TOKYO INK

Fudangi: Kimono als Alltagskleidung in Japan

Anji Salz
Anji Salz

Bevor Kimono in die Schublade der festlichen Anlässe geschoben wurde, war dieser gewöhnliche Alltagskleidung und alles andere als chic. Es scheint jedoch, als mache der informelle Kimono sein Comeback. Anji Salz berichtet von der "Fudangi Fun"-Ausstellung in New York City.

fudangi
Fudangi sind auch büro- und partytauglich, wie diese Outfits von Ann-Dorothee Schlüter, Sheila Cliffe und Michelle Winberry (v.l.n.r.) zeigen. (c) Anji Salz

Wenn statt T-Shirt und Jeans der Kimono die Alltagskleidung wäre, was würden Sie zum Picknick im Park tragen? Welches Outfit würden Sie zum Konzert ihrer Lieblingsband oder für den Büroalltag auswählen?

Diese Fragen wurden im Oktober 2017 mit einer kleinen Ausstellung namens “Fudangi Fun(Fudangi, 普段着 = Alltagskleidung) in New York City beantwortet. Stephen Globus, ein Japanenthusiast und Besitzer des Globus Washitsu (Washitsu = Tatami Zimmer) in Manhattan, lud Designer und Kimonofreunde aus aller Welt (inklusive meiner Wenigkeit) ein, Kimonokombinationen zu solchen Themen zusammen zu stellen.

Um das Resultat mit eigenen Augen zu sehen und internationale Kimonofreunde zu treffen, bin ich nach New York geflogen. Über zwei Etagen verteilt waren die Kreationen teils auf modernen Puppen oder an der Wand drapiert und bereit, bewundert zu werden. Besonders interessant war es, zu sehen, dass die japanischen Designer es eher traditionell und schlicht hielten, die Kombinationen aus Übersee dafür sehr viel gewagter waren.

anji salz
Anji SALZ mit ihren Kreationen. (c) Anji Salz

Fakt ist, dass Kimono, bevor das Gewand einen eher formellen Status erlangte, in Japan normale Alltagskleidung war und nicht wie heute mit so vielen Regeln und kritischen Blicken behaftet war. Vor allem für die normalen Landsleute musste der Kimono bequem sein um den ganzen Tag darin arbeiten, kochen, schlafen und reisen zu können. Eher lose zusammen gebunden entsprach er allem anderen als der perfekt schicken Kimonosilhouette, die wir heute kennen.

fudangi
Fudangi-Outfits für einen Frühlings- und Herbstspaziergang von Mamechiyo. (c) Anji Salz

Die Kinder tobten von klein auf an in Kimono herum. Daher waren die meisten Kimono aus einfacher Baumwolle oder Wolle. Der Kragen und die Kanten der Obis (Gürtel) der Seidenkimono wurden vor allem in der Edō-Periode mit schwarzem, waschbarem Satin Stoff bedeckt, da dies die Stellen waren, welche oft als erstes schmutzig wurden. Heutzutage gibt es immer mehr Kimono aus Polyester Stoffen, da diese einfach in der Waschmaschine zu waschen sind.

fudangi
Auch traditionellere Outfits haben ihren Platz bei "Fudangi Fun" - etwa diese Kreationen von Sala Okabe, Eriko Tanaka und Mari Kigoshi (v.l.n.r.). (c) Anji Salz

Der informelle Kimono wird wieder beliebter, vor allem bei den jüngeren Generationen. Man kann sehr viel Spaß haben und mit Kimono experimentieren, ihn sogar mit westlicher Kleidung kombinieren. In Harajuku sieht man immer mehr Kimono als Jacke umfunktioniert oder einfach über eine Bluse getragen. Wenn man ihn höher bindet kann man alles auch mit bunten Leggings und Stiefeln kombinieren. Dazu kommt, dass entgegen der allgemeinen Außenwahrnehmung gebrauchte Kimono oft wirklich nicht teuer sind!

kimono
Der Spinnenwebenkimono ist mein persönlicher Favorit - beide Designs sind Leihgaben von Yuki Hanashima! (c) Anji Salz

Ob in New York, Tōkyō oder Berlin – ich hoffe mehr Leute für Kimono zu begeistern.

kimono
Kimonofreunde aus aller Welt treffen sich bei "Fudangi Fun". (c) Anji Salz

Zur Ausstellung

Die Ausstellung “Fudangi Fun” fand vom 11. bis 15. Oktober 2017 im Globus Washitsu in New York City statt. Für die Ausstellung kreierten zwölf internationale Kimonodesigner und-stylisten über 20 Outfits, die den Kimono alltagstauglich in Szene setzten.

Co-kuratiert wurde “Fudangi Fun” von Yuki Hamada, Leiterin der Fudangi Kimono-Marke Kimono Modern aus Fukuoka sowie Spree Kingyo, die mit Kingyo Kitsuke Berlin Kimonokultur auch in Deutschland verbreitet.

Details zu den Mitwirkenden entnehmen Sie nachfolgend dem Plakat der Ausstellung “Fudangi Fun”.

fudangi fun
(c) Fudangi Fun / Globus Washitsu
fudangi fun
(c) Fudangi Fun / Globus Washitsu

Stichwörter

Kommentare

TOKYO INK

Diese Woche meistgelesen

Top Stories

Autoren gesucht

Lesen Sie hier, wie Sie Teil unseres Teams werden!