Filmfest Eyes on Japan: Historien-Anime „Miss Hokusai“

Sina Arauner
Sina Arauner

Katsushika Hokusai ist weltweit als einer der bedeutendsten japanischen Künstler der Edo-Zeit bekannt. Der Anime „Miss Hokusai“ widmet sich dem Leben seiner Tochter Katsushika Ōi, O-Ei genannt, die im Schatten des Vaters lebte und wirkte.

miss hokusai
© 2014-2015 Hinako Sugiura © MS.HS / Sarusuberi Film Partners

Der Fokus der Japanischen Filmtage Eyes on Japan 2017 lag auf den zwei Themenbereichen Familie im Wandel und coole Frauen und Facetten der japanischen Kultur.

„Miss Hokusai“ kann mit starker Künstlerin als Hauptfigur als Vorzeigefilm beider Kategorien bezeichnet werden. Der Film berichtet lose vom Leben Katsushika O-Eis, die ihren Vater Hokusai in dessen Atelier unterstützte und selbst als begabte Malerin aktiv war. In Deutschland hat Cinemaids den Film bereits auf DVD veröffentlicht.

[Video] Der deutsche Trailer von „Miss Hokusai“. ©Cinemaids

Der Anime basiert auf dem Manga Sarusuberi der japanischen Mangaka Sugiura Hinako aus den 1980er Jahren. Regisseur der Anime-Adaption 2015 war Hara Keiichi, der unter anderem auch für Doraemon und Crayon Shin-Chan Regie führte.

Anders als andere Anime der heutigen Zeit setzt „Miss Hokusai“ nicht auf digitale, sondern auf handgezeichnete Bilder. Ein besonderer Hingucker für Zuschauer sind die Referenzen zu Hokusais Werken, die den Film durchziehen.

O-Ei und Tetsuzo brüten über dem Auftrag eines Kunden.

Geschichten aus der Großstadt

Episodenartig berichtet der Film von O-Ei, die zusammen mit ihrem Vater Tetsuzo (unter dem Pseudonym Hokusai bekannt) im Edo des 19. Jahrhunderts lebt und diesen bei malerischen Aufträgen unterstützt.

Als Assistentin hilft sie ihrem Vater bei der Arbeit. Was getan werden muss, darum kümmert sich O-Ei, sei es das Fertigstellen eines Auftrags oder die Geschäfte mit den Verlegern. Vom Ruhm ihres Vaters, der auch für ihre Beiträge zu den Bildern gewürdigt wird, lässt sie sich nicht einschüchtern: Sie zögert nicht, ihn aus dem Atelier zu schmeißen, wenn er und seine Schüler ihre Arbeit stören.

Ein besonderer Fokus im Film liegt auf der rührenden Beziehung O-Eis mit ihrerer jüngeren Schwester O-Nao, die von Geburt an blind ist. O-Nao wohnt gemeinsam mit ihrer Mutter getrennt vom Vater und leidet unter dessen Arbeitssucht und scheinbar mangelndem Interesse. O-Ei beschreibt ihrer Schwester die Welt, die diese selbst nicht sehen kann, und kümmert sich mit liebevoller Hingabe um O-Nao.

miss hokusai
Die warme Beziehung zwischen den Schwestern O-Ei und O-Nao geht ans Herz.

Tochter, Schwester, Künstlerin und Frau – O-Ei navigiert in der Millionenstadt Edo viele Rollen und tut dies mit einer kompromisslosen Selbstverständlichkeit, die sich vor allem im Umgang mit ihrem Umfeld zeigt. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund, besonders im Dialog mit ihrem Vater oder dessen Schülern.

Vor dem Hintergrund Edos in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erzählt „Miss Hokusai“ vom Leben und von menschlichen Beziehungen, die heute wie damals relevant sind. Großstadtflair und das Leben in der Hauptstadt werden nicht nur durch die Bilder, sondern auch die gemischt traditionelle und moderne Musik untermalt. Als Titellied des Films hat die Komponistin Fuuki Harumi einen aufgeweckten Rocksong gewählt.

Japanisches Kunsthandwerk, Geistergeschichten und das schillernde Nachtleben der Edo-Zeit werden ebenso thematisiert wie universale Motive der familiären Beziehungen, romantische Erfahrungen und Selbstverwirklichung. Dies alles vor der Kulisse Edos ermöglicht dem heutigen Zuschauer einen einfühlsamen Blick in ein vergangenes Japan.

Besonders O-Eis Begabung für das Malen schöner Frauen achtet ihr Vater sehr.

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