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Verblüffende Sehenswürdigkeit: Das Grab Christi in Japan?!

Jennifer Romswinkel
Jennifer Romswinkel

Für die meisten Experten gilt die Grabeskirche in Jerusalem als die letzte Ruhestätte Jesu Christi. Ein kleines Dorf in Japan beharrt jedoch darauf, dass sich dort das Grab Christi befände. Lesen Sie hier, was es mit Shingō auf sich hat!

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Nein, Sie haben sich nicht verlesen - es geht tatsächlich um das Grab Christi. (c) Jennifer Romswinkel

Ein weiß umzäunter Erdhügel mit einem schlichten hölzernen Kreuz in der Mitte – die größte Sehenswürdigkeit in der circa 2600-Seelen-Gemeinde Shingō im Norden Japans wirkt auf den ersten Blick ein wenig trist. Umso interessanter ist die Informationstafel daneben, die schon allein mit ihrer Überschrift für Aufmerksamkeit sorgt: Kirisuto no Haka – Grab Christi.

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Das Grab Christi in Shingō. (c) Jennifer Romswinkel

Christliches Heiligtum in Japan?

Vermutlich waren selbst die Einwohner Shingōs überrascht, als ein Shintō-Priester namens Takeuchi im Jahre 1935 den Hinweisen alter Dokumente folgte, das Grab des Jesus Christus in ihrer Gemeinde „entdeckte“ und dazu eine spannende Geschichte verbreitete:

Nicht Jesus Christus sei am Kreuz gestorben, sondern sein jüngerer Bruder Isukiri. Christus dagegen sei die Flucht nach Japan gelungen, wo er in jüngeren Jahren schon einmal gelebt hätte. Er habe sich in dem Ort Herai, dem heutigen Shingō, niedergelassen, die Japanerin Miyuko geheiratet und mit ihr drei Töchter gezeugt. Erst im hohen Alter von 106 Jahren sei er schließlich verstorben.

Gleich neben dem besagten Grab und einem zweiten Erdhügel, unter dem sich ein Ohr Isukiris und eine Locke der Jungfrau Maria befinden sollen, informiert ein eigens gebautes Museum über zahlreiche Bräuche und sprachliche Besonderheiten der Gegend, die die neu entstandene Legende untermauern.

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Welche Geschichte sich hinter dem Grab verbirgt, steht für Besucher auf Englisch und Japanisch niedergeschrieben. (c) Jennifer Romswinkel

So sei es in Shingō beispielsweise seit jeher üblich gewesen, einem Neugeborenen ein Kreuz auf die Stirn zu zeichnen, bevor dieses zum ersten Mal das Haus verließ. Auch die Weisheit, einen eingeschlafenen Fuß mithilfe eines Kreuzes aus Spucke auf der Stirn wieder „aufzuwecken“ sei von Generation zu Generation weitergegeben worden. Vermutlich stamme auch der alte Ortsname Herai von dem Wort Heburai (Hebräisch) ab.

Doch die meisten Rätsel gibt wohl das Lied zum traditionellen O-Bon-Tanz der Gegend auf, dessen Text – Nanyadoyara – keineswegs Japanisch klingt und laut des Museums hebräische Wurzeln haben könnte.

Einen Eindruck von diesem rätselhaften Tanz können Besucher jedes Jahr beim Kirisuto-sai (Christus-Fest) gewinnen. Das Kuriose: Dieses Fest wird nicht etwa christlich begangen, sondern ist ganz von shintoistischen Ritualen geprägt!

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