„Ich wollte shintoistisch heiraten, weil meine Vorfahren Priester waren. Der Shintōismus ist für uns ein Stück wichtige Familiengeschichte – auch unsere Eltern haben so geheiratet“, erzählt Yōhei und legt den Arm um seine Frischangetraute. Sayako ergänzt: „Wir wollten diese japanische Tradition gerne teilen, auch mit unseren internationalen Gästen.“
Sayako und Yōhei sind 27 und seit sieben Jahren ein Paar. Sie arbeitet als Therapeutin, er ist bei einer Handelsfirma angestellt. Kennengelernt haben sie sich an der Universität Kyōto.
Ihre Trauzeremonie fand im Heian Jingū statt. Weil dieser große Schrein in Kyōto sehr beliebt bei Hochzeitspaaren ist, war es gar nicht so einfach, einen Termin zu bekommen. „Alle unsere Verwandten mussten dort für uns anrufen!“, lacht Yōhei.
An der Shintō-Zeremonie nahm ganz klassisch nur der engste Familienkreis teil (deshalb gibt es davon auch keine Fotos). Zur Besiegelung ihres Bundes wurde das junge Paar von einem Schrein-Priester spirituell gereinigt und trank drei Mal drei Schlucke Sake. Das Ritual steht nach moderner Interpretation für Liebe, Weisheit und Glück.
Beide trugen traditionelle Kleidung: Yōhei Hakama-Hosen, Sayako einen Shiromuku. Die weiße Farbe dieses Kimonos symbolisiert Reinheit und Harmonie – und die Bereitschaft der Braut, sich mit den Werten ihrer neuen Familie zu „färben“.
Hochzeitsempfang auf Japanisch
Zum Empfang wechselte Sayako in einen Hikifurisode in lebhaftem Kadmiumrot. Während die Männer Anzug trugen, kamen auch viele Freundinnen im feierlichen Kimono.
Anders als in Deutschland sind Hochzeitsempfänge in Japan wirklich streng getaktet! Ein Moderator führte durch den Empfang, Sayakos und Yōheis Chefs hielten Reden. Nach 90 Minuten war es schon vorbei, aber danach zog das Brautpaar noch mit engen Freunden weiter zur Nijikai, der „zweiten Trinkrunde“.
„Uns war es sehr wichtig, an diesem wunderschönen Tag unseren Familien und Freunden zu danken, dass sie uns immer unterstützt haben“, erklärt Sayako. Zusätzlich zu den Geschenktüten, Hikidemono, die ganz typisch für japanische Hochzeiten sind, und Porzellan und Süßigkeiten enthielten, schrieben die zwei darum jedem Gast noch einen persönlichen Brief.
Yōhei studierte ein Jahr in Deutschland – und so war sein schönstes Hochzeitsgeschenk, dass seine Gasteltern extra nach Japan kamen. Als er ihnen dafür dankte, ihn wie einen Sohn behandelt zu haben, mussten alle ihre Stofftaschentüchlein auspacken.
Überhaupt zeigt Yōheis und Sayakos Hochzeit auf anrührende Weise, dass das Romantische global ist. Den Antrag machte Yōhei Sayako nämlich in der alten Kaiserstadt Kyōto, wo sie sich kennengelernt hatten – Auf dem Fluss in einem Boot, im Licht des Vollmonds. Dabei zitierte er den Schriftsteller Natsume Sōseki: “Der Mond ist schön.”. Das wiederum ist ganz Japanisch: Es wird verwendet anstelle des direkten “Ich liebe dich.”
Dieser Artikel erschien im JAPANDIGEST 2017 und wurde für die Online-Veröffentlichung nachbearbeitet. Bestellen Sie die Zeitschrift hier und lesen Sie hier mehr Artikel aus dem JAPANDIGEST 2017!
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