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ACROS Fukuoka: Ein Pionierstück nachhaltiger Architektur

Diana Casanova
Diana Casanova

Mitten im Herzen der größten Stadt Kyūshūs liegt ein imposanter Gebäudekomplex, dessen innovatives Design urbane Nutzung und offene Grünflächen miteinander verbindet. Das weltweit renommierte ACROS Fukuoka zeigt eindrucksvoll, wie nachhaltig gestaltete Architektur im Einklang mit der Natur aussehen kann.

ACROS Fukuoka
Das ACROS Fukuoka im angrenzenden Tenjin-Park. © Photo AC / らびっこ

Das ACROS Fukuoka (mit vollem Namen ACROS Fukuoka Prefectural International Hall), gelegen im Zentrum der japanischen Metropole im Süden des Landes, zeigt sich von zwei beinahe gegensätzlichen Seiten: Auf der einen sieht es aus wie ein gewöhnliches verglastes Bürogebäude – auf der anderen fließen vom obersten Stockwerk 14 Terrassen mit Gärten wie ein Wasserfall die Front hinab, die wiederum mit dem angrenzenden Tenjin Park zu verschmelzen scheinen. Dadurch ähnelt es fast einem natürlichen Berg inmitten der sonst so grauen Großstadt. Insgesamt wachsen 120 verschiedene Arten und fast 50.000 Pflanzen in den „Step Garden“ genannten Gärten. Das als Geschäfts- und Kulturzentrum dienende architektonische Kunstwerk beherbergt auf fast 100.000 qm² Regierungs- und Privatbüros, Konferenzräume, zahlreiche Shops und Restaurants, eine Kunstgalerie sowie die Fukuoka Symphony Hall.

Das Grau mit Grün überdecken

Anfang der 1990er Jahre benötigte die Stadt dringend ein neues Regierungs- und Bürogebäude, doch die einzig verfügbare Fläche war der zwei Hektar große öffentliche Park im Stadtteil Tenjin. Fürchtend, dass mit dem Bau eine der letzten verbliebenden Grünflächen der Stadt verloren ginge, protestierten die Anwohner von Fukuoka heftig dagegen. Der argentinische Architekt Emilio Ambasz, weltweit bekannt als Vorreiter der „grünen Architektur“, legte daraufhin einen Entwurf vor, der den Wunsch eines modernen Mehrzweckgebäudes und den der Erhaltung des Parks miteinander vereinte.

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Das knapp 350 Millionen Euro teure Projekt basiert auf dem Konzept, dass „die Natur das Grau überdecken soll“. Ambasz‘ Ziel war es, der Gemeinde die Fläche, auf der das Gebäude errichtet wird, genauso zurückzugeben: „Es ist zu einfach, die Natur in Vororte zu verbannen und das Graue in der Stadt verbleiben zu lassen. Dieser Vorstellung fehlt es völlig an Fantasie“, so der Architekt. Das Ergebnis ist ein Pionierstück, das noch heute als ein führendes Beispiel dafür gilt, was ein nachhaltiges Bauprojekt für die Umwelt und seinen Standort wirklich leisten sollte.  

Seitenansicht des ACROS Fukuoka.
Seitenansicht des ACROS Fukuoka. © Photo AC / らびっこ

Positive Effekte für Mensch und Umwelt

Die positiven Effekte dieser Symbiose zwischen Natur und Architektur wurden auch durch eine Studie der Kyūshū-Universität, der Takenaka Corporation und dem Nippon Institute of Technology aus dem Jahre 2000 deutlich. Das ACROS-Zentrum (ein Akronym für „Asian CrossRoad Over the Sea“) soll Messungen zufolge zu einer Reduktion des sogenannten „Wärmeinseleffektes“ führen. Eine Wärmeinsel ist ein typisches Phänomen in urbanen Ballungsräumen, die aufgrund der Vielzahl an versiegelten Flächen eine höhere Lufttemperatur im Vergleich zum umliegenden Land aufweisen, was wiederum eine enorme Belastung für das Ökosystem sowie die menschliche Gesundheit darstellen kann. Die Gärten des ACROS tragen zu einer kühleren Umgebungstemperatur, der Reduzierung des Energieverbrauchs sowie der CO²-Emissionen in der direkten Umgebung maßgeblich bei.

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Auch über 25 Jahre nach seiner Fertigstellung im Jahre 1995 ist die grüne Pyramide Herzstück und Wahrzeichen Fukuokas und hat viele Architekten auf der ganzen Welt beeinflusst und inspiriert. Der japanische Star-Architekt Andō Tadao kommentierte einst, dass es wohl kein anderes Bauwerk gäbe, bei dem „die Natur die Architektur mit solch einer Kraft und einem solchen Charme dominiert“. In Zeiten des Klimawandels eine Eigenschaft, die mehr an Bedeutung gewinnt denn je.


Dieser Artikel erschien in der JAPANDIGEST April 2022-Printausgabe und wurde für die Veröffentlichung auf der Website nachbearbeitet. 

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