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Sake, Shōchū und Co.: Alkohol in Japan

Matthias Reich
Matthias Reich

Billigwhisky, eisgekühltes Bier und Limonaden mit 9% Alkohol – der ganz normale Irrsinn der japanischen Getränkeindustrie. Dem gegenüber stehen unzählige kleine und kleinste Brauereien für Sake, Bier & Co. Ein kleiner Überblick was es so gibt und warum.

Alkoholregal in japanischem Supermarkt

Über Japan und seine Bewohner gibt es viele Gerüchte. Dazu zählt die weitläufige Annahme, dass Japaner (aber auch Chinesen und Koreaner) keinen Alkohol vertragen. Wie so oft steckt in diesem Vorurteil ein Körnchen Wahrheit – es gibt in der Tat mehr Leute als zum Beispiel in Mitteleuropa, die keinen Alkohol vertragen. In der extremen Variante ist da schon eine Schnapspraline viel zu viel. Doch der Großteil kann sehr wohl Alkohol vertragen. Selbst Leute, mit einer leichten Alkoholunverträglichkeit, sind einem gelegentlichen Tropfen nicht abgeneigt. Da andere „Drogen“, von Zigaretten einmal abgesehen, in Japan strikt verboten sind, bleibt in Sachen Genussmittel nur der Griff zur Flasche. Oder zur Dose, die sich in Japan noch immer größter Beliebtheit erfreut.

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Laut der Weltgesundheitsorganisation liegt der Alkoholverbrauch pro Einwohner in Deutschland bei 10,8 Litern (reinen Alkohols) pro Jahr – in Japan bei 6,8 Litern pro Person. Das ist deutlich weniger, lässt sich aber nicht allein auf die Unverträglichkeit zurückführen: Um Alkohol, egal welchen, trinken zu dürfen, muss man in Japan nämlich 20 Jahre alt sein, was den Gesamtverbrauch automatisch senkt, da besonders jüngere Leute gern trinken.

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Welche Sorten Alkohol sind in Japan beliebt?

Sake in Flaschen und Gläsern auf einer Theke

Doch auch andere Getränke wie Bier, Whisky und Wein sind beliebt. Doch während Whisky, erst recht einige Sorten japanischer Produktion, teilweise spottbillig sind, kassiert der Staat beim Bier ordentlich ab. Die Steuer richtet sich dabei nach dem Hopfengehalt, weshalb es zahllose Bierderivate gibt – die schmecken mehr oder weniger nach Bier, dürfen aber nicht so genannt werden und kosten etwas weniger. Der große dicke Elefant unter den Bierbrauern ist dabei Asahi mit seiner Marke Super Dry – eine Nachahmung typisch amerikanischer Biere wie Budweiser oder Millers. Mit einer ganz simplen Marketingmasche: Man soll das Bier am besten eisgekühlt trinken. Ein veritabler Trick, denn so merkt man nicht viel vom eigentlichen Geschmack. Wahre Bierliebhaber greifen da lieber zu Suntory Premium Malts, dieses ähnelt stark tschechischen Bieren, oder Ebisu, gebraut nach einem deutschen Rezept. Apropos Rezept: Das erste Rezept zum Bierbrauen in Japan bezogen begeisterte japanische Gesandte Ende des 19. Jahrhunderts von einer kleinen Brauerei in Fürstenwalde/Spree, einer Kleinstadt bei Berlin.

Japanischer Alkohol wird in ein Glas gegossen

Craft-Beer und regionale Spezialitäten

Der Trend geht auch in Japan weg vom Einheitsgetränk zu etwas Besonderem. So springen auch hier Craft-Beer-Brauereien wie die Pilze aus dem Boden. Das Konzept ist nicht neu in Japan – viele Sake-Brauereien funktionieren exakt nach dem Prinzip, und das ist schön: Jede Region in Japan hat seine eigenen Sake-Brauereien, oft mit sehr kleinem Ausstoß und von daher nur vor Ort erhältlich und bekannt. Probierfreudige können da sehr viel entdecken, erst recht wenn man dazu die passenden sakana 肴 (kleine Häppchen, die zum Alkohol passen; selbe Lesung wie sakana 魚, Fisch) auswählt.

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