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Niigata Geigi – ein Einblick in das Geisha Bankett

Anji Salz
Anji Salz

Als “Kulturhauptstadt” Japans steht Kyōto oft im Fokus mit seinen szenischen engen Gassen, traditionellen Gebäuden und den mysteriösen Maiko und Geiko. Aber auch in anderen Regionen ist die Geisha-Kultur noch erhalten.

Anji Salz schenkt einer Niigata Geigi Sake ein
© Anji SALZ

Auf der Suche nach Traditionen, weit ab von den Touristenmagneten Japans, offenbarte sich Niigata durch Zufall. Oft auf Rundreisen ausgelassen, birgt der Norden am Japanischen Meer viele kulinarische als auch historisch-kulturelle Kostbarkeiten.

Die heutzutage selten gewordenen Künstlerinnen, die neben Tanz und Gesang auch Meisterinnen der Konversation sind, haben je nach Region eine andere Bezeichnung: In Kyōto spricht man von Maiko und Geiko, in Tōkyō nennen sich die Damen je nach Rang Hangyoku und Geisha. Niigata hat das drittgrößte Aufgebot solcher Künstlerinnen, welche erst als Furisode-san und später als Geigi bezeichnet werden.

Anji Salz mit Niigata Geigi
© Anji SALZ

Bei meinem letzten Besuch in Niigata konnte ich mit lokaler Unterstützung zu einem privaten Bankett solche Geigi einladen. In einem traditionellen Restaurant der Stadt begann der Abend ruhig mit ausgewählten Delikatessen wie Fisch und Gemüse nebst dem für Niigata bekannten nihonshu (Reiswein). Als nach einer Weile von dem Gang die Laute eines Shamisen durch die Papier-Schiebetüren drangen, wurde ich aufgeregt.

Bald wurde es gesellig – zwei galant in Kimono gekleidete Geigi traten in das Tatami-Zimmer, um sich vorzustellen. Ayame-san, mit über 20 Jahren Erfahrung in ihrer Kunst, und Nao-san, die erst seit weniger als einem Jahr dabei ist.

Traditionelles Geigi-Dinner
© Anji SALZ

Bei angeregter Konversation mit den Damen lerne ich, dass sich Lebensweise und Traditionen sehr von denen in Kyōto unterscheiden. In Niigata gehören die Geigi nicht zu einem Geisha-Haus, sondern sind meist bei einer Firma angestellt oder selbstständig. Die Trainingsphase der Furisode-san, bevor sie eine Geigi wird, beträgt in Niigata nur drei Monate. Auch die Kimono und Bindung der Obi ist anders, als man es in Tōkyō oder Kyōto gewohnt ist.

Um etwas von ihren Künsten darzubieten, geben die beiden als nächstes drei Lieder zum Besten. Ayame-san spielt das Shamisen (japanische Laute) und singt dazu, während Nao-san gekonnt in ihrem Furisode-Kimono tanzt.

Niigata Geigi, die tanzen und Shamisen spielen
© Anji SALZ

Ein Unterhaltungsprogramm wie dieses nennt sich ozashiki. Fester Bestandteil seit Jahrhunderten sind natürlich auch die Trinkspiele mit den Geigi. Traditionelle Trinkspiele gibt es in zahlreichen Variationen, wie zum Beispiel mit dem Fächer aus Distanz einen kleinen Turm aus Trinkbechern abzuschießen oder das für Niigata spezielle Spiel mit einem Holzfass. Bei diesem gilt es Stein, Schere, Papier zu beherrschen und bei jeder verlorenen Runde sich im Kreis zu drehen und mit einem kleinen Holzhammer auf das Fass zu klopfen, bevor man zur nächsten Runde ansetzt. All das natürlich während des Singens und möglichst schnell. Der Verlierer von drei Runden in Folge muss trinken.

Dieses Mal muss Nao-san das Glas leeren!

Niigata Geigi bei der Konversation
© Anji SALZ

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