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Diese Woche in Japan | 08. März 2019

Nils Gärtner
Nils Gärtner

Die Freilassung des Topmanagers Carlos Ghosn sorgte diese Woche für unzählige Schlagzeilen. Außerdem beflügelt Trumps abrupter Abbruch des Gipfeltreffens mit Kim Jong Un letzte Woche Abes eigene sicherheitsorientierte Agenda.

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Carlos Ghosn auf Kaution freigelassen

Ex-CEO und -Vorsitzender des Automobilherstellers Nissan, Carlos Ghosn, wurde am Mittwoch gegen die Vorlage von 1 Bio. Yen Kaution (ca. 8 Mio. Euro) aus dem Tokyo Detention House entlassen. Die Freilassung erfolgte laut Beobachtern unerwartet früh für japanische Verhältnisse. Auf unschuldig plädierende Verdächtige sind gewöhnlich nicht in der Lage, derartig schnell aus der Untersuchungshaft entbunden zu werden. Ghosns Inhaftierung dauerte mehr als 3 Monate an.

Während seiner Entlassung aus der Justizvollzugsanstalt war der Manager als Elektroinstallateur mit Kappe und Mundschutz verkleidet. Alsbald wurde er jedoch aufgrund seiner markanten Augenpartie von den rund 200 Journalisten, die sich vor dem Gebäude eingefunden hatten, erkannt und abgefilmt. Mit zur Charade gehörte ein silberner Minivan samt Leiter auf dem Dachgepäckträger, in welchen Ghosn direkt nach Verlassen des Gebäudes einstieg. Um von dem vermeintlichen Nutzfahrzeug abzulenken, parkte ein größerer schwarzer Van mit getönten Scheiben zentral vor dem Haupteingang.

Der Anwalt Ghosns, Hironaka Junichiro, gab unterdes bekannt, er habe nichts von der Verkleidung gewusst: „Es wird sicherlich mehrere Interpretationen [des Hergangs] geben, aber ich denke, dass es aufgrund der humorvollen Art akzeptabel war“, kommentierte Hironaka. Ferner hofft der Anwalt, dass die weltweite mediale Aufmerksamkeit zum Fall Ghosn genug Druck auf das vielseits kritisierte japanische Rechtssystem ausüben kann, um Reformbestrebungen zu bestärken.

Abe unterstützt Trumps Entscheidung, den USA-Nordkoreagipfel frühzeitig zu verlassen

In einem Interview vor der Kantei beteuerte Premierminister Abe am späten Abend des 28. Februars seine volle Unterstützung von Trumps Entscheidung, das USA-Nordkorea-Gipfeltreffen in Hanoi abzubrechen.

„Ich unterstütze die Entscheidung von Präsident Trump vollkommen, keine einfachen Eingeständnisse zu machen und konstruktive Gespräche fortzuführen, um Nordkorea zu konkreten Schritten [der Denuklearisierung] zu bewegen“, so Abe. Die während des Gipfels von Präsident Trump vertretene Positionierung gegen die nukleare Aufrüstung Nordkoreas und für die Beibehaltung internationaler Sanktionen entspricht Abes eigner Sicht, wie mit dem autoritären Staat umzugehen sei.

Ferner äußerte der japanische Premierminister bei einem Treffen am Mittwoch erneut seinen Willen, sich selbst mit Kim Jong Un treffen zu wollen, um die Entführungsfälle japanischer Staatsbürger durch das nordkoreanische Regime aufzuklären. Derzeit erkennt Japan 17 solcher Vorkommnisse an.

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