Ein Abstecher zur EXPO nach Ōsaka: Tipps und Tricks

Matthias Reich
Matthias Reich

Man hört so einiges über die EXPO 2025 in Ōsaka – es sei sehr voll, es sei schwierig, in die Pavillons hineinzukommen, und ohnehin schmälern die hohen Preise das Vergnügen. Doch was ist dran an diesen Meldungen, und wie präsentiert sich eigentlich Deutschland auf der Expo?

© Matthias Reich

Liest man sich durch das japanische Internet mit Kommentaren über die diesjährige Weltausstellung, so stößt man auf viel Negatives. Das mag einer gewissen Grundstimmung und der Tendenz geschuldet sein, im weltweiten Netz lieber zu meckern als zu loben. Doch wie sieht es wirklich vor Ort aus? Die EXPO ist die dritte Weltausstellung, die in Japan abgehalten wird, und die zweite in Ōsaka. Die Vorgänger waren jeweils beliebt und große Erfolge.

© Matthias Reich

Tickets und Reservierungssystem

Der Besuch der EXPO beginnt mit dem Erwerb der Tickets. Eine Tageskarte kostet 6.000 Yen, umgerechnet weniger als 40 Euro, und das ist durchaus erschwinglich, wenn man den Preis mit Themenparks wie den Universal Studios oder Disneyland vergleicht. Denn im Prinzip ist die EXPO ja ebenfalls ein Themenpark mit viel Unterhaltung, nur ohne Achterbahn. Doch der Ticketkauf lässt bereits erahnen, dass man zumindest auf der IT-Seite – nun ja – nicht optimal gearbeitet hat: Nach dem Erstellen eines Benutzerkontos dreht man sich eine Weile im Kreis, bevor man das gewünschte Ticket erhält, und die zahlreichen Optionen zur Reservierung diverser Pavillons (mit Lotterien für 3 Monate, 7 Tage und 3 Tage im Voraus) irritieren, zumal man schnell feststellt, dass alles schon ausgebucht ist. Es gibt auch Apps, aber die erlauben kein Login – will man sich also einloggen, zum Beispiel um das Ticket abzurufen oder Reservierungen zu tätigen, muss man sich jedes Mal neu anmelden, einen Verifikationscode an die eigene E-Mail-Adresse schicken und so weiter. Vor Ort angekommen, veröffentlichen etliche Pavillons zu gewissen, festgelegten Zeiten „Slots“ reservierbarer Zeitfenster, für die man sich dann bewerben kann – mit dem Effekt, dass man überall Besucher sieht, die auf ihr Mobilfunkgerät starren und wie besessen die Seite neu laden, bis die Slots sichtbar werden. Es dauert dann entsprechend jeweils nur Sekunden, bis alles ausgebucht ist.

Disneyland in Schuluniform – ein japanisches Phänomen erklärtSie sind aus dem Stadtbild nicht wegzudenken, zumindest nicht in den großen Städten: junge Mädchen in Schuluniform, die sich in kleinen Grup...17.04.2025

© Matthias Reich

Das Expo-Gelände und seine Pavillons

Doch zurück zur EXPO: Am Bahnhof von Shin-Ōsaka warten oftmals schon ehrenamtliche Helfer, zum Beispiel Oberschüler mit ihren (Englisch-)Lehrern, um Expo-Besuchern den Weg zu weisen. Um zum Expo-Gelände Yumeshima zu gelangen, muss man mindestens einmal umsteigen, aber vom Shinkansen-Bahnhof dauert die gesamte Fahrt nur gute 30 Minuten. Dort angekommen, braucht man nur den Massen zu folgen – vor allem am Morgen. Erst kurz nach Mittag legt sich der Besucherstrom etwas – vorher heißt es, erst einmal am Eingang und bei der Security anstehen, doch es geht relativ zügig vorwärts. Kameras, Getränke und dergleichen sind dabei erlaubt.

Auf dem Expo-Gelände gibt es dutzende Pavillons – viele von ihnen gehören zum jeweiligen Land, andere wiederum wurden hauptsächlich von japanischen Firmen gebaut. Im Prinzip gibt es dabei drei Sorten von Pavillons: solche, in die man einfach so hereinspazieren kann (wenn es nicht allzu voll ist), solche, bei denen man sich anstellen muss, und solche, für die man reservieren muss. Es gibt durchaus auch Mischformen. Doch in die Pavillons hineinzukommen, die man nur mit Reservierung besuchen kann, erfordert viel Glück – das ist gerade bei einigen japanischen Pavillons der Fall, da viele schon durch Schulklassen komplett ausgebucht sind. Bei den Pavillons, für die man sich anstellen kann, hängt es stark davon ab, um welchen es sich handelt: Einige haben sich schnell als besonders interessant herumgesprochen. So sind die Pavillons von Kanada, Singapur, Jordanien, China, Kuwait und Serbien, um nur einige zu nennen, besonders beliebt – dasselbe gilt für die Kunst- und Themenpavillons Null2, Pasona Natureserve, Sumitomokan oder Nest for Reborn.

© Matthias Reich

Der deutsche Pavillon: Kreislaufwirtschaft im Fokus

Auch der deutsche Pavillon gilt als besonders interessant – hier geht es in erster Linie um Kreislaufwirtschaft. Das Thema wurde medial sehr gut aufbereitet – viele interaktive Inhalte machen dabei auch jüngeren Besuchern Spaß. Der Pavillon wird übrigens von der Messe Köln/Bonn organisiert – zu den rund 200 eigens aus Deutschland dafür angereisten Helfern gehört ein größeres Korps von Japanologie-Studenten. Die dargestellten Lösungen für verschiedene Umweltprobleme muss man allerdings mit Vorsicht genießen, denn nicht alles ist so realisierbar – einige Dinge sind in Deutschland rechtlich umstritten oder technisch schwierig. Leider machte der deutsche Pavillon auf der EXPO in Ōsaka nicht nur positive Schlagzeilen: Erst geriet er in den Fokus japanischer Medien, weil die Standmiete nicht rechtzeitig gezahlt wurde; danach wurde bekannt, dass die mit dem Bau beauftragten Firmen nicht rechtzeitig ausgezahlt wurden.

Das Thema der EXPO 2025 lautet „Die zukünftige Gesellschaft für unser Leben gestalten“ – dementsprechend geht es bei vielen Pavillons um Umweltprobleme im Speziellen beziehungsweise um nachhaltige Entwicklung im Allgemeinen. Doch viele Länder nutzen die Ausstellung auch einfach nur, um sich zu präsentieren – und das mit zum Teil wirklich spektakulären Pavillons. So gesehen muss man noch nicht einmal die ganze Zeit anstehen, um etwas zu sehen zu bekommen, denn allein die Architektur der Pavillons ist phänomenal. Auch der riesige „RING“ aus Holz, mit einem Durchmesser von 600 Metern und einer Höhe von 12 bis 20 Metern, immerhin das größte komplett aus Holz errichtete Bauwerk der Erde, ist spektakulär, zumal man auf dem Ring rund um das Ausstellungsgelände spazieren kann.

© Matthias Reich
© Matthias Reich
© Matthias Reich

Commons-Hallen und kulinarische Vielfalt

Wem die Ansteherei zu viel ist: Es gibt vier große, sogenannte „Commons“-Hallen, in denen dutzende Länder Stände betreiben – hier kommt man meist ohne Anstehen herein, und es gibt sehr viel zu sehen, zumal die Länder hier bunt zusammengewürfelt wurden: Der Kosovo liegt gleich hinter Papua-Neuguinea, gefolgt von Uganda und Barbados. Bei einigen Staaten ist man überrascht, sie hier auf der EXPO zu finden – Südsudan und der Sudan, Jemen und weitere sind hier ebenso vertreten wie einer der abgeschottetsten Staaten der Erde: Turkmenistan, letzteres sogar mit einem eigenen, extravaganten Pavillon.

An Essgelegenheiten mangelt es ebenfalls nicht – auch der deutsche Pavillon wartet mit einem eigenen Restaurant auf, und es gibt eine große Halle, die eine Ōsaka-typische Kneipenzeile nachbildet. Das Essen ist dabei sicherlich teurer als zum Beispiel im Zentrum von Ōsaka, aber die Preise sind durchaus noch zivil, zumal man hier viele landestypische Gerichte probieren kann.

Thekenküche in OsakaŌsaka genießen: Streetfood und NachtlebenŌsaka ist eine Stadt zum genießen. Sie ist berühmt für ihr herzhaftes, leckeres Streetfood, das zu den Highlights einer Reise in die charman...18.05.2018

© Matthias Reich

Abendprogramm und besondere Erlebnisse

Den Abend schließt die EXPO mit einem Feuerwerk oder einer Lichtershow mit Drohnen ab – bevor man dann um 22 Uhr die Pforten schließt. In bleibender Erinnerung wird Japanern jedoch ein Tag im August bleiben: Aufgrund eines Stromausfalls fielen vom frühen Abend bis zum folgenden Morgen alle Züge von und zur Insel aus – viele Besucher mussten deshalb die Nacht auf dem Ausstellungsgelände verbringen. Zahlreiche Länderpavillons machten jedoch die Not zur Tugend, öffneten ihre Pforten und taten alles daran, mit den gestrandeten Besuchern eine große Party zu veranstalten.

Fazit: Ja, die EXPO ist sehr voll, viele Pavillons kann man nicht oder nur sehr schwer besuchen, und dennoch lohnt sich ein Besuch auf jeden Fall – man kann vieles lernen, die Atmosphäre ist sehr losgelöst und die Architektur umwerfend.

© Matthias Reich

Kommentare

Diese Woche meistgelesen

Top Stories

Autoren gesucht

Lesen Sie hier, wie Sie Teil unseres Teams werden!