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Auf die Plätze, fertig… die Olympischen Spiele in Tōkyō vs. Corona

Matthias Reich
Matthias Reich

Jahrelang fiebert man dem Großereignis nun schon entgegen - die ganze Welt zu Gast in Japan im Sommer 2020. Ein perfektes Riesenspektakel soll es werden. Doch da redet möglicherweise noch ein winzig kleiner Virus mit.

Nationalstadion in Tōkyō mit Skyline im Hintergrund
Olympiastadion in Tōkyō

Ob man nun sportinteressiert ist oder nicht – man kommt schon seit Monaten einfach nicht um die kurz bevorstehenden Olympischen Spiele herum. Da geht es zum Beispiel um die sportliche Seite, also welcher japanische Athlet teilnehmen darf und welche Chancen ihr oder ihm eingerechnet werden können. Es geht um die Wettkampfstätten, also was wo stattfindet, und ob das auch wirklich gut durchdacht ist. Und natürlich trommeln die Sponsoren bereits heftig, winken mit Freikarten und sonstigen Leckerbissen. Hinzu kommen dann noch, quasi als Gewürz, ein paar kleine politische Skandälchen hier und da hinzu, zum Beispiel aufgrund von Bestechungsvorfällen und dergleichen.

Die Rugby-WM im Vorjahr war das perfekte Warm-up für die Spiele. Die Veranstaltungen waren hervorragend besucht, die Teilnehmer begeistert und die ausländischen Besucher reichlich ausgelassen. Und Japan hatte plötzlich zig Millionen neue Rugby-Fans, denn eigentlich ist das auch in Japan ein Nischensport. Die WM machte jedenfalls eines wieder einmal deutlich: Japaner lieben einfach ihre 祭り (matsuri), also große Feste. Das wird bei den Olympischen Spielen nicht anders sein. Leider erlebt die Vorfreude jedoch einen kleinen Dämpfer. COVID-19, der neuartige Corona-Virus – wobei sich der offizielle Name Covid-19 einfach nicht in Japan durchsetzen will – hält auch Japan in Atem, und die wirtschaftlichen Folgen sind momentan noch gar nicht abzuschätzen, da die Verbindungen zu den sehr wichtigen Wirtschaftspartnern Südkorea und China seit Wochen beinahe gekappt sind. Schnell machten da auch erste Gerüchte die Runde, dass die Spiele im Sommer nicht stattfinden können. Dies wurde und wird immer noch vom IOC und den japanischen Verantwortlichen vehement dementiert, doch es dürfte jedem klar sein, dass die endgültige Entscheidung darüber jetzt einfach noch nicht fallen kann, da niemand weiß, wie es in zwei, drei Monaten aussieht. Dem aktuellen Stand nach stehen jedoch die Chancen nicht allzu schlecht, dass nach Plan verfahren werden kann.

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Die Spiele in Gefahr?

Verständlicherweise geht man erstmal davon aus, dass die Olympischen Spiele im Sommer wie geplant stattfinden werden. In dem Fall besteht jedoch die berechtigte Sorge, dass die Besucherzahlen aufgrund der Angst der Menschen vor dem Virus – oder aber zumindest aufgrund der zu erwartenden wirtschaftlichen Rezession – weit hinter den Erwartungen zurückbleiben. So gesehen schaut das gesamte Land nun nicht mehr nur ausschließlich mit Freude, sondern auch mit etwas Sorge auf die Sommermonate. Fragen wie die, ob man zum Beispiel den Marathon ob der zu erwartenden Sommerhitze nicht lieber von Tōkyō nach Sapporo verlegen sollte, rückten da etwas in den Hintergrund.

Inwieweit sich die Menschen wirklich Sorgen machen, wird man spätestens im Mai 2020 sehen – dann beginnt der offizielle Ticketverkauf. Bei den ersten Verlosungen, die bereits Ende 2019 begannen, waren die Kontingente vielfach überzeichnet – die meisten Teilnehmer der Ticketlotterie gingen deshalb leer aus. Das Interesse ist also sehr groß.

Sollte Corona bis Juni/Juli jedoch wirklich abebben, kann man sich sicher sein, dass Japan ein hervorragender, begeisterter Gastgeber sein wird, denn wenn man etwas in Japan macht, macht man es mit viel Energie und Begeisterung.

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