August in Japan – wer zum ersten Mal Japan im August besucht, fühlt sich schnell von dem Klima erschlagen. Es ist heiß, es ist schwül, und die Nächte sind oft tropisch, sprich über 25 Grad warm. Doch man gewöhnt sich daran, und nach ein paar Jahren beginnt man auch die positiven Seiten des Augusts zu schätzen – das eine oder andere Gewitter, der Gesang (nun gut, man kann auch Gebrüll dazu sagen) der Zikaden, die großen Feuerwerksveranstaltungen an schwülwarmen Abenden, die Open-Air-Musikfestivals, die Obon-Feste allerorten und vieles mehr. Außerdem markiert der heiße Sommer das Ende der nicht gerade angenehmen Regenzeit. Der Sommer mit all seinen Veranstaltungen ist ein fester Bestandteil der japanischen Kultur und letztendlich eine Jahreszeit, die man nicht missen möchte.
Wenn der Sommer kein Ende nimmt
Doch der Klimawandel sorgt langsam dafür, dass sich das Gesicht des Sommers ändert. Selbst hitzeerprobte Japaner ächzen unter Temperaturen bis über 40 Grad und Hitzewellen, die zehn Tage und länger anhalten. Dauerte die etwas kühlere Regenzeit früher bis Mitte oder Ende Juli, so ist es in vielen Jahren jetzt schon ab Juni heiß – und der Regen bleibt aus. Zudem ist mit dem August noch lange nicht Schluss mit dem Sommer – selbst Ende September sind Tage mit mehr als 30 Grad keine Seltenheit mehr.
Das sorgt für sichtbare Veränderungen. So war es Anfang August in Tōkyō und Umgebung ungewöhnlich still – die sonst üblichen Konzerte von Millionen Zikaden blieben aus, denn die rund zehn Jahre im Boden ruhenden Zikadenlarven schafften es nicht, sich aus dem durch die lange Trockenheit hart gewordenen Boden an die Oberfläche zu graben. Erst ein paar unverhoffte Regenschauer sorgten plötzlich dafür, dass es richtig laut wurde. In Tōkyō war zudem die Häufigkeit der Krankenwagensirenen auffällig und weckte Erinnerungen an die Corona-Zeit. Mit den steigenden Temperaturen stieg auch die Zahl der Hitzschläge exponentiell an.
Feuerwerke und Feste auf neuen Terminen
Veranstalter erkannten das Problem, und so beschließen immer mehr Gemeinden und Veranstalter, die bisher immer im August abgehaltenen Veranstaltungen entweder in andere Monate oder aber in den Abend zu verlegen.
Dazu gehören auch ein paar berühmte Feuerwerksveranstaltungen. Den Anfang machte das große Setagaya-ku-Tamagawa-Feuerwerk – immerhin eines der größten in Tōkyō. Dieses findet nunmehr nicht im August, sondern Anfang Oktober statt – und zwar nicht nur in einem, sondern ab jetzt in jedem Jahr. Auch das Atsugi-Feuerwerk zog nach und soll ab 2026 im Herbst stattfinden. Das Rock in Japan Festival in der Präfektur Chiba, eines der größten Musikfestivals in ganz Japan, soll ab 2026 Mitte September stattfinden. Das Adachi-Feuerwerk im Norden von Tōkyō wiederum wurde auf Ende Mai verlegt – eine Entscheidung mit Seltenheitswert, denn Feuerwerke im Frühjahr sind äußerst selten.
Es sind aber auch lokale Feste wie das Wasshoi Hyakuman Natsu Matsuri in Kitakyūshū oder das Saga Castle Town Sakae-no-Kuni Festival, die ab jetzt nicht mehr im Sommer stattfinden sollen.
Risiko und Umdenken
Die immer extremer werdenden Sommer sorgen unausweichlich für ein Umdenken in Japan – aber das ist auch notwendig, denn die extrem hohen Temperaturen bedeuten, dass Veranstalter und Besucher Gefahr laufen, aufgrund der Hitze zu kollabieren.
Ein zweites Argument spricht ebenfalls für eine Verlegung in andere Monate. Früher waren es Taifune, die jegliche Planung zunichte machen konnten – diese erkennt man allerdings rund eine Woche im Voraus. Heute sind es plötzlich auftretende Regenbänder und manchmal sogar kleine Tornados, die großen Schaden anrichten können – das macht die Planung einer Großveranstaltung im August riskant. Der September oder der Mai bieten dabei wesentlich mehr Planungssicherheit.
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