„Tenkara“: Einführung in das japanische Fliegenfischen (Buchrezension)

Constanze Thede
Constanze Thede

Der Biologe und passionierte Angler Axel Wessolowski widmet sich in seinem neuesten Buch der japanischen Technik des Fliegenfischens, Tenkara. Dabei punktet er sowohl mit Praxis- und Fachwissen als auch mit schönen Fotografien und Liebe zum Detail.

© Axel Wessolowski

Tenkara, eine japanische Methode des Fliegenfischens, erfreut sich inzwischen auch bei uns wachsender Beliebtheit. Deutschsprachige Werke zu diesem Thema gibt es aber immer noch sehr wenige. Axel Wessolowski füllt mit „Tenkara. Die Einfachheit des japanischen Fischens für Anfänger und Angler erklärt“ diese Lücke. In seinem liebevoll konzipierten Werk gibt er nicht nur eine umfassende Angel-Anleitung sondern auch einen Einblick in die Geschichte und Kultur, die hinter Tenkara steckt.

Informativ und lesefreundlich

Axel Wessolowskis Buch richtet sich vor allem an Angel- und Japaninteressierte, ist aber so konzipiert, dass auch absolute Neulinge problemlos in das Thema einsteigen können. Jedes der neun Kapitel ist in sich abgeschlossen, sodass man sich beim Durchlesen nicht streng an die Reihenfolge halten muss. Das Werk ist sehr lesefreundlich gestaltet: Fachbegriffe und Tipps sind jeweils mit einem speziellen Symbol gekennzeichnet und wer es genauer wissen will, kann die Termini im umfangreichen Glossar im Anhang nachschlagen. Ein großer Gewinn für das Buch sind außerdem die vielen ansprechenden Fotos, welche der Autor, der nicht nur studierter Biologe, sondern bereits seit seiner Schulzeit auch ein passionierter Fotograf ist, selbst geschossen hat.

Angler im Dickicht am Flussufer
Axel Wessolowski ist nicht nur passionierter Angler, sondern auch begeisterter Fotograf. © Axel Wessolowski

Auch das Fliegenfischen war für ihn zunächst ein Hobby, das sich im Laufe der Zeit zur Leidenschaft entwickelte. Dank seines fundierten Wissens auf diesem Gebiet kann Wessolowski in seinem Werk mit vielen Praxis-Tipps punkten und räumt mit so manchem Mythos rund um Tenkara auf. So bleibt er in seinem Tonfall angenehm nüchtern und stellt gleich zu Beginn des Buches klar, dass Tenkara „weder Philosophie noch Ideologie“ ist, sondern „einfach Fischen“ (S. 8).

Nützliches Wissen und interessante Fakten

Neben praktischer Erfahrung bringt Wessolowski als Biologie nützliche Fachkenntnisse mit, die seine Einführungen in die Angeltechnik insgesamt schlüssiger machen. Er führt z. B. mithilfe von Schaubildern und Fotografien aus, welchen Einfluss unterschiedliche Arten von Gewässern auf das Fischen haben, wo Fische sich am liebsten aufhalten und wie sie ihre Umgebung wahrnehmen. Dabei fällt angenehm ins Auge, dass er auch immer wieder Tipps zum artgerechten Umgang mit diesen gibt und sehr viel Wert legt auf eine respektvolle Haltung zur Natur. Beispielsweise legt er dringend nahe, Fische, die zurück ins Wasser gesetzt werden sollen, nicht für ein tolles Foto in die Höhe zu halten, sondern diese wenn, nur ganz kurz über Wasser zu halten oder eine wasserdichte Kamera zu verwenden (S. 152).

Wessolowski erläutert nicht nur die Angeltechnik und was dabei zu beachten ist, er vergisst auch nicht die dazugehörige Ausrüstung: Schnüren, Ruten und Fliegen (aus Haken, Garn und Federn gebundene Köder) ist jeweils ein eigenes Kapitel gewidmet. In einem separaten Kapitel geht er im Detail darauf ein, welches sonstige Zubehör für Tenkara nützlich ist und welches nicht. Positiv hervorzuheben ist, dass er sowohl japanische als auch westliche Produkte empfiehlt, die u. U. leichter zu bekommen sind. So macht er z. B. deutlich, dass sich japanische Fliegen kaum von westlichen unterscheiden.

Trockenfliege mit Rehhaar gebunden
"Fliegen" sind selbst gebundene oder gekaufte Köder, die für das Fliegenfischen essenziell sind. © Axel Wessolowski

Das Interesse des Autors für Japan schimmert im Text immer wieder durch, was diesem eine sehr persönliche Note verleiht und eine angenehme Abwechslung zum rein technischen Teil bietet. So erfährt man in der Einführung, wie Wessolowski zum ersten Mal mit Japan in Berührung kam und was schließlich seine Begeisterung für Tenkara geweckt hat. Das letzte Kapitel dreht sich um die historische Entwicklung dieser Angeltechnik. Da es nur wenig historische Dokumente dazu gibt, hat der Autor hier besonders sorgfältig recherchiert und einige kaum bekannte Fakten rund um Tenkara ausgegraben. Daher ist dieser ebenfalls reich bebilderte Teil sicher auch für Japanolog:innen und Japan-Interessierte, die bisher wenig Berührungspunkte mit Tenkara hatten, sehr interessant.

Angelhaken aus der Jōmon-Zeit
Auch der historische Teil des Buches ist reich bebildert und zeigt z.B. diesen Angelhaken aus der Jōmon-Zeit. © The Met (The Metropolitan Museum of Art, New York, USA)

Zu guter Letzt

So angenehm der umgangssprachliche Ton des Autors auch ist, kommt man doch nicht umhin, die etwas zu häufigen Grammatik-, Stil- und Tippfehler zu bemerken. Auch japanische Begriffe werden nicht immer korrekt verwendet. Hier wäre mehr redaktionelle Sorgfalt wünschenswert gewesen. Dies tut jedoch dem Lesevergnügen keinen Abbruch. Ein mit so viel Herzblut erarbeitetes und informatives Werk findet man selten, daher ist das Buch allen Angelinteressierten zu empfehlen. Auch wer sich noch nicht mit Tenkara beschäftigt hat, empfindet sicher Freude beim lockeren Durchblättern dieses reichhaltig bebilderten Werks und lernt bestimmt etwas dazu.

Tenkara. Die Einfachheit des japanischen Fischens für Anfänger und Angler ausgiebig erklärt.

von Axel Wessolowski

Mächler Verlag, 2022

ca. 200 Seiten (Hardcover)

Axel Wessolowski: Tenkara (Buchcover)
© 2022 by Axel Wessolowski und Mächler Media

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