Onsen-Paradies Japan: Winterliche Freiluftbäder im Dampf & Schnee

Kei Okishima
Kei Okishima

Ein Freiluftbad, in das man eintaucht, während man von der klaren Winterluft umhüllt ist, gehört zu jenen Momenten, die eine Winterreise nach Japan unvergesslich machen. Dieses Gefühl, im heißen Wasser den Blick über verschneite Berge oder Seen schweifen zu lassen, prägt sich ein – auch für neue Japan-Reisende.

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Ein rotenburo 露天風呂 ist eine heiße Quelle im Freien, nicht von Dach oder Wänden umschlossen. Sein Reiz liegt in der Freiheit: im offenen Himmel, im Panorama der Natur, das sich vor den Badenden entfaltet, und im angenehmen Kontrast von kühler Luft und heißem Wasser. Anders als in Innenbädern staut sich der Dampf nicht, und der Körper bleibt länger erfrischt. Besonders im Winter sind rotenburo ein Erlebnis der besonderen Art. Der Moment, in dem man den Körper ins Wasser sinken lässt und dabei die kalte Luft auf der Haut spürt, ist einzigartig. Noch eindrucksvoller wird es beim yukimi-buro, dem Baden, während Schnee fällt. Sanft setzen sich Flocken auf Haare und Schultern, während sich über dem Wasser Dampf erhebt und die weiße Landschaft ringsum in eine märchenhafte Szenerie verwandelt. Viele Reisende beschreiben dieses Erlebnis als beinahe überirdisch – ein Wintermärchen, das man nicht mehr vergisst. Heiße Quellen im Schnee sind längst kein Geheimtipp mehr. Auch internationale Gäste zieht es in Scharen an diese Orte, um den Luxus zu erleben, die verschneite Landschaft vom heißen Wasser aus zu genießen. Doch ein Onsen-Besuch ist mehr als nur Wellness. Er ist zugleich eine Begegnung mit der Kultur, der Küche und der Natur einer ganzen Region. Ein Aufenthalt in einem rotenburo öffnet ein Fenster zum Verständnis der japanischen Lebensweise und wärmt nicht nur den Körper, sondern auch das Herz.

Straßenszenerie in Beppu, KannawaKannawa in Beppu: Kyūshūs dampfendes Onsen-ParadiesDie im Nordosten Kyūshūs gelegene Stadt Beppu ist berühmt für ihre zahlreichen heißen Quellen. Kein Wunder, dass sie damit ein beliebtes Rei...28.04.2020

Sieben ausgewählte rotenburo in ganz Japan

Japan ist reich an heißen Quellen, die überall im Land sprudeln. Manche sind traditionsreich und leicht zugänglich, andere verborgen in abgelegenen Tälern. Hier eine Auswahl von sieben besonderen rotenburo, die man im Winter unbedingt erleben sollte.

01 Noboribetsu-Onsen

Hokkaidō

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Neun verschiedene Quellarten machen Noboribetsu zu einem „Kaufhaus der heißen Quellen“. Besonders eindrucksvoll ist das vulkanische Gebiet Jigokudani, das „Höllental“. Hier entweichen Dämpfe und Schwefelgase aus der Erde, und im Winter verwandelt sich die Landschaft in eine dramatische Schneeszenerie. Noboribetsu ist gut erreichbar: Von Sapporo benötigt man mit dem Expresszug rund 80 Minuten, vom Flughafen Shin-Chitose fahren Direktbusse.

02 Nyūtō-Onsen

Präfektur Akita

Dieses Tal in den Bergen gilt als Inbegriff der „geheimen heißen Quellen“. Mehrere historische Ryokan mit Strohdächern sind hier verstreut, jedes mit eigenem Charakter. Berühmt ist das große Freiluftbad von Tsurunoyu-Onsen: Von einer dicken Schneedecke umhüllt erscheint es im Winter wie aus einem Märchenbuch entsprungen. Vom Bahnhof Tazawako dauert die Busfahrt etwa 50 Minuten. Abgelegen, aber unvergleichlich.

03 Kusatsu-Onsen

Präfektur Gunma

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Kusatsu gehört zu den drei bekanntesten Onsen Japans und rühmt sich der größten natürlichen Quellförderung des Landes. Im Zentrum liegt das Yubatake, das „Heißwasserfeld“, wo heißes Wasser über Holzrinnen abgekühlt wird und dabei eine symbolträchtige Szenerie schafft. Besonders beeindruckend ist das weitläufige Nishi-no-Kawara-Rotenburo mit 500 Quadratmetern Wasserfläche, wo man im Winter inmitten der Schneelandschaft badet. Kusatsu ist von Tōkyō aus in drei Stunden mit Zug und Bus erreichbar, alternativ auch per Direktbus.

04 Hakone-Onsen

Präfektur Kanagawa

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Hakone ist eines der bekanntesten Onsen-Resorts des Landes – und von Tōkyō aus sogar für einen Tagesausflug erreichbar. 17 verschiedene Quellen, die „Hakone Jūshichi-yu“, speisen die zahlreichen Bäder. Viele Unterkünfte bieten rotenburo mit Blick auf den Ashi-See oder sogar den Fuji-san. Die Fahrt mit dem Romancecar von Shinjuku dauert nur 85 Minuten. Ein unkompliziertes Ziel auch für internationale Gäste.

05 Yudanaka-Shibu-Onsenkyō

Präfektur Nagano

Am Fuß des Shiga-Kōgen-Gebirges liegen neun Onsen-Orte mit Kopfsteinpflasterstraßen und historischen Gasthäusern, die den Charme des alten Japan bewahren. In der Nähe befindet sich der berühmte Affenpark Jigokudani Yaen Kōen: Hier wärmen sich wilde Schneeaffen in heißen Quellen – ein Anblick, der Besucher aus aller Welt anzieht. Von Tōkyō erreicht man Yudanaka mit dem Shinkansen bis Nagano und weiter mit der Regionalbahn in knapp drei Stunden.

06 Kinosaki-Onsen

Präfektur Hyōgo

© Toyooka City Office

Kinosaki blickt auf eine 1.300-jährige Geschichte zurück und lädt bis heute zum Bummel im yukata ein. Gäste ziehen mit geta-Sandalen von Bad zu Bad, denn gleich sieben öffentliche Bäder prägen das Stadtbild. Im Winter locken zusätzlich kulinarische Genüsse: Viele Unterkünfte servieren Gerichte mit frischen Matsuba-Krabben. Von Kyōto oder Ōsaka fährt man in rund zweieinhalb Stunden mit dem Expresszug „Kōnotori“.

07 Yufuin-Onsen

Präfektur Ōita

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Am Fuß des Yufu-dake liegt Yufuin, einer der bekanntesten Onsen-Orte Kyūshūs. Neben Thermalbädern ist der Ort für seine ländliche Landschaft und Kunstszene berühmt. Von den rotenburo aus schweift der Blick über majestätische Berge. Mit dem Expresszug „Yufuin no Mori“ erreicht man den Ort in gut zwei Stunden von Hakata aus – ideal für Gäste, die Kyūshū bereisen.

Yufuin Japan KyushuYufuins Wälder und Onsen: Märchenhaft ländlich entspannenYufuin im Norden Kyūshūs hat viel Natur zu bieten. Das romantische Dorf liegt zwischen moosgrünen Bergen an einem See. Streicheln Sie Eulen...26.05.2017


Dieser Artikel erschien in der JAPANDIGEST Oktober 2025-Printausgabe und wurde für die Veröffentlichung auf der Website nachbearbeitet.

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