Das „2018 Problem“ – Was ist das?

Julia Obinger
Julia Obinger

Der demographische Wandel ist heute Japans Realität und die Überalterung der Bevölkerung bringt weitreichende soziale Folgen mit sich. 2018 markiert einen Meilenstein dieser Entwicklung und deren Auswirkungen auf die akademische Landschaft Japans.

Unterrichtsraum in Japan

Japans Bevölkerung schrumpft – das ist keine Neuigkeit mehr. Was aber viele Japaner nun aufhorchen lässt, ist das so genannte „2018 Problem“. Denn Japan erreicht in diesem Jahr einen wichtigen negativen demographischen Tiefpunkt: Laut Daten des japanischen Bildungsministeriums erreicht die Zahl der 18-Jährigen, die in die Universitäten und weiterführenden Schulen eintreten, erstmals einen absoluten Tiefstand. Auch in den kommenden Jahren wird ihre Zahl weiter sinken. Das ist ein wichtiger Meilenstein, denn immerhin besuchen etwa drei Viertel aller jungen Japaner eine Hochschule.

Was bedeutet das für Japan? Zunächst betrifft das vor allem die etwa 800 Universitäten und Colleges, denn sie werden sich nun sehr um neue Studierende bemühen müssen. Gerade für kleinere, ländlicher gelegene und wenig bekannte private Universitäten geht es ums Überleben. Dies ist ein Trend, der sich ohnehin schon seit Jahren abzeichnet. Um ihre teuren Standorte zu erhalten, lassen sich die Hochschulen etwas einfallen. Sie bieten beispielsweise neue Kurse an, die sich an eine breitere Öffentlichkeit und auch Senioren wenden, oder sie spezialisieren sich vollständig auf Onlinekurse. Aktuell – gerade im Lichte der Olympischen Spiele 2020 – bemühen sich viele der Universitäten auch verstärkt um Internationalisierung und stellen ausländisches Lehrpersonal ein, um mehr Kurse auf Englisch anbieten zu können. Aber nicht nur Hochschulen leiden unter dem „2018 Problem“. Zu den weiteren Verlierern gehören jegliche private Bildungseinrichtungen, wie die auf die Universitäten vorbereitenden Juku (Paukschulen), denen nach und nach die Schüler auszugehen drohen.

Gleichzeitig bleibt es spannend zu beobachten, ob eine grundlegende Umstrukturierung des universitären Systems in Japan mit einer stärkeren Betonung von Internationalität auch Vorteile haben könnte. Möglicherweise könnten so die erdrückend hohen Studiengebühren sinken – immerhin zahlt man in Japan im Durchschnitt pro Jahr etwa 6.700 Euro für die private Hochschulausbildung. Außerdem wäre eine steigende Zahl an ausländischen Studierenden, die später auch dem japanischen Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, eine durchaus positive Entwicklung für Japan mit seiner fortschreitenden Überalterung.

Dieser Text erschien in der Januar-Ausgabe von JAPANDIGEST und wurde für die Veröffentlichung auf der Webseite nachbearbeitet.

JAPANDIGEST Januar 2018: Alle Artikel zu “Spurensuche in Japan”Hier finden Sie alle Artikel der Januar 2018-Ausgabe des JAPANDIGEST und ergänzende Artikel zur Zeitschrift! Im Februar und März 2018 stellt...31.01.2018

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