Wohnungsschlüssels verrät er darin auch. Der Taxifahrer lacht, als er das Video sieht: „Omoshiroi 面白い!“, das ist ja interessant! Sowas habe er noch nie gesehen, aber es hilft ihm, die Wohnung zu finden.

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Das richtige Haus zu finden ist in Japan nicht immer leicht. ©Janz

Nährboden für den Erfolg

Auf der Seite des 2008 in Silicon Valley gegründeten Unternehmens Airbnb vermieten Privatpersonen ihre Wohnungen, oder Teile davon, an Reisende. In Japan wird das minpaku (民泊) genannt, private Übernachtung. In keinem Land wächst Airbnb so schnell wie dort: 2015 um 500 Prozent auf 1,4 Millionen Gäste.

Tourismus nach Japan boomt ohnehin, seit 2012 hat sich die Zahl der jährlichen Besucher mehr als verdoppelt. Zuletzt kamen über zwanzig Millionen ausländische Touristen. Nicht jeder davon kann sich ein teures Hotel leisten oder weiß, wie er in Japan alternativ übernachten soll. Außerdem stoßen klassische Hotels bereits an die Grenzen ihrer Auslastung. Für Airbnb ist das ein perfekter Nährboden.

zimmer japan
Eine japanische Wohnung von innen - das sieht man als Reisender nicht oft.

Wer über Airbnb eine Unterkunft in Japan bucht, hat hinterher mit Sicherheit schöne Geschichten zu erzählen. Kontakt zu den Vermietern ist oft möglich. So können auch Japan-Neulinge schnell ihre Umgebung kennenlernen und beispielsweise am ganz normalen Abendessen der Gastgeber teilnehmen. So finden die Gäste nicht nur eine erschwingliche Unterkunft auch außerhalb touristischer Zentren, sondern direkt den authentischen Anschluss an die Landeskultur.

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Privat- und Hotel-Übernachtung - zwei völlig verschiedene Erlebnisse. ©Janz

Regelungen für die Zukunft

Dieser Erfolg ruft insbesondere die Kritik von Vertretern des klassischen Hotelgewerbes hervor. Die Idee hinter Airbnb kann ausgenutzt werden, um eigentlich private Wohnungen ohne Gewerbelizenz dauerhaft an Touristen zu vermieten. Die Regierung muss neue Regelungen schaffen, benötigt aber zusätzliche Unterkünfte, denn die Hotels alleine können den erwarteten Ansturm zu den Olympischen Spielen 2020 derzeit nicht bewältigen. Für Touristen ist Airbnb in Japan bisher eine gute Alternative, mit kleinen Abenteuern inklusive.

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